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Norwegen-Fonds mit gigantischem Gewinn – warum das hierzulande nichts wird

Das Opernhaus in Oslo als modernes Symbol für Norwegen

Gestern machte die Meldung die Runde in einigen Medien. Der norwegische Staatsfonds, der die Gelder aus den Öl-Einnahmen des Landes für die Bürger verwaltet, hat in den ersten sechs Monaten des Jahres umgerechnet 95 Milliarden Euro Gewinn gemacht, ein Gewinn von 9,4 Prozent. Dies liegt vor allem an den starken Kursgewinnen der vom Staatsfonds gehaltenen Aktien, insbesondere aus den Bereichen Technologie, Finanzen und Energie (hier die offizielle Mitteilung). Das ist doch schön für Norwegen, vor allem wenn man bedenkt, dass das rein rechnerisch 17.000 Euro Gewinn für jeden einzelnen der 5,6 Millionen Norweger bedeutet.

Öl-Staatsfonds kein Modell für Deutschland

Aus diesem „Government Pension Fund Global“ bestreitet Norwegen seine Sozialleistungen. Öl spült das Geld in die Kasse, dazu noch üppige Gewinne am Aktienmarkt – und so kann man ein wunderbares Auskommen finanzieren. Seit Jahren hat man stark in Aktien investiert, und erzielt damit natürlich enorme Renditen. Das erste Argument, warum das was man in Norwegen macht, in Deutschland nicht geht: 80 Millionen Menschen ist eine andere Größenordnung als 5,6 Millionen. Zweitens: Norwegen hat enorme Einnahmen aus der Förderung und dem Verkauf von Öl und Gas – das hat Deutschland überhaupt nicht.

Von daher würde es Deutschland schwer fallen einen neu zu gründenden Staatsfonds mit frischem Geld zu bestücken, und erst recht mit jährlich ständig neuen Geldzuflüssen. Gut, der deutsche Staat hat vor der Coronakrise jahrelang gewisse Finanzierungsüberschüsse erzielt – also mehr Einnahmen aus Ausgaben. Theoretisch hätte man dieses Geld für die Gründung so eines deutschen Staatsfonds nutzen können. Aber diese Überschüsse basierten vor allem auf den weggefallenen Zinsbelastungen für deutsche Staatsschulden und auf enorm gestiegenen Steuereinnahmen. Die aktuelle Krise zeigt, dass dies keine verlässlichen Parameter sind, um so einen Staatsfonds jedes Jahr mit frischem Geld zu füttern, damit überhaupt mal ein nennenswertes Anlagevolumen entsteht, aus dem wiederum nennenswerte Dividendenerlöse und Zinseszinseffekte entstehen usw.

Deutsche Rentenversicherung prädestiniert für Umstellung auf das Norwegen-Modell?

Abgesehen von diesen Themengebieten gibt es auch noch andere schwerwiegende Gründe, warum ein Staatsfonds-Modell in Deutschland nicht möglich ist. Wer genau hinsieht, der weiß es schon lange. Das deutschen Rentensystem ist längst pleite. Die gesetzliche Rentenversicherung spart das Geld der Einzahler nicht an um daraus Zinseszinseffekte oder Sonstiges zu erzielen. Nein, das eingezahlte Geld wird sofort wieder an die aktuellen Rentner ausgeschüttet – sozusagen von der Hand in den Mund lebt das deutsche Versorgungsmodell. Aber das funktioniert rein optisch derzeit nur noch, weil jedes Jahr gigantische Zuschüsse aus dem Steuerhaushalt umgebucht werden in die Rentenkasse.

Beim Klick an dieser Stelle finden Sie unsere Analyse zur gesetzlichen Rente in Deutschland. Letztes Jahr nahm die Rentenkasse durch Beitragszahlungen nur 224 Milliarden Euro ein, überwies an die Rentner aber 298,8 Milliarden Euro. Die Lücke von 74,8 Milliarden Euro musste der Steuerzahler ausgleichen. Und solche Defizite treten jedes Jahr auf, und werden tendenziell größer als kleiner. Also wäre das derzeitige deutsche Rentensystem doch eigentlich prädestiniert für eine Umstellung auf ein Staatsfonds-Modell? Nur mit welchem Geld? Soll der Staat vielleicht Extra-Kredite aufnehmen und für die zukünftigen Rentner auf Pump in Aktien investieren? Das ist wohl kaum denkbar.

