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Negativzinsen der EZB: Wie es der Bundeshaushalt schafft gleich doppelt zu profitieren!

Die Null- und Negativzinsen der EZB führen bekanntermaßen dazu, dass sich die Staaten der Eurozone zu traumhaft günstigen Zinsen Geld leihen können. Von der Bonität her extrem gut angesehene...

Von Claudio Kummerfeld

Die Null- und Negativzinsen der EZB führen bekanntermaßen dazu, dass sich die Staaten der Eurozone zu traumhaft günstigen Zinsen Geld leihen können. Von der Bonität her extrem gut angesehene Staaten wie Deutschland erhalten sogar für kurze Laufzeiten Zinsen dafür, dass sie sich Geld leihen. So verdient man pro ausgegebener kurz laufender Anleihe mal locker 40 Millionen Euro.

Unter anderem (!) dieser Umstand führte dazu, dass der gesamte deutsche Staatsapparat (Bund, Länder, Kommunen, Sozialversicherungen) letztes Jahr 36 Milliarden Euro Gewinn machen konnte. Es bleibt unglaublich, aber wahr. Anleger zahlen Zinsen dafür, einem Schuldner Geld leihen zu dürfen. Der Bundeshaushalt freut sich, die Kleinanleger kriegen in 20 oder 30 Jahren die Quittung, denn ihre privaten Rentenversicherungen und Fondssparpläne schütten dann deutlich weniger aus als gedacht – denn sie zahlen diese Negativrenditen an den Bundeshaushalt!

Der zweite Profit für den Bundeshaushalt

So profitiert Deutschland als Schuldner schon mal prächtig von den Negativzinsen der EZB. Aber Deutschland ist ja auch über die Bundesbank mit 18% an der EZB beteiligt, und hat so 18% der EZB-Gewinne aus dem letzten Jahr erhalten. Noch interessanter ist aber folgende Tatsache. Die EZB und ihr „Eurosystem“ (EZB + alle angeschlossenen nationalen Notenbanken wie die Bundesbank) verlangen ja von Geschäftsbanken seit geraumer Zeit -0,4% Strafzinsen auf alle überschüssigen Einlagen, die die Banken dort hinterlegen.

Denn wenn Banken es nicht schaffen genug Kredite herauszureichen, und somit zu viel Liquidität übrig haben, landet sie als Guthaben auf dem EZB-Konto der Geschäftsbank. Und dort bedient sich die EZB mit 0,4% Strafzinsen. Durchführen tut diese Belastung aber für die jeweiligen Geschäftsbanken in jedem Land die dort zuständige Notenbank, also bei uns die Bundesbank.

Die Gelder der Banken liegen in Frankfurt bei der Bundesbank, und sie kassiert auch als ausführendes Organ der EZB vor Ort die Negativzinsen von 0,4%. Und so geschah es, dass die Bundesbank in 2017 ihren Netto-Zinsertrag von 900 Millionen Euro in 2016 auf 4,2 Milliarden Euro in 2017 steigern konnte. Was für ein enormer Zuwachs! Man könnte also locker mehrere Milliarden Euro an den Bundeshaushalt abführen, der somit über den Umweg EZB/Bundesbank Geld aus den Geschäftsbanken absaugt!

Letztes Jahr führte die Bundesbank ihren Bilanzgewinn für das Jahr 2016 in Höhe von 399 Millionen Euro an den Bundeshaushalt ab. Dieses Jahr liegt der abzuführende Bilanzgewinn für 2017 bei 1,9 Milliarden Euro. Warum nicht höher bei so einem gigantischen Zinsgewinn dank der vereinnahmten Strafzinsen? Nun, die Bundesbank erhöht ihre „Wagnisrückstellungen“ um 1,1 auf 16,4 Milliarden Euro. Jens Weidmann begründet dies vor allem mit dem Zinsänderungsrisiko, dass sich aus einem wachsenden Wertpapierbestand (Anleihen) ergibt. Dazu die Bundesbank im Wortlaut:

Mit der Fortführung der Anleihekäufe seien die Zinsänderungsrisiken weiter gestiegen, so Weidmann. Aus diesem Grund stockte die Bundesbank die Wagnisrückstellung abermals auf, und zwar um 1,1 Milliarden Euro auf 16,4 Milliarden Euro. Im Geschäftsjahr 2016 hatte die Bundesbank die Zinsänderungsrisiken erstmals berücksichtigt. Sie entstehen durch ein wachsendes bilanzielles Ungleichgewicht zwischen langfristigen Aktiva und kurzfristigen Passiva. Aus den langfristigen Wertpapieren der Ankaufprogramme und den längerfristigen Refinanzierungsgeschäften wird die Bundesbank für viele Jahre sehr geringe Zinserträge erhalten. Gleichzeitig können sich die Erträge aus der Negativverzinsung der Einlagen bei steigenden Leitzinsen schnell in Zinsaufwendungen umkehren.

Bilanzsumme

Die Bilanzsumme der Bundesbank stiegt übrigens bis Ende 2017 auf einen Rekordstand von 1,7 Billionen Euro, was ein Plus von 330 Milliarden Euro darstellt. Hauptgrund ist natürlich die Bilanzausweitung aufgrund der EZB-Anleihekäufe. Die Bundesbank führt für die EZB vor Ort die Käufe deutscher Staatsanleihen durch, und pumpt somit folglich ihre Bilanz auf. Auch sei die Bilanz gestiegen aufgrund von Netto-Geldzuflüssen aus dem europäischen Ausland nach Deutschland.

Bundeshaushalt
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Foto: © Gaby Gerster / © Deutsche Bundesbank



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2 Kommentare

  1. „Der Bundeshaushalt freut sich, die Kleinanleger kriegen in 20 oder 30 Jahren die Quittung ..“
    Das halte ich für Wunschdenken. So lange wird es nicht dauern!

  2. Moin, moin,
    ich hoffe diese Seite (FMW) ist nicht von „Mutti“ übernommen worden. Wie hier bereits von einem Leser geschrieben, sehe ich die Quittung kommen. Nichts geht ewig für Null Euro. Am Ende steht das Ende.

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