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Nicht nur der starke Dollar drückt auf den Ölpreis – Libyen als Problem für den OPEC-Deal

Man schaut ganz aktuell auf den immer stärker werdenden US-Dollar nach der gestrigen US-Zinsentscheidung, und sagt sich: Klar, deswegen ist der Ölpreis jetzt gerade so schwach. Die Korrelation...

FMW-Redaktion

Man schaut ganz aktuell auf den immer stärker werdenden US-Dollar nach der gestrigen US-Zinsentscheidung, und sagt sich: Klar, deswegen ist der Ölpreis jetzt gerade so schwach. Die Korrelation des fallenden Euro vs Dollar zum Ölpreis (Chart) ist ja auch nicht zu übersehen. Aber das ist definitiv nicht alles. Der geneigte Öl-Trader schaut jetzt ganz aktuell auch auf Libyen.

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Euro vs US-Dollar (orange) und der Ölpreis in Dollar (schwarz) seit gestern früh.

Das Land wurde von der OPEC aus Rücksicht auf das dortige innenpolitische Chaos von der Fördermengen-Reduzierung komplett ausgenommen. Dennoch war wohl unausgesprochen erwartet worden, dass Libyen dann wenigstens nicht weiter raufgeht mit seiner Fördermenge. Die OPEC alleine will um 1,2 Millionen Barrels pro Tag reduzieren. Die Internationale Energie-Agentur als Optimist unter den Beobachtern ging Anfang der Woche davon aus, dass durch die koordinierten weltweiten Mengenkürzungen die Nachfrage nach Öl um 600.000 Barrels über das Angebot steigen werde.

Alleine 400.000 Barrels davon werden wohl in Kürze aufgefressen. Denn wie nun bekannt wird, scheint sich die Lage in Libyen zu stabilisieren. Die Libyan National Army (LNA) bestätigt, dass eine wichtige Öl-Pipeline binnen nur eines Tages wieder eröffnet werde. Dadurch sei die nationale libysche Ölgesellschaft wieder in der Lage die Öl-Felder El Feel and El Sharara sozusagen wieder ans Netz zu bringen. Beide Felder haben die letzten beiden Jahre nicht mehr geliefert, und können so wie es sich anhört, wieder 400.000 Barrels pro Tag auf den globalen Ölmarkt bringen.

Das wäre schon mal mehr als Russland in den nächsten 6 Monaten insgesamt an Fördermenge reduzieren will. Auch hatte die (wenn man sie so bezeichnen will) staatliche libysche Armee zuletzt wichtige Öl-Terminals zurückerobert, was die bisherige Produktion von 600.000 Barrels pro Tag womöglich schneller über die 1 Mio-Grenze bringt, als man denkt. Nach Aussagen aus Libyen könnten 200.000 zusätzliche Barrels pro Tag sogar innerhalb weniger Tage hinzukommen, und insgesamt 400.000 in den nächsten Monaten.

Das platzt genau in die sechsmonatige Kürzungsphase, in der OPEC und Nicht OPEC-Staaten gerade so mühevoll und stolz verkündeten um insgesamt 1,8 Mio Barrels pro Tag kürzen zu wollen. Eine Farce. Aber wie gesagt, Libyen war ja ausgenommen von der Kürzung, und so genau hatte wohl niemand darauf geachtet, ob von der Seite ein Problem kommen kann. Der aktuelle Stand am Markt: Der Euro ist jetzt nur noch bei 1,0430 gegen den US-Dollar. Der WTI-Ölpreis ist vorhin immer weiter runtergerauscht, und liegt jetzt ganz kurz vor der 50 Dollar-Marke bei 50,08 Dollar, runter von 52,60 Dollar gestern Nachmittag. Die Libyen-Story dürfte weiter für schlechte Laune sorgen.



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1 Kommentar

  1. Danke fuer den Hinweis mit Lybien. Der Oelpreis (WTI) ist jetzt wieder dort, wo er am Freitag vor dem Opec-Russland Deal stand. Ein andere Erklaerung fuer den kontinierlichen Rueckgang als den starken Dollar finde ich auch nicht.

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