Morgen könnte es spannend werden im Ölpreis. Gestern sackte Öl ab aufgrund von Hoffnungen über Verhandlungsfortschritte im Ukraine-Krieg. Aber diese Hoffnung erwies sich schnell als übertrieben. Mit aktuell 108,16 Dollar notiert WTI-Öl jetzt sogar höher als vor dem gestrigen Kursrückfall.
Ölpreis vor Anstieg? Morgen OPEC-Entscheidung
Morgen wahrscheinlich am frühen Nachmittag wird die OPEC mit ihren externen Partnern (Gesamtgruppe OPEC+) über die Öl-Fördermenge für Mai entscheiden. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass man von seiner üblichen Praxis abweicht, dass man pro Monat die Menge um jeweils 400.000 Barrels pro Tag anhebt. Bleibt es dabei, kann dies am Markt als Signal verstanden werden, dass die OPEC dem Weltmarkt nicht zu Hilfe kommt. Denn gerade der europäische Markt schreit derzeit regelrecht nach Ersatzmengen für russisches Öl – hier sieht man seit Wochen, dass sich private Einkäufer „selbstsanktionieren“. Mehr Öl von der OPEC als diese 400.000 Barrels pro Tag könnte als Entspannungssignal angesehen werden, was den Ölpreis zum Fallen bringen könnte. Aber wie gesagt – derzeit sieht es nicht danach aus.
Der Experte Javier Blas weist heute darauf hin, dass man derzeit handfeste Anzeichen sehe, dass die russische Produktion sinkt. Dies spräche für einen steigenden Ölpreis. Der derzeit laufende Lockdown in Shanghai dürfte der OPEC zumindest ein Argument geben, dass man nicht mit einer zu starken Anhebung der Öl-Nachfrage rechnet, und dass deswegen keine stärkeren Anhebungen der Fördermenge notwendig sind. OPEC-Generalsekretär Mohammad Barkindo sagte heute in einem offiziellen Statement zur Vorbereitung der morgigen Entscheidung, dass die Mitglieder der „Decleration of Cooperation“ (gleichmäßige Anhebung der Fördermenge) „Kurs halten“ sollten, und gegenüber den sich ständig ändernden Marktbedingungen wachsam und aufmerksam sein sollen. Wichtig ist für morgen: Russland ist Mitglied der OPEC+ – und es gibt keine Anzeichen, dass die Gruppe Russland ausschließen will. Und Russland dürfte wohl kaum daran gelegen sein, dass andere Förderländer mehr Öl auf den Markt bringen – als Ersatz für russisches Öl.
Russland will Rubel für Gas
Morgen wird womöglich in Moskau verkündet, wie nun der zeitliche Fahrplan aussieht – ab wann soll denn nun die Zahlung für Gas stufenweise auf Rubel umgestellt werden? Angedeutet wurde in Moskau heute auch, dass so eine Rubel-Pflicht auf andere Rohstoffe ausgeweitet werden könnte. Von daher könnten morgige Aussagen in Moskau zum Thema „Gaszahlung in Rubel“ auch auf den Ölpreis abstrahlen – wenn nämlich erneut Verknappungsängste für Öl am Markt die Runde machen.
OIL MARKET: If we add the drop in Russian production due to self-sanctioning and the drop in Kazakhstan output (due to the loading port problems), the market has already loss something like 600,000-to-700,000 b/d. And the bigger losses in Russia will come from early April #OOTT
— Javier Blas (@JavierBlas) March 30, 2022
From the JTC meeting today OPEC’s Secretary General Barkindo said: “We urge global leaders to follow this example of multilateralism to once again ensure an unhindered, stable and secure flow of energy to the whole world.” https://t.co/OUEYMXOtxe #OOTT #opec
— Amena Bakr (@Amena__Bakr) March 30, 2022
WTI-Ölpreis im Verlauf der letzten 30 Tage.
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