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Schatz in der Ostsee für Russland und USA Nord Stream 2 Deal wäre für Trump und Putin sehr attraktiv

Gibt es zwischen Russland und den USA einen Deal um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2? Ein Blick auf die brodelnde Gerüchteküche.

Russland-Fahne
Grafik: -Kar881am-Freepik.com

Die Gerüchteküche brodelt. Bis zum 9. Mai soll offenbar eine Einigung zu den Kampfhandlungen zwischen Russland und der Ukraine her. In diesem Kontext tauchte unerwartet die letzte noch verbliebene Erdgasröhre von Nord Stream 2 wieder auf, um sie mit amerikanischer Beteiligung in Betrieb zu nehmen. Kommt der Pipeline-Deal tatsächlich zustande, markiert das eine historische Wende in den Beziehungen zwischen den USA und Russland. Um Europa auf Kurs zu bringen, könnte Präsident Donald Trump mit Sicherheitsgarantien und Zöllen Druck ausüben.

Nord Stream 2: Investor aus den USA will einsteigen

Im letzten November berichtete die Washington Post, dass der US-Geschäftsmann Stephen Lynch, der einst eng mit dem russischen Ölkonzern Rosneft zusammengearbeitet hatte, den Pipeline-Betreiber Nord Stream 2 mit Sitz in der Schweiz übernehmen wolle. Da die Tochtergesellschaft des russischen Gaskonzern Gazprom auf der Sanktionsliste der USA steht, hat Lynch bereits im letzten Februar bei der zuständigen Behörde beim Finanzministerium einen Antrag eingereicht, um sich an einer möglichen Auktion zur Konkursabwicklung zu beteiligen.

Am 10. Januar verlängerte das Zuger Kantonsgericht für die hochverschuldete Betreibergesellschaft überraschenderweise die Frist der Nachlassstundung bis zum 9. Mai. Als Grund dafür steht im Bericht des Gerichts, dass die Gesuchstellerin, sprich Nord Stream 2, in intensivem Kontakt mit Finanzinvestoren stehe. Um welche es sich handelt, lässt sich nicht einsehen, da diese Stelle im Bericht geschwärzt ist. Zugleich ist im Bericht erwähnt, dass es sich aufgrund der komplexen geopolitischen und sanktionsrechtlichen Lage um ein außergewöhnliches Nachlassverfahren handle, auf das der Regierungswechsel in den USA und die Wahlen in Deutschland maßgebliche Auswirkungen haben könnten.

Gerüchte dringen durch

Im Zug der russisch-amerikanischen Gespräche zu einem Friedensabkommen mit der Ukraine verdichteten sich Gerüchte, dass die intakte Röhre von Nord Stream 2 möglicherweise die Grundlage eines Deals zwischen Präsident Wladimir Putin und seinem amerikanischen Amtskollegen Trump, zu dem Lynch gute Beziehungen haben soll, werden könnte.

Laut regierungsnahen Quellen in Washington und Brüssels soll der frühere Stasioffizier und Putin-Freund Matthias Warnig den Plan von der Inbetriebnahme des unbeschädigten Leitungsstranges in der Ostsee in Umlauf gebracht anheben. Des Weiteren soll Richard Grenell als Trumps-Sondergesandter für besondere Aufgaben mehrmals in die Schweiz gereist sein, um die Möglichkeit einer russisch-amerikanischen Vereinbarung auszuloten. Sowohl Warnig als auch Grenell dementierten das.

Schnelles Geld lockt

Da keine offizielle Stellungnahme oder sonstigen Hinweise vorliegen, ließen sich die Medienberichte hierzu als unhaltbare Gerüchte abtun. Zugleich drängt sich eine gewisse Logik auf, dass Trump und Putin solch einem Pipeline-Deal durchaus zuneigen könnten. Die Pipeline-Röhre ist betriebsbereit und verspricht schnelles Geld für beide Seiten. Für Immobilienmakler Trump ist das ein Geschäft genau nach seinem Geschmack, während Putin auf diesem Weg, Verluste auf dem europäischen Markt wettmachen kann.