Träge und feige Politik findet Aktien gar nicht gut

Aber lassen wir mal alle technischen und finanziellen Aspekte bei Seite. Warum wird das nichts mit dem Staatsfonds-Modell a la Norwegen in Deutschland? Die deutsche Politik tendiert schon jetzt eher in Richtung Sozialismus als hin zum Investieren in Aktien. Man denke nur an Olaf Scholz, der nur das Sparbuch kennt. Zwar sagte er zuletzt was von „Die Deutschen sollten auch Aktien kaufen“. Aber Scholz, Baerbock und Co denken wohl an alles andere als an einen investierenden Staatsfonds, der Renditen für die Bürger erzielt für zukünftig bessere Renten. Die Ideologie bei zu vielen Politikern wird wohl sein, dass Aktien kapitalistische Spekulation etwas Böses sind, und nichts mit staatlicher Rente zu tun haben dürfen.

Nein. Die deutsche Politik denkt schon seit Jahrzehnten nur darüber nach, wie sie immer wieder aufs Neue die Lücken in der Rentenkasse stopfen kann, und wie sie das weiter sinkende Rentenniveau den Bürgern möglichst schonend verkaufen kann. Zudem drückt man der Rentenversicherung noch neue Kostenblöcke auf wie die Mindestrente, und versucht für ein paar Jahre das Rentenniveau zu stabilisieren. Aber wer genau hinschaut, der sieht: Es sind nur kosmetische Versuche um das größte Schneeballsystem der Welt weiter am Laufen zu halten.

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Linke, Grüne, viele Sozialdemokraten und wohl auch CDU-Politiker wollen aus ideologischen Gründen und aus Angst am jetzigen Rentensystem festhalten (meine Meinung). Das Geld der Renteneinzahlern am Aktienmarkt investieren – das ist doch etwas Böses, das ist doch riskant usw. Und außerdem wird die Politik wohl kaum dem Bürger so eine Veränderung zutrauen. Lieber weiter machen im alten Trott. Bloß keine großen Veränderungen, lieber versuchen nach außen hin in allen Bereichen der Politik Stabilität zu präsentieren – halt das System Merkel. Olaf Scholz oder Armin Laschet als Kanzler werden am bestehenden Rentensystem in Deutschland nichts ändern – da kann man jede Wette drauf eingehen.

Aber wie wäre es zum Beispiel mit dem schwedischen Modell einer Altersvorsorge? Dort führt man 2,5 Prozent seines Bruttoeinkommens in Vorsorgefonds ab. Dabei kann man zwischen dem staatlichen AP7-Fonds und anderen Fondslösungen wählen. Die Fondsprodukte investieren zu hohen Anteilen in die globalen Aktienmärkte. Der AP7-Fonds hat mit jährlichen Gebühren von 0,11 Prozent extrem niedrige Kosten. In den vergangenen zehn Jahren schaffte er eine durchschnittliche jährliche Rendite von mehr als 14 Prozent (mehr dazu hier). Aber nein, die deutsche Politik traut sich nicht, ist träge, und hat Angst den Bürgern all zu große Veränderungen zuzumuten. Und je mehr Themen wie Klimakrise und Coronakrise die täglichen Schlagzeilen beherrschen, desto mehr fließen auch sozialistische Strömungen und Ideen unterschwellig in die Politik ein. Da passt selbst die Idee einer Auswahloption für zukünftige Rentner (teilweise Ansparen in Aktien) schon mal gar nicht ins Konzept.



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1 Kommentar

  1. Man solle es beim Namen nennen, wenn man 19,5 Milliarden an die EU freiwillig zahlt ist ein Dummkopf.
    Weitere 50 Milliarden für Wirtschaftsmigranten mit steigender Tendenz kann auch nicht ganz richtig im Kopf sein. Wer dann noch Atommächte wie China und Indien mit Entwicklungshilfen füttert muss nur noch ein Zettel im Kopf haben wo Hirn draufsteht.
    Die ganzen anderen Missstände und wie Steuergeld verschleudert wird will ich erst gar nicht aufzählen.

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