Die Exporte von Öl und Öl-Produkten aus den USA auf den Weltmarkt steigen auf einen Rekordwert. Laut gestern veröffentlichten Daten der US-Energiebehörde EIA stiegen die Exporte in der Woche bis zum 15. April auf das bisher höchste wöchentliche Volumen, wie aus Daten der Energy Information Administration hervorgeht. In der vergangenen Woche erreichten die Exporte aus den USA einen Rekordwert von 10,6 Millionen Barrel pro Tag.
USA erhöhen Exportmenge an Öl deutlich
Der Chart zeigt die Entwicklung der Exporte seit dem Jahr 1991. Im Jahr 2016 waren es noch weniger als 5 Millionen Barrels pro Tag im Export. Ende Dezember 2021 exportierten die USA noch 6,6 Millionen Barrels pro Tag, und wenige Tage vor Beginn des Ukraine-Kriegs lagen sie bereits bei 9,5 Millionen. Und jetzt sind es schon 10,6 Millionen Barrels pro Tag! Der Experte Javier Blas kommentiert dazu, dass die USA als „Ölfass der letzten Hoffnung“ fungieren für einen globalen Energiemarkt, der nach Öl hungert. Alleine im Vergleich vom 8. April auf den 15. April ist die tägliche Exportmenge für Rohöl aus den USA laut Daten der EIA von 2,18 auf 4,27 Millionen Barrels pro Tag gestiegen!
Russland baut ab
Anzeichen vor allem aus Indien zeigen, dass Russland für sein Öl auch andere Abnehmer findet, wenn vor allem Europa derzeit in großem Umfang russisches Öl meidet. Aber ob man wirklich in vollem Umfang gleich neue Abnehmer findet, daran sind Zweifel angebracht. Schauen wir dazu auf die russische Ölproduktion. Die Rohstoffexperten der Commerzbank merken heute an, dass sich der Rückgang der Ölproduktion in Russland fortsetzt. Nach 19 Tagen im April lag die Produktion bei durchschnittlich 10,1 Millionen Barrel pro Tag. Das sind rund 900.000 Barrel Öl pro Tag weniger als noch im März.
Die folgende von Javier Blas gezeigte Grafik zeigt die russische Ölproduktion seit dem Jahr 2005. Durch die Corona-Pandemie sackte die verständlicherweise dramatisch ab, weil die Nachfrage auch abstürzte. Aber jetzt nach dem Angriff auf die Ukraine sieht man den erneuten starken Absturz der Ölproduktion in Russland. Man könnte es so formulieren: Beim Thema Öl ist eine Art Verschiebung in Gange. Was Russland weniger produziert, und damit auch folglich weniger auf den Weltmarkt bringt, wird derzeit von den USA auf den Markt geworfen über stark steigende Exporte.
Das Gesamtbild
Natürlich werden hier nicht 1 zu 1 Mengen an Öl durch die USA ersetzt, die von Russland nicht mehr geliefert werden. Dazu ist der internationale Ölmarkt viel zu komplex. Aber im großen Bild, wenn man ein paar Schritte zurücktritt und das Gesamtbild betrachtet, muss ein anderer großer Player seine Angebotsmenge für den Weltmarkt hochfahren, wenn ein großer Player weniger bereitstellt, beziehungsweise wenn die Käufer von diesem Anbieter nichts mehr kaufen wollen. Und offenbar sind die USA derzeit der große Ersatzlieferant.
COLUMN: After 8 weeks of war, Russian oil production is finally succumbing to the impact of Western sanctions and self-sanctions. Production is down ~10% from pre-war levels, with output in recent days just below 10 million b/d | #OOTT via @bopinion https://t.co/5UzDSJJEqw pic.twitter.com/GwN2Z5VRwS
— Javier Blas (@JavierBlas) April 21, 2022
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
USA verdrängt die Russen vom Weltmarkt…
Ich dachte es ginge in erster Linie um die Freiheit, Demokratie und solche „Zeugs“…
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Der Anteil der USA an der globalen Ölversorgung ist auch vom Ölpreis abhängig. Das hängt damit zusammen, daß die US-Frackingölindustrie ihre Ölförder-Aktivitäten auch vom Ölpreis abhängig macht.
Ich verstehe das Problem nicht ganz. Nachdem Erdöl und Erdgas ja nur beschränkt vorhanden sind, bleiben Russland bei weniger Export mehr Reserven. Die dann womöglich in der Zukunft (wenn sich die Weltsituation bzgl Ru wieder etwas normalisiert hat, oder ein anderer Lieferant dann zum Oberschurken erklärt wurde) um noch höhere Preise verkauft werden können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass künftige Alternativen Öl verdrängen werden können. Schon alleine preislich nicht. Und der Ökogedanke dürfte auch nur im Westen deutlich ausgeprägt sein, sodass sich wohl immer ein Käufer für Öl finden lassen wird.