Der Wegfall des Gastransits über die Ukraine zum Jahresbeginn war mit 15 Milliarden Kubikmeter Gas einschneidend. Mit einem Schlag wieder fast das Doppelte über die einst favorisierte Route von der Jamal-Halbinsel zur deutschen Ostseeküste zu bringen, wäre ein Hauptgewinn für Russland. Schließlich hat der Ausbau des nördlichen Transportkorridors Unsummen verschlungen und würde jetzt Einnahmen bringen, zumal Russlands Kriegswirtschaft sich im Abschwung befindet. Auch Putins langgehegtes Ziel, die Ukraine beim Gastransport auszuschließen, lässt sich auf diesem Weg doch noch erreichen.

Kehrtwende in den USA erzeugt Wellen

Was so verlockend profitabel daherkommt, hat für Trump indes einen doppelten Haken. Wie erklärt er seine Kehrtwende der heimischen Gasindustrie und dem verprellten Europa einschließlich Deutschland, das die Zertifizierung für Nord Stream 2 im Zug von Sanktionen der USA und nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine vor gut drei Jahren einstellte. In seiner ersten Amtszeit ist Trump gegen die Pipeline zu Feld gezogen und warf Deutschland vor, sich energiepolitisch abhängig zu machen. Wegen des Angriffskrieges in der Ukraine hat die EU beschlossen, bis 2027 aus dem russischen Gas auszusteigen. Jetzt soll sie wieder einsteigen?

Möglicherweise hat Trump hier die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Da die deutschen Terminals an Nord- und Ostsee nicht ausgelastet sind, könnten diese mehr Frachten aus den USA aufnehmen. Immerhin importierte im letzten Jahr Deutschland 90 Prozent seines LNG aus den USA, was der höchste Importanteil unter den Ländern in Europa ist. Das Ziel, den europäischen Markt mit noch mehr amerikanischem LNG zu bedienen, wird bei einer Aufnahme von Pipeline-Lieferungen in der Ostsee obsolet.

Der Milliarden-Schatz auf dem Grund der Ostsee mag Trump schon vor seinem Amtsantritt derart in den Bann gezogen haben, dass er die Kehrtwende vollzog und ihn in den Friedensgesprächen mit Putin als Verhandlungsmasse einsetzt. LNG-Tanker könnten schließlich weltweit operieren, so dass der Lieferausfall nach Europa für ihn als verkraftbar gilt. Um den Pipeline-Deal durchzudrücken, ließen sich Widerständler in Polen und
anderswo in Europa mit der Drohung von Truppenabzug und Zöllen gefügig machen.

Trump lässt Ukraine für den Schatz in der Ostsee über die Klinge springen

Der Eklat im Weißen Haus zeigte allen deutlich, wie Trump mit denjenigen verfährt, die sich seinem Diktat nicht beugen. Eine Abfindung der Ukraine mit einem Rohstoffabkommen ohne Sicherheitsgarantien ist nicht nur völkerrechtlich bedenklich, sondern trägt den Keim eines neuen Waffengangs von Russland in sich. Das Geld dazu liefert der Schatz in der Ostsee.

Der 9. Mai ist nicht nur der Stichtag zur Zwangsvollstreckung von Nord Stream 2, sondern in Russland der Tag des Sieges über den Faschismus 1945 in Deutschland. Auf der Tribüne auf dem Roten Platz stehen zur Abnahme der großen Militärparade seitjeher russische und befreundete Staatslenker. Dort den Triumpf über die Ukraine zu feiern, dürfte für Putin ein Symbol von immenser Wirkmacht sein, das Machthaber Josef Stalin und seine Nachfolger in der Sowjetunion in den Schatten stellt.

Lässt sich dazu die zweite gesprengte Röhre von Nord Stream 2 entgegen früheren Einschätzungen zügig reparieren, wie jüngst deutsche Medien berichteten, steigt der Kurs für den Schatz in der Ostsee aus Sicht von Zar Putin und King Donald dermaßen, dass sie ihre Gespräche darauf verfestigen dürften und einen Kompromissfrieden verkaufen wollen. Die Ukraine ist für Trump dabei ein hinreichender Einsatz, um durch den Schatz in der Ostsee an mehr Geld und Macht zu gelangen.



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1 Kommentar

  1. Man kann ja das russische Pipeline Gas zu amerikanischen LNG Preisen verkaufen bzw zur Erfüllung der amerikanischen Verträge nutzen und 1/3 2/3 mit putin teilen. Damit wären die Tanker frei für andere Ziele.

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