Gas

Obacht für weiter steigenden Gaspreis – Streiks in Norwegen haben begonnen

In Norwegen begonnene Streiks fachen den Gaspreis und die Verknappungsängste in Europa weiter an.

Überirdische Gas-Speicher

Der europäische Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF ist weiterhin kräftig am Ansteigen. Nachdem er bereits gestern 13 Prozent auf 164 Euro zulegen konnte, sehen wir heute einen Anstieg um weitere 7 Prozent auf 174,42 Euro. Alleine seit Mitte Juni hat sich dieser für Europa maßgebliche Großhandels-Gaspreis mehr als verdoppelt! Im Chart sehen wir den Kursverlauf seit Anfang Februar. Übertroffen wird die aktuelle Kursrally nur noch von der Preisexplosion zum Ausbruch des Ukraine-Kriegs.

Streiks in Norwegen haben begonnen – Angst vor Verknappung bei Gas nimmt zu – Gaspreis steigt

Wie gestern bereits angesprochen, geht es nun los. Arbeiter in der Gas- und Öl-Industrie in Norwegen haben mit Streiks begonnen. Und das in dem Land, das nach Russland für die EU der wichtigste Lieferant für Gas ist. Dass sich der Gaspreis unter diesem Gesichtspunkt weiter auf den Weg nach oben macht, ist nachvollziehbar. Der Anbieter Equinor hat heute mitgeteilt, dass man eine sichere Abschaltung der Felder Gudrun, Oseberg Süd und Oseberg Ost veranlasst hat, nachdem Mitglieder der norwegischen Gewerkschaft Lederne ab Mitternacht in den Streik getreten sind.

Hintergrund des Streiks sei, dass die Mitglieder von Lederne in einer Abstimmung gegen den Vorschlag des Schlichters bei den Lohnverhandlungen für das Offshore-Personal zwischen den Arbeitnehmerorganisationen und dem Arbeitgeberverband, dem norwegischen Öl- und Gasverband (Norog), gestimmt haben. Die Gesamtproduktion von Gudrun, Oseberg Süd und Oseberg Ost beläuft sich laut Equinor auf rund 89.000 Barrel Öläquivalent (boe) pro Tag, wovon 27.500 boe pro Tag Erdgas sind. Weniger produzierte Mengen an Gas kommen auf den Markt, also steigt der Gaspreis. Für die Felder Heidrun, Kristin und Aasta Hansteen wurde eine weitere Verlängerung des Streiks gemeldet, die in der Nacht zum Mittwoch, 6. Juli, in Kraft tritt.

Für Equinor bedeutet dies, dass die oben genannten Anlagen eine kontrollierte Abschaltung der Produktion vornehmen werden, einschließlich des Tyrihans-Feldes, das an die Kristin-Plattform angeschlossen ist. Die Gesamtproduktion von Heidrun, Kristin/Tyrihans und Aasta Hansteen beläuft sich auf rund 333.000 boe pro Tag, davon 264.000 boe pro Tag Erdgas. Eine weitere Eskalation wurde für den 9. Juli bei Sleipner, Gullfaks A und Gullfaks C angekündigt. Die Folgen dieser Eskalation sind laut Equinor noch nicht klar.

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Frage: Kann es sein, dass die aktuelle Hysterie im Gaspreis wegen diesem Streik in Norwegen übertrieben ist? Denn wie so oft, kann man nach einer gewissen Streikzeit annehmen, dass man sich mit den Arbeitgebern einigt? Dann würde die vorige Gasmenge wieder gefördert werden. Es kann also sein, dass es sich nur um ein kurzfristiges und mengenmäßig überschaubares Phänomen handelt. Aber die Angst vor der Verknappung von Gas in Europa wird nun mal durch dieses Ereignis weiter angefacht, und Angst kann die Preise erst einmal weiter antreiben.

Kursverlauf im Dutch TTF Gaspreis seit Februar

Verknappungsangst schwebt über dem Gasmarkt – Nord Stream 1 und Freeport

Aber zum aktuellen Preistreiber (Streiks in Norwegen) kommen noch die anderen preistreibenden Faktoren für den Gaspreis hinzu, die seit Tagen und Wochen vorhanden sind. Die Flüssiggas-Verladeanlage Freeport in Texas, die seit dem 8. Juni ausgefallen ist, wird noch monatelang offline bleiben. Sie war die zweitgrößte in den USA, und bedeutende Mengen an Gas können nicht per Tanker nach Europa verschifft werden. Dies verknappt das Angebot in Europa, und drückt seit Wochen bereits den Gaspreis nach oben. Ebenso hängt Wladimir Putin mit Gazproms Pipeline Nord Stream 1 über dem europäischen Gasmarkt wie ein Damoklesschwert. Niemand weiß, ob nach der Wartung der Pipeline, die ab dem 11. Juli beginnt und gut 10 Tage dauern soll, wieder Gas gefördert wird, oder ob Gazprom die Durchleitung mit fadenscheinigen Begründungen bei Null belässt. Diese Angst war die letzten Wochen der Haupttreiber im steigenden Gaspreis, und bleibt es auch, wenn die Streiks in Norwegen in einigen Tagen vorbei sein sollten.



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