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Netflix-Aktie Desaster – Kaufidee? Fondsmanager mit spannender These!

Netflix auf Fernseher schauen

Dienstag letzte Woche meldete Netflix seine Quartalszahlen. Es war ein Total-Desaster. Die Finanzdaten waren uninteressant. Der Markt schaute nur auf die desaströsen Daten zu den Neu-Abonnenten, die bei dem Geschäftsmodell des Unternehmens entscheidend dafür sind, ob die Wachstumsstory noch weiter intakt ist, und ob man folgerichtig auch den Aktienkurs noch weiter hoch jubeln kann. Die Netflix-Aktie stürzte wenige Augenblicke nach Veröffentlichung der Zahlen um 23 Prozent ab. Nach nun drei vollen Handelstagen nach diesem Desaster ist die Aktie von 348 Dollar kurz vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen auf 215,52 Dollar am Freitag Abend gefallen – das ist ein Verlust von 38 Prozent! Interessant ist auch: Der Verlust in der Aktie setzte sich nach dem ersten großen Absturz die folgenden drei Tage weiter fort, wenn auch nur noch in sehr geringem Tempo. Eine nach solch starken Abstürzen denkbare technische Erholung blieb aus – was kein gutes Zeichen für die Netflix-Aktie ist!

Netflix-Aktie abgestürzt – das Ende der Wachstumsstory hat die Märkte geschockt

Es war wie gesagt der große Schock bei den Abos, der Fondsmanager, Analysten und sonstige Experten Dienstag Abend so sehr entsetzt hat. Die Zahl neuer Abonnenten lag im ersten Quartal bei minus 0,20 Millionen (erwartet +2,5). Für das laufende zweite Quartal gab Netflix letzte Woche die Zielmarke von -2,0 Millionen neuen Abonnenten aus – hier lagen die Erwartungen aber bei +2,4 Millionen – damit war die große Wachstumsstory auf einen Schlag zerplatzt wie eine Seifenblase, und die Netflix-Aktie rauschte wie gesagt in wenigen Minuten nachbörslich in den Keller.

Netflix erwähnt in seinem Kommentar zu den Quartalszahlen die rückläufigen Abos von -0,2 Mio bei Erwartungen von +2,5 Mio Abos. Die Einstellung des Angebots in Russland und die Abwicklung aller bezahlten Mitgliedschaften in Russland wirkte sich mit -0,7 Mio Abos auf die bezahlten Netto-Neuzugänge aus. Ohne diesen Effekt hätte es netto +0,5 Millionen Abos gegeben. Aber auch dieses Plus wäre noch deutlich schlechter gewesen als die Erwartung.

Fondsmanager mit Analyse

Erling Thune, Co-Portfolio Manager des DNB Technology Fonds bei DNB Asset Management, hat zu den desaströsen Quartalszahlen einen sehr interessanten Kommentar abgegeben, mit einer spannenden These. Man sei bei allen TV-Sende-/Streaming-Aktien skeptisch gewesen. Die TV-Branche sei früher ein äußerst profitables Geschäft gewesen, das von einem Pay-TV-Bündel mit geringer Preiselastizität und geringer Wechselbereitschaft getragen wurde. Mit dem Streaming-TV wird laut Erling Thune nun das gesamte Ökosystem durcheinander gebracht. Netflix sei klarer Marktführer, und die anderen (Disney, Warner (HBO), Discovery, Comcast, Paramount und viele andere) würden aufholen, indem sie stark in Inhalte investieren und hoffen, in 3 bis 4 Jahren rentabel zu sein.

Blick auf Netflix-Abos – und spannende These für die Aktie

Erling Thune geht in seiner Analyse natürlich auf die überraschend schwachen Abonnenten-Nettozuwächse für das erste Quartal ein. Er erwähnt auch, dass das Unternehmen darüber hinaus angekündigt habe, dass die Gewinnspannen in den kommenden Jahren zurückgehen werden. Die Schätzungen für den Nettozuwachs an Abonnenten sind von fast 20 Millionen für 2022 auf etwa 5 Millionen gesunken. Erling Thune sieht bei Netflix nur noch ein einstelliges Gewinnwachstum in den nächsten Jahren, und er hält die drastische negative Kursreaktion der letzten Woche für gerechtfertigt. Und jetzt wird es interessant: Man habe die Untergewichtung im Fonds nun aufgegeben, da man der Meinung sei, dass Netflix zu einem Übernahmeziel für Unternehmen wie Apple, Comcast und Amazon geworden ist. Die Einschätzung der Fondsmanager hat sich laut Erling Thune bestätigt – die schwachen negativen Abonnentenzahlen würden eher die Vorsicht der Menschen bei ihren Ausgaben widerspielgen – dies sei weniger ein spezifisches Problem von Netflix.

Also: Ist Netflix mit der nun viel günstigeren Bewertung ein echtes Übernahmeziel für die Konkurrenz geworden, damit der Markt bereinigt werden kann, auf dem offenbar zu viele Streaminganbieter um Kunden kämpfen? Gerade Apple (so meine Meinung) will doch mit voller Kraft die Abhängigkeit des Konzerns vom iPhone minimieren. Wäre es da nicht die große Chance – bei dem gigantischen Cash-Berg des Unternehmens – sich Netflix einzuverleiben? Derzeit ist das Unternehmen an der Börse „nur noch“ 95,8 Milliarden Dollar wert. Ist das jetzt eine Kaufchance? Auf tiefem Niveau einsteigen und hoffen, dass Apple oder einer der anderen Mediengiganten mit einem netten Preisaufschlag für Netflix bietet? Entscheiden Sie selbst.

Chart zeigt Kursverlauf der Netflix-Aktie in den letzten zehn Jahren TradingView Chart zeigt Kursverlauf von Netflix-Aktie in den letzten zehn Jahren.



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