Märkte

Neue Öl-Schwemme aus Saudi-Arabien im Anmarsch

FMW-Redaktion

Das ging schnell – erst gestern wurde in Saudi-Arabien der alteingesessene Öl-Minister Al Naimi ausgetauscht. Und schon heute verkündet „Saudi Aramco“, das für 100% der Ölproduktion des Landes steht, seine Fördermenge weiter kräftig ausbauen zu wollen. Man stellt es nicht dar als Teil des Kampfes um Marktanteile, sondern im Gegenteil lediglich als Reaktion auf eine gestiegene Nachfrage der Kunden, die man ja bedienen müsse.

Ölpreis 1
Der Ölpreis (WTI) seit Anfang April.

Was man beim Wechsel Al Naimi´s hin zu seinem Nachfolger Khalid al-Falih vermuten konnte, tritt jetzt anscheinend ein – die Saudis fluten den Planeten mit ihrem Öl. So verkündete Saudi Aramco heute die weltweite Öl-Nachfrage (immer noch deutlich geringer als die Angebotsmenge) werde dieses Jahr um 1,2 Mio Barrels pro Tag steigen. Man selbst sehe besonders große Nachfragezuwächse aus den USA und Indien. Die steigende Nachfrage seiner Kunden wolle man bedienen, so Saudi-Aramco. Im Originalzitat von Saudi-Aramco-Chef Al-Nasser hört sich das so richtig passiv und ausschließlich Kundenservice-orientiert an, wie ein guter braver Dienstleister:

“We are meeting that call on us.“

Saudi-Arabien pumpt jetzt schon mehr als 10 Mio Barrels pro Tag. Die Russen pumpen auf Spitzenniveaus, und der Iran tut alles um seine Vor-Sanktionsniveaus zu erreichen. Ohne konkrete Zahlen zur Produktionssteigerung zu nennen, kann man die heutige Ankündigung von Saudi-Aramco als Kampfansage des Marktführers an alle seine Konkurrenten ansehen, dass man nicht nur seine Marktanteile verteidigt, sondern eher noch expandiert. Auch will man im Raffinerie-Geschäft seine Kapazitäten kräftig raufschrauben von derzeit 5,4 Mio Barrels pro Tag auf mindestens 8 Mio.

Wohl auch um den arbeitslosen Saudis ein Zuckerl zu bieten (ja, es gibt verdammt viele arbeitslose Saudis), erwähne Al-Nasser zusammen mit der Zulieferindustrie wolle man in den kommenden zehn Jahren 500.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Ein sensationeller Plan – nur wo sollen all die neuen Jobs herkommen? Aber egal, erstmal eine schöne große Zahl.

Noch vor wenigen Wochen war sich Saudi-Arabien (vordergründig) mit anderen großen Produzenten wie Russland einig, dass man die Öl-Fördermenge auf globaler Ebene einfrieren müsse, damit die Nachfragemenge endlich mal zur Angebotsmenge aufschließen kann. Von dieser Sichtweise hat man sich längst verabschiedet, wenn sie denn jemals ernsthaft existierte. Jetzt ist die Argumentation eben so, dass die Nachfrage so kräftig steigt, dass man eben auch sein Angebot kräftig steigern muss. Man will ja seine Kunden nicht enttäuschen.

Sicherlich hat diese neue Politik gaaaanz bestimmt nichts zu tun mit dem in den letzten Wochen gestiegenen Ölpreis, bei dem einige US-Fracker so langsam wieder daran denken ihre Produktion hochzufahren, weil der Produktions-Break Even näher rückt. Wer redet hier von einem Kampf um Marktanteile… ? Der Ölpreis hat eine kleine nicht ganz glasklare Unterstützung rund um die 43 Dollar, die aber schnell nach unten durchbrochen werden kann. Mal schauen, was der Markt aus den aktuellen saudischen Ankündigungen macht. Heute Abend um 22:35 Uhr kommen die API-Lagerbestände, morgen 16:30 die offiziellen Daten. Es ist zu vermuten, dass wie schon letzte Woche trotz rückläufiger US-Produktion die Lager in den USA noch voller geworden sind aufgrund gestiegener Importe.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Hallo,

    ja aber, wenn die Fracker dran denken, Ihre Produktion hochzufahren, sollte der Markt doch fallen, ist doch allês klasse ?
    Was passiert , sollten wir über die 50 USD steigen, werden da nicht „einige Ratten“ aus Ihren Löchern gekrochen kommen und sagen :

    Ja, der Ölpreis ist zu hoch, schädlich für die Wirtschaft, Aktienmarkt ade ? Dann also ist der (viel zu hohe) Ölpreis schädlich ?!?

    Denken wir einige Montate zuruck :
    gerade nach dem „komischen“ Jahreswechsel (für die Aktienmärkte), stand der Ölpreis enorm unter Druck, Tage von – 5 % waren teilweise normal. Normal war aber auch ,dass „Analysten“ superspannende tiefgreifende Analysen von sich geben mussten (die natürlich in Marktrichtung geschrieben wurden) :
    „Goldman Sachs sagt, der Ölpris fällt auf 20 USD, auf alle Fälle – wird Öl billiger als Wasser“ , usw.
    Aber natürlich „springen“ wir Menschen auf sowas – hinterher gesehen, ist man immer schlauer. ;) :D

    Ich hab mal von Kontrtaindikator-GS-Fonds gelesen – tolle Idee, gerade für die darbenden Hedge-Fonds :D

    Viele Grüße

  2. Bin mal gespannt, welche Begründung trotz dieser Meldung (Vermutung?) heute für die Aufwärtsbewegung am Ölmarkt wieder mal aus dem Hut gezaubert wird.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage