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Alarm-Signale häufen sich Nvidia: Der seidene Faden, an dem die KI-Blase hängt

Erhöhte Vorsicht angebracht

Nvidia KI-Blase hängt am seidenen Faden
Foto: Bloomberg

Wie jedes Quartal seit 2021 blickt die Finanzwelt wie das Kaninchen auf die Schlange, wenn Nvidia – als mit Abstand größter Produzent von Hochleistungschips für KI-Anwendungen – seine Quartalszahlen präsentiert. Aufgrund der Konstruktion der amerikanischen Börsenindizes ist das ein sehr entscheidender Faktor für das Fortbestehen der „Vollkasko-Börsen“ mit ewig bestehender Wachstumsgarantie. Im S&P 500 ist das Unternehmen inzwischen mit ca. 8% gewichtet – da kann ein überraschender Kursrutsch insbesondere aufgrund starkgehebelter Derivate (Stichwort: 0dte-Optionen) eine Lawine mit ungewissem Zerstörungspotential lostreten.

Also ist oberstes Gebot,  die Story des exponentiellen Wachstums von Nvidia (und damit der KI-Phantasie) auf Biegen und Brechen am Leben zu halten. Und es ist bis zu einem gewissen Grad auch (noch) bei diesen Nvidia-Zahlen wieder gelungen. Aber die Zeiten, in denen Kurssprünge von +20% für Nvidia durch das Übertreffen der Erwartungen nach Bekanntgabe der Zahlen möglich waren, scheinen nun vorbei zu sein.

Der Gegenwind für Nvidia beim Wachstum nimmt in vielen Bereichen massiv zu. Im geopolitischen Bereich entscheidend dabei ist, dass der (offizielle) China-Markt mit den abgespeckten H20 Prozessoren in diesen Monaten voraussichtlich auf nahezu null zurückfallen wird. Dieser Prozess hat begonnen, wird seine Auswirkung aber erst in den nächsten ein, zwei Quartalen wirklich zeigen.

China als größte reale Gefahr für die KI-Blase und Nvidia

Das ist allerdings nur das Signal, was China hier tatsächlich strategisch beabsichtigt: im KI-Bereich auf eigenen Beinen zu stehen und gleichzeitig das Einfallstor für Spionage mittels Datenklau durch die amerikanischen Produkte zu schließen. Eigentlich eigenartig, dass dieses Thema erst jetzt aufs Tablet gekommen ist – war ja andersrum bei chinesischen Herstellern von Mobilfunkinfrastruktur schon vor Jahren der Grund, sie vom Markt in den USA möglichst zu verbannen.

Aber China scheint das in Kauf genommen zu haben, weil man bisher technologisch nach wie vor zu weit zurücklag, um die notwendige Hardware in ausreichender Menge selbst herzustellen. Dass die Intelligenz vorhanden ist, die KI-Modelle und deren Algorithmen selbst entwickeln zu können, ist spätestens seit dem Launch von DeepSeek offensichtlich. Dieser unmittelbare Angriff auf die Vorherrschaft von Chat-GPT im Bereich der Sprachmodelle ist in den USA nach der anfänglichen Irritation über die Hardware-Effizienz von DeepSeek durch entsprechende mediale „Verräumung“ wieder zum Nullthema degradiert worden. Das ist schon deshalb erstaunlich, nachdem der gigantische Energiebedarf der KI-Infrastruktur zum zunehmenden inflationären Treiber durch Strompreiserhöhungen mutiert.

Die Aufhübschung der Braut – Schönheits-OPs in Permanenz

Auch darf an dieser Stelle das mehr als fragliche Vertriebssystem von Nvidia mit nachgelagerten Produzenten der Prozessoren-Racks zur notwendigen Clusterung der Hardware bis zur Bezeichnung Data-Center nochmals beschrieben werden. Diese Unternehmen sind durch Beteiligungen unter Kontrolle von Nvidia und kaufen den „Rohstoff“ in Form von Prozessoren auf Kredit. Diese Kredite werden wiederum von Investoren (zum Beispiel BlackRock) gegeben und mit den gekauften Chips als „Sicherheit“ hinterlegt. Eine vermutlich nicht illegale, aber mehr als fragliche und fragile Konstruktion – zumal man, wie sich an den H20 Chips zeigt, schnell auf veralteter und somit unverkäuflicher Ware sitzt. Einen Vorgeschmack auf eine Teilimplosion dieser Konstruktion hat die Firma, die für dieses System beispielhaft steht – CoreWeave – mit seinem Absturz zuletzt eindrucksvoll bewiesen.

Weitere Schönungsmethoden wie die Auslotung der Grenzen der Non-GAAP Bilanzierung nimmt man inzwischen ohnedies als selbstverständlich hin. Dabei auch die im speziellen immer weiter ausufernde Inkludierung noch nicht realisierte Umsätze – also Forderungen an Kunden, wie die oben genannte „CoreWeaves“ und Konsorten, die mit einem nicht unerheblichen Ausfallsrisiko behaftet sind.

