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Öl: Die Strategie der Saudis – und warum die Einfrierungs-Debatte Unfug ist..

FMW-Redaktion

Warum sollte die OPEC die Produktion kürzen – läuft doch eigentlich alles prima! Zumindest für die ölreichen Golf-Staaten, denn die Entwicklungen am Ölmarkt spielen vor allem den dominanten Saudis und ihren Satelliten-Staaten in die Karten. Offenkundig verfolgen die Scheichs einen Masterplan, der aus zwei Teilen besteht: erster Teil (der fast schon erledigt ist) ist das Herausdrängen der amerikanischen Fracking-Industrie aus dem Markt. Das ist weitgehend gelungen, wie die jeden Freitag Abend veröffentlichten rig counts zeigen: diese fallen konstant, derzeit insgesamt gibt es in den USA insgesamt noch 1551 aktive rigs (Öl und Gas zusammen genommen), so wenig wie seit 1999 nicht mehr.

Damit sinkt die amerikanische Ölproduktion. Fast noch wichtiger aber ist, dass die großen westlichen Ölfirmen ihre Investitionen stark zurück schrauben – und die Strategie der Golf-Staaten scheint darin zu bestehen, die absehbar damit einhergehende geringere Ölproduktion in den westlichen Ländern durch die Ausweitung ihrer eigenen Öl-Produktion zu ersetzen. Die Scheichs rechnen damit, dass die derzeitige Öl-Schwemme sich angesichts der sinkenden Produktion der großen westlichen Öl-Multis irgendwann in ein Angebots-Problem wandeln wird – und dieses fehlende Angebot will man dann ersetzen.

König-Salman-Saudi-Arabien
König Salman ibn Abd al-Aziz von Saudi-Arabien wird dieÖlprosuktion noch ausweiten
Foto: Gemeinfrei

Das zeigen die Pläne der drei Golfstaaten Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate. Alle drei werden ihre Produktionskapazitäten erheblich ausweiten – und das obwohl ihre Ölproduktion im Jahr 2015 ohnehin schon auf dem höchsten Stand seit 20 Jahren lag. Seit dem Jahr 2010 hat sich die Zahl der ausgebeuteten Felder in diesen drei Ländern mehr als verdoppelt – und das ist noch lange nicht das Ende! So wird Saudi-Arabien bereits im Juni mit der Förderung im Shaybah-Feld beginnen – damit kommen täglich 250.000 Barrel neu auf den Markt. Ende 2017 dann kommt das Khurais Feld hinzu mit weiteren 300.000 Barel pro Tag. Das alles, so meint die staatliche Saudi Aramco, wird die Saudis dann in die Lage versetzen, 12 Millionen Barrel täglich zu fördern, zwei Millionen mehr als heute.

Kuwait hingegen wird seine Produktion von derzeit drei Millionen Barrel pro Tag auf vier Millionen Barrel steigern bis zum Jahr 2020, ähnlich das Bild bei Abu Dhabi, das bis 2017 von drei Millionen Barrel auf 3,5 Millionen kommen wird. Sieht man sich diese Zahlen an, wird auch verständlich, warum etwa die Saudis sagen, sie würden bei einer Einfrierung der Produktion nur mitmachen, wenn auch der Iran mitmacht – im sicheren Wissen, dass das nicht passieren wird. Faktisch hat man gar kein Interesse die Produktion einzufrieren – wahrscheinlich nicht einmal kurzfristig. Die Saudis als dominanter Player werden ihre Produktion erhöhen, so wie es Russland, der Irak und der Iran macht. Wenn dabei die westlichen Ölförderer aufgrund des Preisverfalls dann über den Jordan gehen – umso besser!

Die US-Öl-Produktion ist nun seit ihrem Hochpunkt um 600.000 Barrel pro Tag gefallen. Das alles können und wollen die Golf-Staaten mühelos ersetzen. Das zeigt, wie stumpfsinnig die ganze Diskuission um die Einfrierung auf dem Januar oder auf dem Februar-Niveau wirklich ist. Mehr als Lippenbekenntnisse sind daher bei dem ominösen Treffen in Doha am 17.April nicht zu erwarten..



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