Anleihen

Trump-Zölle treiben Risikoprämien: ‘Neue Weltordnung’ am Anleihe-Markt

Trump-Zölle treiben Risikoprämien: ‘Neue Weltordnung’ am Anleihe-Markt
Das Gebäude des US-Finanzministeriums in Washington, D.C., USA. Foto: Bloomberg

Mit seinen Zöllen könnte US-Präsident Donald Trump nicht nur das Welthandelssystem neu ordnen, sondern – ungewollt – auch eine neue Weltordnung am Anleihemarkt schaffen. Seine Zollagenda zur Wiederbelebung der US-Industrie birgt jedoch die Gefahr, dass die Bereitschaft internationaler Investoren, langlaufende US-Staatsanleihen zu halten, untergraben wird – möglicherweise dauerhaft. Nach Bereinigung um die Inflation erreichte die Rendite 30-jähriger Anleihen in diesem Monat wieder den höchsten Stand seit der Finanzkrise. Anleihen sind ein zentraler Bestandteil der Finanzierungsstrategie, mit der Washington seine Haushaltsdefizite deckt.

Anleihemarkt: Trump schafft Unsicherheiten

Einem Bericht von Bloomberg zufolge sehen Anleihe-Fondsmanager bei BlackRock, Brandywine Global Investment Management und Vanguard derzeit viele offene Fragen, angesichts des jüngsten Verkaufsdrucks am amerikanischen Finanzmarkt. Kurz vor seinem 100. Tag im Amt hat der US-Präsident eine Vielzahl von Unwägbarkeiten geschaffen, die Händler dazu zwingen, sich auf mehr als nur die künftige Entwicklung der Zinsen zu konzentrieren.

Unsicherheiten gibt es zum Handelskonflikt ebenso wie zu Trumps Plänen in Sachen Steuerreform. Seine Politik erscheint oft sprunghaft. Unklar bleibt, welche Auswirkungen dies auf die bereits nachlassende Konjunktur haben wird, sowie auf die Inflation und die hohen Budgetdefizite. Auch bleibt zu sehen, ob Trump erneut drohen könnte, Notenbankchef Jerome Powell zu entlassen. Die Frage ist zudem, ob der US-Präsident aktiv einen schwächeren Dollar anstrebt.

Die gestiegene Unsicherheit führt nun dazu, dass Anleger die traditionell sichere Einstufung amerikanischer Staatsanleihen hinterfragen. Bei länger laufenden Papieren verlangen sie bereits höhere Renditen. Die sogenannte “Laufzeitprämie“ – der Risikoaufschlag, den Anleger fordern – liegt derzeit auf dem höchsten Niveau seit 2014.

“Wir befinden uns in einer neuen Weltordnung”, sagt Jack McIntyre, der mit seinem Team bei Brandywine ein Vermögen von rund 63 Milliarden Dollar (56 Milliarden Euro) verwaltet. “Selbst wenn Trump bei den Zöllen zurückrudern sollte, wird die Unsicherheit groß bleiben. Die Laufzeitenprämie wird damit erhöht bleiben.”

Ein Teil der Unsicherheit in Bezug auf Staatsanleihen könnte natürlich nachlassen, sollte Trump Handelsabkommen schließen oder weiterhin signalisieren, dass er eine Flucht aus Anleihen fürchtet. Finanzminister Scott Bessent wird am Mittwoch die neuesten Bond-Emissionspläne Washingtons bekannt geben. Er steht dabei auch vor der Aufgabe, die Investoren zu beruhigen.

Die Unsicherheit veranlasst McIntyre dazu, gegenüber seiner Benchmark weitgehend neutral zu bleiben. Die Ungewissheit verändert auch seine Einschätzung der Entwicklung langfristiger Anleihen im Falle einer Konjunkturabkühlung. Kurz gesagt geht er davon aus, dass die Renditen höher bleiben werden, als er es sonst erwarten würde.

Anleihen: Trump-Zölle treiben Renditen auf US-Staatsanleihen an

Weitere Flucht aus Anleihen bleibt aus

Eine massenhafte Flucht aus Treasuries ist nicht zu beobachten. JPMorgan Asset Management hält sie sogar für eine bessere Anlage als europäische Staatsanleihen. Und eine Auktion 30-jähriger US-Bonds in diesem Monat hat gezeigt, dass bei einem angemessenen Preis Interesse an dieser Laufzeit besteht. Das Ergebnis hat die Befürchtungen eines Käuferboykotts zerstreut — und die Langläufer-Renditen haben sich von jüngsten Hochs zurückgezogen. Im Gegensatz dazu stieg die Benchmark-Rendite 10-jähriger US-Anleihen wieder an und notiert aktuell bei 4,27 %.

Die Stimmung bleibt jedoch fragil. So erklärte Trump zwar letzte Woche, er habe “keine Absicht”, Powell zu entlassen. Seine Kritik am Fed-Chef lässt einige Anleger dennoch weiter um die Unabhängigkeit der Zentralbank bangen.

Die Allianz-Tochter Pimco verglich die gleichzeitige Schwäche von Dollar, US-Aktien und Treasuries in diesem Monat mit einer Situation, wie sie in Schwellenländern zu erwarten sei. Dennoch kaufte der 2 Billionen Dollar schwere Anleihemanager Staatsanleihen. Dabei hat sich Pimco jedoch auf der Laufzeitenkurve zurückgehalten und bevorzugt derzeit Papiere mit Laufzeiten von fünf bis zehn Jahren.

US-Präsident Donald Trump ist von seinen umfassenden „gegenseitigen“ Zöllen abgerückt, nachdem ein Selloff von Anleihen die Renditen der US-Staatsanleihen in die Höhe getrieben hatte. Doch wer sind die gefürchteten Anleihenwächter hinter seiner Kehrtwende?

Renditen bleiben hoch

Für Nervosität in Bezug auf Langläufer spricht auch dies: Nach Bereinigung um die Inflation erreichte die Rendite 30-jähriger Anleihen in diesem Monat den höchsten Stand seit der Finanzkrise. Seither ist sie zwar wieder gesunken, liegt aber immer noch über dem Niveau vom 2. April, als Trump seine Pläne für umfassende Zölle bekannt gab.

Für Vanguard besteht Spielraum für einen weiteren Anstieg des Risikoaufschlags, den Anleger bei längeren Laufzeiten fordern – insbesondere wenn die steigenden Defizite Washingtons zu größeren Anleiheemissionen führen.

“Die Laufzeitprämie ist nicht mehr niedrig, aber man kann auch nicht behaupten, dass sie historisch hoch ist”, sagte Rebecca Venter, Senior Fixed-Income-Produktmanagerin bei dem rund 10 Billionen Dollar schweren Vermögensverwalter. “Angesichts der fiskalischen Risiken im Hintergrund kann sich die Laufzeitprämie im Laufe der Zeit erhöhen.”

Vanguard rechnet in den USA dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von unter 1% und damit der schwächsten Konjunkturdynamik seit 2020. “Für das US-Haushaltsdefizit verheißt das nichts Gutes”, so Venter.

FMW/Bloomberg



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