Anleihen

Negativrendite für 30jährige deutsche Staatsanleihen – Kurve zu US-Papieren weicht ab

Geldmünzen

Und da ist sie wieder, die Negativrendite für die Laufzeit von 30 Jahren bei deutschen Staatsanleihen. Der deutsche Staat hat heute Anleihen mit 30 Jahren Laufzeit im Volumen von 1 Milliarde Euro angeboten. Die Nachfrage der institutionellen Investoren lag bei 1,63 Milliarden Euro. Die Rendite der Emission lag bei -0,04 Prozent nach +0,31 Prozent bei der vorigen Emission im Juni.

Bei -0,04 Prozent ist es für institutionelle Investoren immer noch besser in deutschen Staatsanleihen große Geldsummen zu parken als auf Bankkonten, wo ihnen die Negativrendite der EZB für Einlagen in der Regel weitergereicht wird mit -0,50 Prozent. Aber natürlich ist auch für institutionelle Zocker interessant auf weiter steigende Anleihekurse zu spekulieren. Seit der Juni-Emission stieg der Emissionspreis nämlich von 91,28 Prozent auf heute 101,04 Prozent (Anleihekurse notieren immer in Prozentpunkten). Fallende Renditen bedeuten steigende Anleihekurse und umbekehrt. Denn der Zins einer Anleihe (in diesem Fall 0,00 Prozent) bezieht sich immer auf den fixen Nominalwert von 100,00 Prozent – wenn der Kurs steigt, muss der Anleger mehr Geld ausgeben um die selbe Nominalverzinsung zu erhalten, daher sinkt seine Rendite.

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Wer am Anleihemarkt auf weiter fallende Renditen (jetzt auf eine weiter steigende Negativrendite) spekuliert, kann also mit weiter steigenden Anleihekursen gutes Geld verdienen. Deswegen sind Neuemissionen für Trader eine interessante Sache – zumal die EZB als ständiger hungriger Aufkäufer immer parat steht um zu hohen Kursen aufzukaufen. Schauen wir auf den folgenden Chart. Er vergleicht seit Dezember 2020 die Renditen für 30jährige deutsche und US-Anleihen. Die deutsche Rendite (blaue Linie) ist in den letzten Wochen wieder deutlich gesunken. Denn die Coronakrise nimmt wieder zu, und vor allem hat die EZB klar gemacht, dass sich ihre Geldpolitik noch für lange Zeit im Keller befinden wird.

In den USA sieht die Lage anders aus. Die Anzeichen nehmen zu, dass die Federal Reserve in den nächsten Monaten mit dem sogenannten Tapering beginnen könnte, also dem schrittweise Zurückfahren der Anleihekäufe, als Vorbereitung auf eine Zinswende im nächsten Jahr? Man sieht, dass das Renditeniveau in den USA mit +1,93 Prozent natürlich sowieso höher liegt also in Europa mit der Negativrendite für viele Staatspapiere. Und seit Juli sieht man in der orangen Linie, wie die US-Renditen nicht so stark zurückkommen wie die in der Eurozone – eben weil das Tapering womöglich bald beginnen könnte, also die Straffung der US-Geldpolitik – während die EZB die Eurozone weiterhin mit Gelddrucken und Nullzins „beglückt“.

Chart vergleicht seit Dezember 2020 deutsche und US-Anleiherenditen
TradingView Chart vergleicht seit Dezember 2020 die Renditen deutscher und US-Anleihen mit 30 Jahren Laufzeit.



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1 Kommentar

  1. Dr. Hans Dieter Jochum

    Kommentar zur Aussage: „Bei -0,04 Prozent ist es für institutionelle Investoren immer noch besser in deutschen Staatsanleihen große Geldsummen zu parken als auf Bankkonten, wo ihnen die Negativrendite der EZB für Einlagen in der Regel weitergereicht wird mit -0,50 Prozent. Aber natürlich ist auch für institutionelle Zocker interessant auf weiter steigende Anleihekurse zu spekulieren. Seit der Juni-Emission stieg der Emissionspreis nämlich von 91,28 Prozent auf heute 101,04 Prozent .

    Was ist, wenn der Preis wieder von 101 auf 91 Prozent fällt? Sind dann die oben zitierten institutionellen Anleger immer noch glücklicher als sie es mit der Geldanlage zu -0,50 gewesen wären? Da habe ich meine Zweifel. Obige Aussage beücksichtigt leider nicht, dass das Risiko bei beiden Varianten höchst unterschiedlich ist. Daher halte ich die Aussage des Referenten für äußerst fragwürdig.

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