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Nächster Kaufhaus-Konzern ist pleite, und weitere warten bereits!

Beispielbild für Rolltreppen in einem Kaufhaus

Der US-Kaufhaus-Konzern Neiman Marcus bezahlte am vergangenen Mittwoch die fälligen Zinsen für ausstehende Anleihen nicht. In der Welt der Anleihen dürfte das als Zahlungsausfall gewertet werden. Neiman Marcus ist nicht die erste Kaushauskette, die wenige Wochen nach Krisenbeginn Insolvenz anmeldet. Und es wird nicht die letzte sein. Etliche Handelskonzerne stehen praktisch schon Schlange, um ihrerseits Insolvenzanträge zu stellen. Der Median der Wahrscheinlichkeit für eine Insolvenz binnen eines Jahres beträgt für die Kaufhausbranche insgesamt 42,1%!

Einen Insolvenzantrag reichte Neiman Marcus übrigens nicht ein. Es ist also durchaus möglich, dass das Unternehmen zwar zahlungsfähig, aber nicht zahlungsbereit ist. Rechtlich gesehen besteht dann kein Grund, einen Insolvenzantrag zu stellen. Gleichwohl kann die Nichtzahlung fällig werdender Zinsen ein großes Problem darstellen, da ein solcher Fall als Default bzw. Zahlungsausfall gewertet werden und damit für Versicherungen eine teure Zeit anbrechen kann. Denn dann würden die Käufer von Kreditausfallversicherungen vorstellig werden. Zudem reduziert eine versäumte Zinszahlung natürlich die Bonität eines Unternehmens. Es dürfte Neiman Marcus in der Krise nun deutlich schwerer fallen, Kreditgeber zu finden, die eventuell (und wahrscheinlich) benötigte Liquidität bereitstellen. In der Regel wird das Problem durch deutliche Zinsaufschläge gelöst.

Die Krise der Kaufhaus-Konzerne begann schon vor Jahren!

Ein weiteres prominentes Beispiel für die Zahlungsunwilligkeit einer Kaufhauskette ist Galeria Karstadt Kaufhof, wenngleich das Unternehmen nicht börsennotiert ist. Der Konzern ist zwar nicht akut insolvent, es lag aber eine drohende Zahlungsunfähigkeit vor, so dass der Insolvenzantrag im Rahmen des Schutzschirmverfahrens gestellt wurde. Die Coronakrise ist lediglich Auslöser für die Insolvenzanträge, nicht der Grund für die Insolvenz. Der liegt bei vielen Kaufhauskonzernen im Geschäftsmodell, das schon seit Jahren schlicht nicht mehr aufgeht. Konnten sich die Konzerne schon in wirtschaftlich starken Zeiten nur noch unter größten Mühen der Konkurrenz erwehren, erdrücken nun eine Kombination aus hohen Miet- und Gehaltskosten und sinkenden Umsätzen die Konzerne.

In Zeiten von Lieferung binnen zweier bis 24 Stunden von Onlinebestellungen, hartem Preiskampf und explodierender Produktvielfalt bei gleichzeitiger Spezialisierung des Einzelhandels ist kein Platz mehr für Kaufhäuser, die von allem etwas auf riesigen Flächen anbieten, aber in keinem Warenbereich wirklich in die Tiefe gehen und große Auswahl anbieten können. Und so verwundert es kaum, dass S&P Global Market Intelligence den Median der Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz binnen 12 Monaten für die Kaufhausbranche bei mehr als 40% verortet. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei weniger als 10%.

Hilfsprogramme gehen an den Problemen der Kaufhäuser vorbei

An dieser Prognose ändern auch die diversen Hilfsprogramme in den USA und Europa wenig. Denn die sehen in der Regel Kredite vor, die der Kaufhausbranche jedoch nicht helfen. Gewinne, mit denen die Kredite zurückgezahlt werden könnten, wurden schließlich schon bisher nur spärlich gemacht. Und nun sind die Häuser vollgestopft mit Waren, die nach Aufhebung der Schließungsanordnungen kaum noch verkauft werden können. Am schlimmsten trifft es die Bekleidung. Aber auch in vielen anderen Bereichen wie Elektronik und teilweise sogar Spielzeuge sind die Produktzyklen inzwischen so kurz, dass sich in den Regalen bald veraltete Waren türmen werden. So haben sowohl Intel als auch AMD gerade den Generationswechsel bei Computerprozessoren vollzogen. In den Kaufhäusern stehende Computer werden also bei Wiedereröffnung alte Technik beinhalten, die nur noch mit Preisabschlägen verkaufbar sein wird.

Und es kommt noch schlimmer: Vielfach wurden Bestellungen für zum Beispiel Herbst- und Wintermode storniert. Ob dann im Herbst und Winter die Regale trotzdem gefüllt werden können, wenn Bestellungen im Sommer reaktiviert werden, ist fraglich.

Zwei heiße Kaufhaus-Kandidaten für die nächsten Pleiten

Ein heißer Kandidat für eine baldige Pleite ist der börsennotierte Kaufhaus-Konzern J. C. Penney, der schon seit mehr als einem halben Jahrzehnt keine Gewinne mehr machte. Eine fällige Zinszahlung wurde von J.C. Penney, genauso wie Neiman Marcus, nicht geleistet. Danach könnte es Macy’s treffen. Offenbar plant der Konzern, eine Anleihe mit dem eigenen Immobilienbesitz zu besichern. Das sind schlechte Nachrichten für die bisherigen Gläubiger. Denn wenn Macy’s den eigenen Grundbesitz an neue Kreditgeber verpfändet, bleibt für die alten Gläubiger im Insolvenzfall kaum noch etwas übrig, um die Schulden wenigstens teilweise zu bedienen.



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