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Negativzinsen ein Problem? BaFin spricht über Probleme bei Banken

Sind Negativzinsen ein Problem für die Banken? Grundsätzlich schon, möchte man sagen. Denn je geringer der Leitzins, desto geringer die Zinsmarge der Banken. Seit Jahren erhebt die EZB -0,40% Strafzins auf überschüssige Einlagen, die Banken bei ihr parken. Damit wollte sie die Banken animieren möglichst gar nicht erst Überschüsse zu haben, sondern mehr Kredite herauszureichen. Tja, das half wohl nicht so wie gedacht. Deswegen hat die EZB gerade erst den Negativzins auf -0,50% erhöht. Auf den ersten Blick noch mehr Strafe für die Banken. Aber es wurden Freibeträge geschaffen, welche die Banken entlasten werden.

Dennoch bleibt festzuhalten: Je länger die Phase der Null- und Negativzinsen anhält, desto mehr haben vor allem kleine Banken zu kämpfen. Sie müssen notgedrungen immer mehr „Produkte“ an die Kunden verkaufen und sich diverse Gebühren ausdenken, welche man den Kunden aufdrücken kann. Bislang funktioniert das gar nicht mal so schlecht, denn es machen ja de facto so ziemlich alle Banken mit. Da kann der genervte Kunde kaum ausweichen. Aber wie geht es weiter? Können die kleinen Banken auch die nächsten Jahre Negativzinsen weiterhin problemlos durchhalten? Das wollten BaFin und Bundesbank wissen, und haben daher eine Umfrage unter 1.400 kleinen und mittelgroßen Banken durchgeführt, die 38% des Marktes ausmachen. Die Kernaussage des Ergebnisses Umfrage lautet Zitat:

Die Rentabilität der kleinen und mittelgroßen Banken und Sparkassen in Deutschland (Less Significant Institutions – LSI) ist schwach. Die Aussicht auf ein anhaltendes historisch niedriges Zinsniveau macht einen weiteren Rückgang der Rentabilität sehr wahrscheinlich.

Und weiter heißt es:

„Der LSI-Stresstest 2019 hat unsere Einschätzung bestätigt, dass die Niedrigzinsphase eine erhebliche Herausforderung für die Banken darstellt“, sagte Raimund Röseler, BaFin-Exekutivdirektor für Bankenaufsicht, bei der Vorstellung der Stresstest-Ergebnisse in Frankfurt. So führte das Stressszenario zu einer Verschlechterung der harten Kernkapitalquote um 3,5 Prozentpunkte. „Gleichwohl sind die deutschen Institute im Durchschnitt auch im Stressfall solide kapitalisiert“, betonte Röseler.

Detailaussagen der Veröffentlichung zeigen, dass die Risiken der Negativzinsen noch beherrschbar zu sein scheinen. Aber hey… es war eine Umfrage, und keine Untersuchung! Hier weitere ausgewählte Aussagen:

Grundsätzlich erkennen die Banken die Herausforderung durch das Niedrigzinsumfeld und ergreifen Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Rentabilität. „Banken ziehen in ihren Planrechnungen vermehrt auch eine mögliche Weitergabe negativer Zinsen an Kunden in Betracht, bislang trifft dies allerdings vor allem Geschäftskunden und vermögende Privatkunden“, sagte Prof. Dr. Joachim Wuermeling, der für die Bankenaufsicht zuständige Vorstand der Deutschen Bundesbank. Banken und Sparkassen sind außerdem bereit, mehr Risiken einzugehen, um ihre Ergebnisse zu verbessern.

Auf ein Problem wird in den folgenden Aussagen hingewiesen: Sinken die Zinsen weiter, und die Banken können die Negativzinsen nicht an die breite Masse der Kunden weitergeben, dann zahlen sie richtig drauf (vereinfacht ausgedrückt). Zitat:

Auf Grundlage ihrer eigenen Plan- und Prognosedaten gaben die befragten Kreditinstitute im zweiten Quartal 2019 an, dass sie in fünf Jahren mit einem um 23 % gestiegenen Jahresüberschuss vor Steuern rechnen. Dies entspricht einem Zuwachs ihrer Gesamtkapitalrentabilität von 10 % (2017: -16 %). Die Gesamtkapitalrentabilität ist definiert als Jahresüberschuss vor Steuern im Verhältnis zur Bilanzsumme. Diese sehr positive Prognose kommt zustande, weil rund die Hälfte der Institute mit steigenden Zinsen kalkuliert hat. Die Banken und Sparkassen, die mit einer konstanten Zinsentwicklung geplant haben, rechnen hingegen mit einem Rückgang der Gesamtkapitalrentabilität um 2 %. Diese negative Entwicklung dürfte sich vor dem Hintergrund des seit der Umfrage weiter gefallenen Zinsniveaus verstärken. Die Simulationen der fünf vorgegebenen Zinsszenarien zeigen, dass sich die Ertragskraft der Banken und Sparkassen in Deutschland deutlich verschlechtern würde, wenn das Niedrigzinsumfeld andauert oder sich verschärft. Grund für die sinkende Gesamtkapitalrentabilität wäre vor allem, dass die Institute die rückläufigen Marktzinsen nur in geringerem Umfang auf die Einlagenzinsen umlegen würden.

Frankfurt Skyline - Negativzinsen ein Problem für Banken
Skyline von Frankfurt. Foto: pixabay / HendoBe



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2 Kommentare

  1. Produkte verkaufen wird für die Banken auch immer schwieriger. Von unzähligen Finanzblogs aufgeklärt, meiden immer mehr Kleinanleger den Bankberater/verkäufer, kaufen sich ein oder zwei ETFs und gut ist‘s.

  2. Die Banken funktionieren nicht so wie wir glauben. Fractional banking ist nur ein Stichwort. Das machen die offenkundig auch mit Kundengold in der Bondesrepublik. „Off ledger“ Buchungen und mehrfache Nutzung von Kundenunterschriften scheint Praxis zu sein. Warum nicht, wenn die öffentliche Hand das vormacht? Einseitige Verträge ohne Mitteilung der Bedingungen durch einfache Akzeptanz oder undurchsichtige Bestimmungen im Kleingedruckten. Das sind unsere Banken. Politiker und Bankdirektoren ab einem bestimmten Level wissen das. Deshalb ist der Absender über ein Bankensterben nicht traurig, viele haben es verdient! Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt und gilt deshalb auch ohne Unterschrift,

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