Allgemein

Nachrangdarlehen, geschlossene Fonds, Crowdfunding – Chancen und Risiken für Anleger!

Üblicherweise werden die Produkte beim Crowdfunding mit deutlichem Rabatt gegenüber dem später geplanten Verkaufspreis angeboten. Dieser Rabatt stellt dann die Rendite der Crowdfunder dar, die jedoch erst im Falle der Produktlieferung realisiert werden kann. Wird kein Produkt geliefert, bekommen Anleger also nicht einmal Zinsen. Mitspracherechte im Unternehmen gibt es auch keine und das Darlehen ist natürlich genauso wie das Nachrangdarlehen völlig unbesichert. Im Falle der Insolvenz würden die Ansprüche der Crowdfunder aber noch vor denen der Nachrangdarlehensgeber berücksichtigt werden.

Genussrechte: Beteiligung an Gewinnen und Verlusten!

Genussrechte sind eine weitere Form der Unternehmensfinanzierung. Sie stellen eine Mischform zwischen Aktie und Anleihe, also Kredit dar. Mitspracherechte haben Genussrechtsinhaber in der Regel keine, womit sie das Unternehmensergebnis kaum beeinflussen können. Gleichzeitig werden sie jedoch am Unternehmensergebnis beteiligt, und zwar in positiver wie negativer Hinsicht. Macht die Gesellschaft einen Verlust, kann der vom Genussrechtskapital abgezogen werden. Wie beim Nachrangdarlehen sind die Ansprüche von Genussrechtsinhaber nachrangig zu berücksichtigen. Eventuell vereinbarte fixe Zinszahlungen können wie beim Nachrangdarlehen ausfallen, sofern sich die Gesellschaft die Zinszahlung nicht leisten kann.

Geschlossene Fonds: Mitspracherechte, dafür keine Zinsen!

Gänzlich anders gelagert sind geschlossene Fonds, wie sie zum Beispiel für Anlagen erneuerbarer Energien, Schiffe oder Flugzeuge angeboten werden. Hier haben die Anleger ein Mitspracherecht und können die Geschicke des Fonds in Grenzen bestimmen, wenngleich der Zweck des Fonds von vornherein feststeht. Die Fonds werden in der Regel aufgelegt, um bestimmte langfristige Projekte zu finanzieren wie den Bau von Anlagegütern, die anschließend vermietet oder in Eigenregie betrieben werden.
Für das Mitspracherecht entfallen die fest zugesagten Zinsen (bzw. Rabatte wie beim Crowdfunding). Macht der Fonds mit seinem Geschäft keinen Gewinn, können die Anleger auch keine Auszahlungen erhalten.

Tückisch ist, dass die Fonds oftmals langfristige Anlagegüter finanzieren und diese kurzfristig vermieten. Bestes Beispiel sind Fonds, die den Airbus A380 finanzierten und anschließend verleasten. Die Laufzeit der Leasingverträge lag deutlich unter dem Abschreibungszeitraum des Flugzeugs. Als nach zehn Jahren Fluggesellschaften die Leasingverträge kündigten und keine neuen Nutzer gefunden werden konnten, mussten die Fonds das Abwracken und Ausschlachten der Flugzeuge beschließen. In diesen Fällen kamen die Anleger noch mit einem blauen Auge davon. Nicht immer läuft es so glimpflich ab. Es gibt auch Fälle, bei denen Anleger fast oder einen gänzlichen Totalverlust erlitten, weil die mit viel Fremdkapital finanzierten Anlagegüter des Fonds bei Wertberichtigungen des Eigenkapital des Fonds auffraßen.

Fazit: Der graue Kapitalmarkt bietet interessante, riskante Depotbeimischungen!

Bei allen Geldanlagen gilt es zu hinterfragen, warum Ihnen jemand ein augenscheinlich unwiderstehliches Angebot machen sollte. Niemand hat etwas zu verschenken. Wenn Ihnen jemand heutzutage 5% Zinsen anbietet, oder sogar mehr, dann steckt dahinter ein hoch riskantes Geschäft. Ich rate Ihnen nicht von solchen Geschäften ab. Allerdings empfehle ich Ihnen, sich vor allem auch die Risiken anzuschauen, nur einen kleinen Teil Ihres Kapitals zu investieren und vor allem in verschiedene Produkte verschiedener Anbieter mit verschiedenen Projekten aus unterschiedlichen Branchen zu investieren.

Als Depotbeimischung sind diese Geschäfte durchaus geeignet und ich selbst habe ich diverse Produkte des grauen Kapitalmarkts investiert. In der Regel waren die Gewinnausschüttungen geringer als prognostiziert. Manche Projekte wurden vorzeitig abgebrochen und manches Fremdkapital musste in Eigenkapital umgewandelt werden. Ein Crowdfunding-Projekt endete auch in einem Totalverlust.

Handelbar sind übrigens alle vorgestellten Produkte des grauen Kapitalmarkts entweder gar nicht oder nur sehr bedingt. So gibt es zwar Handelsplattformen für geschlossene Fonds. Doch Transaktionen gibt es dort für viele Fonds nur extrem selten. Für mehrere von mir beobachtete Fonds gibt es teilweise seltener als einmal im Jahr eine Transaktion. Investiertes Kapital ist also im Zweifelsfall unabänderlich gebunden.



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