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Norwegen: Öko und Öl – was für ein Widerspruch!

Einerseits Öko-Vorreiter, andererseits Ausweitung der Öl-Förderung - wie paßt das zusammen?

Norwegen erscheint in diesen Tagen wie ein Musterland aus ökologischer Sicht. Energieversorgung mittels Wasserkraft, Verbot von Ölheizungen bereits ab dem kommenden Jahr, ein 50-Prozentanteil bei der Neuzulassung von Elektro-Kfz, keine Investments durch den riesigen staatlichen Pensionsfonds in Aktien von Waffenherstellern, Tabakfirmen – und Ölfirmen. Und hier beginnt der große Interessenskonflikt.

 

Norwegen und seine Ölförderung

Die Ölfunde in der Nordsee haben dem skandinavischen Land in den vergangenen 50 Jahren zu großem Reichtum verholfen. Seither hat sich die Wirtschaftsleistung im Pro-Kopf-Vergleich verzwanzigfacht – im Vergleich dazu Deutschland mit dem Faktor neun – Norwegen befindet sich in dieser Kategorie in einer Aufstellung des IMF an vierter Stelle weltweit hinter Luxemburg, der Schweiz und Macau (gut 81.000 Dollar pro Bürger). Die Einnahmen aus der Ölförderung fließen zu einem bestimmten Teil seit den 90-er-Jahren in den Staatsfonds, zur Altersvorsorge der Norweger – und für die Zeit nach dem Öl.

Jetzt wurde bekannt, dass Norwegen die Ölförderung in der Nordsee drastisch ausweiten wird, in einem Ölfeld, welches 2010 entdeckt wurde und zu den größten fünf Ölfeldern in der Nordsee zählt. Die Ölgesellschaft Eqinor, vormals Statoil, will die Produktion bis zum nächsten Jahr auf 440 000 Barrel steigern, immerhin um rund ein Drittel der norwegischen Ölproduktion.

 

Norwegen: Staatshaushalt, abhängig vom Ölpreis

Der von 80 auf unter 60 Dollar gefallene Ölpreis hat dazu geführt, dass man den Staatsfonds um 350 Millionen Dollar anzapfen musste, um Einnahmeausfälle zu kompensieren. Die Öl- und Gasexporte waren von 50 auf 30 Prozent des Exportvolumens gesunken, Norwegen verzeichnete plötzlich sogar wieder ein Außenhandelsdefizit.

Das neue Ölfeld, das den Namen eines norwegische Staatschefs, Johan Sverdrup trägt, kommt aus streng ökonomischer Sicht für das Land zur rechten Zeit. Bei Kosten für die Ölförderung von gerade 20 Dollar pro Barrel kommt ordentlich Geld in die Kasse, umso mehr, sollte sich der Ölpreis wieder erholen.

Die norwegische Krone und die Zinspolitik

Die Entwicklung des Ölpreises hat zu einer Abwertung der norwegischen Krone gegenüber dem Euro geführt – und zu einer Zinspolitik, die im Gegensatz zum weltweiten Zinssenkungswettlauf steht. Die norwegische Notenbank hat im Jahr 2019 bereits dreimal den Leitzins angehoben.

 

Ölförderung, Aktienrückkäufe und Aktienverkäufe, etwas aus Absurdistan

Wie erwähnt verabschiedet sich der norwegische Pensionsfonds u.a. von seinen Investments in Öl-Aktien. Die Firma Equinor, die zu zwei Drittel dem norwegischen Staat gehört, weitet die Ölförderung jedoch stark aus – und kündigte Aktienrückkäufe an. Das Unternehmen hat die Absicht bekundet, bis 2022 fünf Milliarden Dollar in den Rückkauf eigener Aktien zu investieren. Auf der einen Seite Ausstieg aus Öl-Aktien (Staatsfonds) und zugleich Einstieg (Equinor) – eine absurde Gemengelage.

 

Fazit

Anscheinend spielt auch in Norwegen das kapitalistische Prinzip der USA eine große Rolle: „Money makes the world go round“, entgegen aller Bekenntnisse die Förderung des Klimakillers erhöhen und zugleich das Instrument des amerikanischen „Financial Engineerings“, Aktienrückkäufe bei Ölfirmen in Staatsbesitz zu unterstützen – verrückte Welt.

 

Norwegen und seine widersprüchliche Energie-Politik

Bohrinsel vor Norwegen. Foto: Jarvin Jarle Vines / Wikipedia / Gemeinfrei



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1 Kommentar

  1. Machen doch alle.
    – Wo die Medien hinschauen, Ökoooo.
    – Hinter dem Rücken Geld verdienen und Macht erweitern.
    Die Abwrackprämie war die größte Umweltsünde der letzten Jahre. Hat niemand widersprochen, auch nicht die Grünen – die ja im Parlament die meisten Flüge nutzen – Umweltsauerei. Und die ja mit den E-Autos, wenn sie denn die Ölautos ersetzen, nur über Zusatz von Atomstrom gefahren werden können. Oder soll dann das Auto großteils verboten werden?
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    Amiland macht das mit den Kriegen doch immer schon so.
    – Vorne Demokratie verbreiten, Bürger vor Diktatoren retten.
    – Hintenrum ISIS aufbauen, Saudi Arabien im Sattel halten, Sadam Hussein und Gaddhafi waren gegen die Folgeregime Zuckerpuppen. In Syrien genauso. Die Amis haben den Krieg verloren, weil es gar nicht gegen den bösen Diktator Assad ging, sondern um Macht. Gegen Rußlands Einfluß. Und da haben die Syrer nicht mehr mitgemacht.
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    Diese Erkenntnisse sind selten, und so wird weiter in Norwegen Öl gefördert, um das Öko-Norwegen zu finanzieren.

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