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Nobelpreisträger Shiller warnt: Alles wie in der Tech-Blase im Jahr 2000!

Nach der Trump-Rally fühlt sich Robert Shiller derzeit an das Blasen-Jahr 2000 erinnert: damals hieß es, man lebe in einer völlig neuen Ära, das Internet habe alles verändert, daher seien die klassischen Bewertungsmaßstäbe nicht mehr gültig. Anders als im Jahr 2000 erinnert sei es diesmal das Auftauchen des großen Führers, das völlig überzogene Wertungen rechtfertigen müsse..

FMW-Redaktion

Der amerikanische Ökonom Robert Shiller ist nicht nur bekannt für seinen Nobelpreis (den haben schon Ökonomen für Theorien und Erkenntnisse bekommen, die heute als klar wiederlegt und schädlich gelten!), sondern vor allem für das von ihm entwickelte Shiller-KGV. Im Gegensatz zum „normalen“ KGV misst das Shiller-KGV das Kurs-Gewinn-Verhältnis der letzten 10 Jahre, und nicht nur eines Jahres – womit viel bessere Aussagen darüber getroffen werden, ob Aktie oder Indizes teuer oder eben nicht teuer sind.

Natürlich – und das ist sogar häufig so – tendieren Dinge, die schon teuer sind, meist dazu, noch teurer zu werden. Weil das Publikum sich denkt: was teuer ist, muß gut sein, also kaufen wir das auch. Der menschliche Herdentrieb. Aber langfristig meist fatal, weil die Dinge dann doch irgenwann wieder auf ein gerechtfertigstes Preismaß zurück fallen – oder sogar in der Bewertung untertreiben.

Nach der Trump-Rally fühlt sich Robert Shiller derzeit an das Blasen-Jahr 2000 erinnert: damals hieß es, man lebe in einer völlig neuen Ära, das Internet habe alles verändert, daher seien die klassischen Bewertungsmaßstäbe nicht mehr gültig. Dass dem dann doch nicht so war, stellten die Märkte mit Platzen der Dotcom-Blase dann schmerzhaft fest. Shiller hatte auch vor dem Platzen der Immobilienblase in den USA gewarnt – und ebenfalls Recht behalten.


Robert Shiller
Foto: World Economic Forum from Cologny, Switzerland, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18195560

Nun sagt Shiller: was zu Zeiten der Dotcom-Blase der Glaube war, nämlich in einer Ära zu leben, in der alles anders werde, sei das nun der Fall mit Donald Trump und seinen Versprechen, Steuern zu senken, in die Infrastruktur zu investieren – und überhaupt wieder Amerika groß zu machen. Dazu sagt Shiller: diesmal ist es das Auftauchen des großen Führers, das völlig überzogene Wertungen rechtfertigen müsse, weil eben alles ganz anders werde. Dabei würden die Märkte nur das Potential für das Positive sehen – aber alle Risiken, die mit der Trump-Präsidentschaft eben auch verbunden seien, total ausblenden. Das etwa ist sichtbar im Volatilitätsindex VIX, der seit der Wahl Trumps um 30% gefallen ist. Was auch immer kommt – Brexit, Trump, Italien-Referendum – die Märkte steigen.

Ob wir in der Nähe des Tops sind, weiß auch Robert Shiller nicht. Schon im Jahr 1996 hatte er davor gewarnt, dass US-Aktien zu teuer seien – aber eben diese Aktien stiegen dann noch weitere 8% pro Jahr bis zum Platzen der Blase. Und so könnte es auch diesmal kommen! Und das, obwohl US-Aktien in ihrem Preis-Gewinn-Verhältnis (price-earnings ratio) auf dem Stand sind wie 1929, als die Blase platzte und die Große Depression folgte. Derzeit aber steht die price-earnings ratio noch 30% unter dem des Jahres 2000 – und vielleicht schafft die Trump-Rally es ja noch, auch diesen Rekord einzustellen! Wegen des großen neuen Führers und seinem Versprechen, dass nun alles anders werde..



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4 Kommentare

  1. Natürlich – und das ist sogar häufig so – tendieren Dinge, die schon teuer sind, meist dazu, noch teurer zu werden. Weil das Publikum sich denkt: was teuer ist, muß gut sein, also kaufen wir das auch. Der menschliche Herdentrieb

    Eigentlich langweilig, wenn was teuer ist, mag das „gut“ sein, der Anleihenmarkt ist billig – ist der Anleihenenmarkt „gut“ ?

    Nochmal, ist der Anleihenmarkt billig, welcher Markt ist teurer (vom KGV gesehen): der Anleihenmarkt oder der Aktienmarkt ? Shiller-KGV at its best… :D

    VG

    Marko

    1. Was habe ich missverstanden? Wo ist welcher Anleihemarkt angeblich billig?

  2. „…Robert Shiller ist nicht nur bekannt für seinen Nobelpreis (den haben schon Ökonomen für Theorien und Erkenntnisse bekommen, die heute als klar wiederlegt und schädlich gelten!),…“

    Sehr guter Hinweis. Das sollte man immer und immer wieder bedenken.
    Meinetwegen darf er auch gerne dem friedlichsten aller Friedensnobelpreisträger, B. Obama, die Hand reichen.

    „… das von ihm entwickelte Shiller-KGV. Im Gegensatz zum „normalen“ KGV misst das Shiller-KGV das Kurs-Gewinn-Verhältnis der letzten 10 Jahre, und nicht nur eines Jahres – womit viel bessere Aussagen darüber getroffen werden, ob Aktie oder Indizes teuer oder eben nicht teuer sind.“

    Die Betrachtungsweise halte ich für einen ausgemachten Blödsinn. Selbst wenn man ceteris paribus alle Umgebungsparameter außen vor ließe – was aber unzulässig ist. Aber selbst dann, wenn wirklich nur Kurs und Gewinn betrachtet würde.
    Ein durchschnittliches KGV der letzten 10 Jahre von sagen wir 15, sagt Nullkommanix darüber aus, ob die Aktien heute zu teuer sind, falls sie mit einem KGV von 30 bewertet sein würden. Evtl zeichnet sich ja gerade deutlich ab, dass eine Gewinnverdoppelung gegenüber den ersten 5 Jahren seiner Datenreihe nun tatsächlich Realität werden wird. Und dass diese Gewinne auch langfristig Bestand haben werden. Bisher hat sich zu höheren Kursen niemand zu kaufen getraut, weil die Gewinnperspektiven nicht nachhaltig genug schienen.
    Geschweige denn, hatten Anleger mit kräftigen Gewinnzuwächsen kalkuliert, wie sie es jetzt zumindest obendrein auch noch dürfen.
    Und wie gesagt, andere Parameter noch nicht mal berücksichtigt. (auch der Zins ist nur einer, wenn auch ein sehr Gewichtiger)

    Vielleicht sind amerikanische Aktien ja wirklich zu teuer – aber am Shiller-Dingsbums kann man das nicht festmachen. Wenn, dann ist das zufällige Übereinstimmung.

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