FMW-Redaktion
Vorbei die Zeiten, als die Petro-Dollars den Scheichs so ziemlich jeden Luxus ermöglichten. Daszu gehörte auch, den Sender Al Jazeera in den USA anzubieten, um die eigene Sicht der Dinge auch in US-Haushalte übertragen zu können. Inhaber von Al Jazeera Media Network ist bekanntlich die Herrscherfamilie von Katar, die schon die nachgewiesenermaßen korruptionsfreie FIFA dazu bewegen konnte, eine sinnfreie Fußballweltmeisterschaft dorthin zu verlegen – schon nach nur wenigen Jahren war ja der FIFA dann aufgefallen, das es in dem Wüstenstaat im Sommer gelegentlich heiß werden kann, weshalb die WM also im Winter stattfindet.
Angeblich, so die Al Jazeera Media Network, schließe man seine Aktivitäten in den USA am 30.April, weil es in den USA ein schwieriges Umfeld für Medien gebe:
Al Jazeera is shutting down its U.S. television and digital operations, citing a tough business climate for media companies.
“Our business model is simply not sustainable in light of the economic challenges in the U.S. media marketplace”.
Soso. Klar ist, dass der Sender in den USA seit Jahren Verluste schreibt, weil die Amerikaner eben nicht auf Ajatollah-TV stehen. Aber der eigentliche Grund dürfte sein, dass es den Kataris auch nicht mehr so gut geht, seit der Ölpreis kollabiert. Das zeigt ein Blick auf die massiv steigende Preise für Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) Katars:
Another casualty of cheap oil: Al Jazeera said it will shut down its American news channel. https://t.co/CEWyxXmBjB pic.twitter.com/Uf17KlGADf
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) January 13, 2016
Das Geld sitzt also bei den Wüstenprinzen offensichtlich nicht mehr so locker. Erst 2013 war der Sender gegründet worden, in einem Dutzend Büros in den USA arbeiteten immerhin 700 Angestellte, darunter führende Köpfe, die man von CNN abgeworben hatte. Letztes Jahr lag der Umatz bei 110 Millionen Dollar, man schrieb Verluste von 72 Millionen Dollar.
Dass das Geschäft für Fernsehsender ingesamt schwieriger wird, stimmt natürlich schon: vor allem der Siegeszug von Streaming-Diensten wie Netflix schadet den herkömmlichen Kanälen massiv. Aber dass Katar nun die Reißleine zieht, hat vor allem mit dem fallenden Ölpreis zu tun. Auch die Scheichs müssen den Gürtel nun enger schneller – und unser Mitgefühl mit ihnen ist geradezu grenzenlos..
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Die Araber schnallen den Gürtel enger und verkaufen sogar ihr Tafelsilber (der Börsengang). Offenbar rechnen sie nicht mit einer raschen Erholung der Ölpreise und erwarten eine längere Durststrecke. Sie müssen es ja wissen, weil sie sitzen an der „Quelle“.