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Nicht nur der Exportmotor in Deutschland stottert – jetzt schwächelt auch noch das Fusionsgeschäft

Wenn die Bedingungen für die Wirtschaft unsicher werden, tritt ein Mechanismus auf, den man auf neudeutsch Attentismus nennt. Abwarten, bis sich die Verhältnisse klären, was für die großen Konzerne bedeutet, dass man sich erst mal mit Investitionsentscheidungen zurückhält, bis man über die Rahmenbedingungen Klarheit hat. Damit sind derzeit in erster Linie Zölle oder gesetzliche Rahmenbedingungen zu nennen. Jetzt wird, nach ersten Zahlen, aber auch eine Branche erfasst, die vor Jahresfrist noch richtig geboomt hat – das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen (M&A).

Der Boom ist zu Ende

Nach Jahren des Booms soll es 2019 einen Rückgang von bis zu 20% im Bereich von Fusionen und Übernahmen in Deutschland geben. Dabei setzte bei der Spitzendisziplin des Investmentbankings (M&A) im ersten Quartal bereits ein Schrumpfen von 67 % bei den Ankündigungen ein, wie der Finanzdatenanbieter Refinitiv ausgerechnet hat. Im ersten Quartal 2018 hatte es noch einen richtigen Rausch auf diesem Gebiet gegeben.

Und wen erschwischt es dabei besonders? Dreimal dürfen Sie raten, richtig, die Deutsche Bank. Den deutschen Branchenprimus traf es im ersten Quartal besonders deutlich. Das Geldhaus erscheint bei Refinitiv nicht mehr unter den ersten zehn Topadressen bei Fusionen und Übernahmen in Deutschland, in früheren Zeiten eine Unmöglichkeit. Man glaube zwar im Gesamtjahr wieder zulegen zu können, gerade nach einer Fusion mit der Commerzbank. Aber…..?

Auch das Geschäft mit Börsengängen (IPOs) ist im ersten Quartal richtiggehend eingeschlafen. Das Geschäft mit Aktienemissionen brach laut Refinitiv um 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Zuletzt hatte Volkswagen den Börsengang seiner Nutzfahrzeugsparte unter dem Namen Traton abgesagt.

Der Leiter des Bereichs Börsengänge bei EY, Martin Steinbach, fasste es so zusammen: „Eine Mischung aus Konjunktursorgen, Handelskonflikten und politischen Unsicherheiten wie dem Brexit hat viele Börsenkandidaten dazu veranlasst, zunächst abzuwarten und zu schauen, ob sich in den Folgequartalen wieder IPO-Fenster öffnen“.

Attentismus eben.

 

Die Deutsche Bank-Zentrale in Frankfurt. Foto: Thomas Wolf (Der Wolf im Wald) CC BY-SA 3.0



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