Um noch eine Allegorie zu bemühen, die sich in diesem Zusammenhang fast aufdrängt: das erinnert an jene medialen „Promis“, die sich durch die ausufernde Nutzung des „Schönheits“-Chirurgen zunehmend in Zombies verwandeln. Am Ende belächelt und nur noch dann eingeladen, wenn man einen Freak für den genüsslichen Schauer am Rückgrat präsentieren will.

Der ultimative financial engineering Trick

Was aber bei diesen Ergebnissen als wohl entscheidender Hinweis darauf interpretiert werden kann, dass hier etwas in Schieflage gerät oder schon geraten ist, ist die Ankündigung die ultimative Stufe des financial engineering Portfolios dieses Marktkapitalisierungs-Giganten zu zünden. Apple macht es seit langem vor – Stagnation des Geschäftsmodells wird durch Aktienrückkäufe und somit Angebotsverknappung der eigenen Aktien kompensiert – böse Zungen behaupten, künstlich von einem Hedgefonds mit angeschlossener iPhone-Produktion hochgehalten. So kündigt also nun auch Nvidia-CEO Jenson Huang ein Programm in der Größe von 60 Milliarden an, um die Märkte zu beruhigen. Man wird sehen, ob das bei dem potenziellen Verkaufsdruck, der in diesem gehypten High-Flyer bei der Implosion der „Story“ plötzlich auftreten kann, im Griff behalten werden kann.

Kratzer im KI-Lack – zuletzt hochfrequent

Dass diese KI-Geschichte zunehmend Kratzer bekommt, wurde neben dem oben geschilderten China-Ambitionen in den vergangenen Wochen durch verschieden Quellen zur ROI (Return on Investment)-Effektivität dieser gigantomanischen Investmentoffensive, inklusive den irritierenden Äußerungen des Gottvorderen der KI-Blase – Sam Altman von Chat-GPT – in ungewöhnlich hoher Frequenz befeuert. Zu raten ist also erhöhte Vorsicht hinsichtlich entsprechendem Korrekturbedarf für die KI-Blase und ihr Steckenpferd Nvidia..



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5 Kommentare

  1. Hallo,
    vielen Dank für die Info.
    Eines kann ich aber nicht nachvollziehen. Es ist buchhalterisch ganz normal nicht gezahlte Umsatzerlöse als Umsatz auszuweisen. Vielleicht haben Sie sich ja nur missverständlich ausgedrückt. Aber auch im HGB gilt, sobald man die Leistung erbracht, oder die Ware vertraglich zum Käufer übergegangen ist, ist der Umsatz realisiert, in die Gewinn- und Verlust-Rechnung aufzunehmen und für die noch nicht bezahlte Rechnung eine bilanzielle Forderung auszuweisen. Das ist ganz normal (das weiß ich, weil ich Buchhalter bin… ;-) ).
    Vielleicht mischen Sie das hier mit Anzahlungen, das wäre natürlich nicht korrekt.
    Ich meine diesen Satz von Ihnen:

    „Dabei auch die im speziellen immer weiter ausufernde Inkludierung noch nicht realisierte Umsätze – also Forderungen an Kunden, wie die oben genannte „CoreWeaves“ und Konsorten, die mit einem nicht unerheblichen Ausfallsrisiko behaftet sind.“

    Oder Sie müssten das nochmal klarer formulieren. Meinen Sie vielleicht, dass die Forderungen immer weiter steigen?.

    Gruß
    christian

    1. in einer (deutschen) bilanz sind umsätze (aus der guv) von forderungen aus lieferungen und leistungen (=unbezahlte umsätze) klar abzugrenzen. die us bilanzierungsregeln bieten wesentliche größere spielräume, was als umsatz berichtet werden kann. das verfälscht das bild im direkten vergleich entsprechend, da mögliche forderungsausfälle potentiell anteilig unterdurchschnittlich berücksichtigt bleiben können.

  2. Jensen muss ja vorbauen, aber die nun 74 MRD werden nicht reichen, wenn die Großen keine Steigerung mehr sehen und AKTIEN ZURÜCKGEBEN an NvidaRKProgramm, soll ja nicht die Kurse verderben.Und wenn´s für Staatspapiere 6-7 % gibt – da wird auch DT dumm Glotzen, wenn der Markt die Einpreist.
    Schönen Herbst Amerika

  3. Keine Angst, der seidene Faden an dem NVIDIA hängt, wird in nächster Zeit auf jeden Fall reissen.

  4. Von einer Aktie mit einem KGV von aktuell mehr als 50 und einem KBV von über 40 würde jeder der bei klarem Verstand ist die Finger lassen. Die Aktie von Nvidia ist aktuell hoffnungslos überbewertet. Eine der Grundregeln für den Aktienhandel lautet: „was hoch steigt kann tief fallen.“
    Das gilt aber nicht nur für Nvidia. Der gesamte Nasdaq und vor allem die Mag7 Aktien sind völlig überbewertet.

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