Die Tech-Giganten wie Microsoft, Apple und Co waren derart stark gewachsen mit ihrer Marktkapitalisierung, dass sie viel zu viel Gewicht im Nasdaq 100-Index ausgemacht haben. Es ging nicht mehr so weiter, und so hat die Börse für den anstehenden Montag den 24. Juli ein sogenanntes Rebalancing beschlossen, eine Sonderanpassung. Die prozentualen Gewichte der Giganten am gesamten Nasdaq-Index werden sinken. Beim Klick an dieser Stelle dazu die Aussagen von Bloomberg und vom Börsenexperten Andre Stagge vom 18. Juli. Wie beurteilen Marktstrategen diese Anpassung? Hier dazu aktuelle Aussagen von zwei Anbietern.
Nasdaq-Rebalancing: Starbucks, Mondelez und Booking könnten in den Fokus rücken
Hier zeigen wir den aktuellen Marktkommentar von Roman Przibylla, Börsenexperte bei CAT Financial Products: Der Nasdaq-100 Index hat in diesem Jahr eine bemerkenswerte Performance gezeigt, mit einem Anstieg von über 42 %, weit über den 17 % des S&P 500, der als üblicher Maßstab für den Aktienmarkt gilt. Doch mit diesem starken Aufschwung sind auch Herausforderungen verbunden, die Nasdaq dazu veranlasst haben, eine „Special Rebalance“ für den Nasdaq-100 Index anzukündigen.
Der Index ist nach der Marktkapitalisierung gewichtet, was bedeutet, dass größere Unternehmen einen größeren Anteil der Investitionen erhalten. Aktuell konzentrieren sich die Gewinne auf einige wenige Top-Unternehmen, wodurch der Index unverhältnismäßig stark auf diese wenigen Schwergewichte ausgerichtet ist. Die fünf größten Unternehmen, darunter Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon und Meta Platforms, machen mehr als 43 % des Index aus. Mit Tesla und Alphabet an Bord erhöht sich der Anteil dieser sieben Unternehmen sogar auf über 55 %. Diese Konzentration hat eine Rebalancierung erforderlich gemacht, die nun das dritte Mal in der Geschichte des Index durchgeführt wird. Während bei den Top-Tech-Titel der Anteil reduziert wird, sollte sich bei Aktien wie Starbucks, Mondelez, Booking, Gilead Sciences, Intuitive Surgical und Analog Devices die Konzentration erhöhen. Das wird diese Titel wieder mehr in den Fokus rücken.
Die bevorstehende Neugewichtung wird sich auf viele Investoren auswirken, da der Nasdaq-100 bei Anlegern beliebt ist. Die Anpassung der Gewichtung könnte zwar kurzfristige Volatilität für die betroffenen Aktien bedeuten, aber Anleger sollten auch ihre Portfolios überdenken, um zu sehen, wie diese jetzt positioniert sind. Empfehlenswert ist, die Gewichtung der Top-Tech-Aktien zu reduzieren, um die Abhängigkeit vom Technologiesektor zu verringern. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn das Portfolio zu stark in bestimmten Bereichen konzentriert ist. Da auch der S&P 500 nach der Marktkapitalisierung gewichtet ist und die beiden Indexe oft von denselben Anlegern gehalten werden, besteht die Gefahr einer Überkonzentration, die möglicherweise nicht erkannt wird.
Nasdaq-Rebalancing: Erfolgreiche Tech-Experten setzen weiterhin nicht auf High-Flyer
Hier zeigen wir den Kommentar von Dr. Malte Kirchner, Head of German-speaking Europe bei DNB AM: Für den DNB Fund Technology hat das geplante Rebalancing des Nasdaq keine besonders starken Auswirkungen, da die Portfoliomanager dieses Klumpenrisiko seit jeher im Auge hatten. Das Team um Anders Tandberg-Johansen hat im Tech-Segment auch abseits der ‚Billionaires-Clubs‘-Titel für eine überdurchschnittliche Performance seit mehr als 20 Jahren gesorgt.
Das Rebalancing ist sicherlich durch die hohe Konzentration der Big Seven im Index notwendig und richtig. Kurzfristig wird das Handelsvolumen (Käufe und Verkäufe) zunehmen, besonders werden die passiven Fonds/ETFs, welche den Nasdaq-100 replizieren, betroffen sein. Mit der Neugewichtung müssen Fonds, die den Index originalgetreu nachbilden, einige ihrer Anteile an den „Big Seven“ verkaufen und ihre Positionen in kleinere Aktien aufstocken.
Der DNB Technology Fonds unterscheidet sich von den meisten Mitbewerbern darin, dass das größte Augenmerk auf dem Faktor der „relativen Bewertung“ liegt. Das heißt, die Portfoliomanager setzen nicht auf die High-Flyer, deren Bewertungsniveaus auf Basis der Fundamentaldaten für sie überhaupt nicht mehr nachvollziehbar waren. Sie setzen also zum Teil aktiv gegen den Markt und gegen die Benchmark. Dies wurde auch in den Jahren eines Growth-/Momentum-Umfelds diszipliniert durchgehalten. Damit haben sie sich in der Vergangenheit immer wieder positiv von den vielen anderen guten Tech-Managern abheben können, wenn der „Hype“ durch einen verstärkten Fokus auf Fundamentaldaten herausgefordert wurde.
Darüber hinaus gibt es im Tech-Segment viele weitere attraktive Themen, in die es sich lohnt zu investieren, wie z.B. KI, Gaming, Netzinfrastruktur, Cloud Computing, Cybersicherheit. Für Kursbewegungen, von denen der DNB Technology Fonds als bewertungsorientierter Investor profitieren möchte, scheint also auch zukünftig gesorgt zu sein. Dazu gehört der seit dem Jahr 2001 gepflegte Ansatz, durch Contrarian-/Value-Plays und das Vermeiden von „High-Flyern“ ein robustes Portfolio zusammenzustellen.
Foto: Who Is Danny – Freepik.com
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