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Neuer Chefvolkswirt macht den IWF gleich noch viel EZB-freundlicher

FMW-Redaktion

Maurice Obstfeld ist ein gutes Beispiel dafür, dass Institutionen immer auch von Menschen gemacht werden. Wechseln die Köpfe, ändern sich oft auch die offiziellen Statements der Institution, oder ihre Ausrichtung schlägt noch deutlicher in eine bestimmte Richtung aus. Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) ist Maurice Obstfeld erst seit September 2015 im Amt.

IWF-Maurice-Obstfeld
IWF-Chefvolkswirt Maurice Obstfeld. Foto: IWF

Wie auch sein Vorgänger ist Obstfeld vor allem Akademiker. Dieser Personenkreis beschäftigt sich vor allem gerne mit Theorien und Ideen. Die Realität sieht oft anders aus. Erst letzte Woche präsentierte Obstfeld recht „interessante“ Theorien zum Ölpreis und zur Weltkonjunktur. Jetzt springt er im Interview mit dem „Handelsblatt“ der EZB bei und verteidigit ihre Politik voll und ganz. Da hört man ganz klar den Freund von Paul Krugman raus… mehr Geld, mehr Geld, billig billig, Kredit, Kredit, dann wird das schon…

Obstfeld meint aktuell der deflationäre Effekt des niedrigen Ölpreises sei ein ernstes Problem, wenn die Notenbanken nicht mehr in der Lage seien ihre Zinsen noch weiter zu senken um die Inflation anzuheizen. Obstfeld sagte die EZB hätte ihr Pulver (Zinssenkungen/QE) noch nicht verschossen. U.a. wird er so zitiert:

„Der neue Ansatz der Europäischen Zentralbank die Kreditvergabe zu subventionieren könnte sich als ziemlich effektiv erweisen.“

Damit zielt Obstfeld auf die Tatsache ab, dass die EZB jetzt Banken mit Zinsgutschriften belohnt, wenn sie Kredite bei der EZB aufnehmen und auch tatsächlich als Kredite weiterreichen. Auch könne die EZB jetzt die Niedrigzinsen gar nicht anheben, so Obstfeld. Die Folge wäre eine steigende Arbeitslosigkeit – auch die Sparer würden unter einem Konjunkturabsturz leiden.

Damit stellt Obstfeld quasi als „schlauester Kopf und Stratege des IWF“, zu dem er ja ernannt wurde, eine Art „1 A Plus mit Sternchen“-Zeugnis für die EZB aus. Der IWF gilt in Finanzkreisen als die höchst angesehenste Autorität, nach der sich ja sogar Wolfgang Schäuble ausrichtet. Wenn die eine Rund Um-Belobigung bescheinigt, dann ist das schon was. Alles richtig gemacht, und zudem ist die Vorgehensweise sogar noch alternativlos. Darauf kann die EZB als Referenz verweisen.

Wo wir dem Akademiker Obstfeld recht geben möchten: Er wirft der europäischen Politik vor die EZB im Stich zu lassen. Man überlasse es der EZB (mit ihrer Geldschwemme) die Konjunktur in der Eurozone anzukurbeln. Es gäbe keine fiskalpolitische Unterstützung durch die Politik, und auch Strukturreformen blieben hinter den Ankündigungen zurück. Das sehen wir genau so. Irgendwie spricht die europäische Politik dieser Tage gar nicht über die Wirtschaft oder die Arbeitslosigkeit – man scheint die EZB zu einer Art Eurozonen-Wirtschaftsministerium umgewandelt zu haben, ohne es auszusprechen.

Für die Banken hat Maurice Obstfeld auch noch einen Kommentar übrig. Die sollten sich über die nicht vorhandenen Zinsen nicht beschweren. Damit brächten sie Ursache und Wirkung durcheinander. Die EZB reagiere ja lediglich auf die schwache Konjunktur und die Deflationsgefahren. Gelinge es die Konjunktur wieder zum Laufen zu bekommen, würden auch die Banken davon profitieren. Da ist er wieder, der Akademiker Obstfeld, der das „große Ganze“ im Blick hat. Dass jetzt hier und heute z.B. kleine Sparkassen ohne Zinsmarge dastehen und um ihr Überleben kämpfen, passt nicht in volkswirtschaftliche Theorien vom großen Ganzen.

Nachvollziehbar mag seine Logik sein von den Argumenten her. Argumentativ gibt er der EZB als „übergeordnete finanzielle Autorität“ das GO für noch mehr Zinssenkungen, noch mehr QE, noch mehr finanzielle Planwirtschaft. Dass diese Politik in der Praxis bisher wenig bis gar nicht funktioniert hat, und dass sie in der Realität viele „reale“ Probleme mit sich bringt, dafür ist in der Theorie-Welt des Akademikers kein Platz. Es geht beim IWF halt eben um das große Ganze.



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1 Kommentar

  1. Das ist ja ein offenes Geheimnis das der IWF eher der lockeren Geldpolitik, sprich dem Geld drucken zugeneigt ist. Das ist nicht erst unter Obstfeld der Fall…

    Generell kann ich den sog. Wirtschaftswissenschaftlern nicht wirklich etwas abgewinnen. Das sind Theoretiker die in ihrer akademisch theoretischen Welt leben, aber von den realen Vorgängen absolut keine Ahnung haben. Darum funktionieren deren Konzepte komischerweise auch immer…

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