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Experten: „Russisches Öl findet keine Käufer mehr“ – die Gründe

Öl-Bohrinsel

Öl und Gas aus Russland fallen in Europa und den USA offiziell nicht unter die Sanktionen! Dennoch scheinen derzeit immer mehr Käufer russisches Öl zu meiden. Finanzierungen werden problematisch, ebenso wie Transporte, wenn sich – siehe gestern – zum Beispiel der weltgrößte Schiffstransporteur Maersk aus dem Russland-Geschäft zurückzieht. Auch kann man vermuten, dass zahlreiche Käufer sich erst gar kein rechtliches Risiko einfangen wollen, und gleich ganz Russland-Einkäufe vermeiden.

Experten verweisen auf stark rückläufiges Kaufinteresse für Öl aus Russland

Laut dem weltweit anerkannten Rohstoffexperten Javier Blas sagen heute Ölhändler, dass Russland derzeit keine Abnehmer für mehr als 2 Millionen Barrels Öl pro Tag hat, und dass diese Zahl aufgrund der „Selbstsanktionierung“ bald auf 4 Millionen Barrels pro Tag oder noch mehr ansteigen könnte – er verweist auch darauf, dass Russland bisher 8 Millionen Barrels pro Tag an Rohöl und Ölprodukten exportiert.

Der Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank titelt in seiner aktuellen Öl-Analyse „Russisches Öl findet keine Käufer mehr“. Seiner Einschätzung nach scheint der Ölmarkt mehr und mehr einen Wegfall der Öl-Lieferungen aus Russland einzupreisen (FMW: Was man heute ja auch am stark steigenden Ölpreis sieht). Immer mehr westliche Öl-Unternehmen würden ihren Rückzug aus Russland bekanntgeben. Zudem würden auch mehrere Reedereien keine Transportaufträge von und nach Russland mehr annehmen. So verwundere es nicht, dass das Kaufinteresse für russisches Öl schwindet.

Gestern stieg laut Carsten Fritsch der Preisabschlag für die russische Ölsorte Urals gegenüber Brent am physischen Markt auf mehr als 18 US-Dollar je Barrel, was es seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht gegeben habe. Auch bei diesem massiven Preisabschlag sollen die Öl-Händler keine willigen Käufer gefunden haben. Er erwähnt auch, dass Russland im Januar und Februar laut der Nachrichtenagentur Interfax durchschnittlich 4,6 Millionen Barrels Öl pro Tag exportierte. Sollte diese Menge größtenteils wegfallen, dürfte es seiner Meinung nach schwierig werden ausreichend alternative Anbieter zu finden. Die noch vorhandenen freien Förderkapazitäten wären dann nahezu aufgebraucht.

OPEC bringt aktuell keine Entlastung

Carsten Fritsch hat in seiner heute vor der OPEC+-Sitzung veröffentlichten Analyse auf diese wichtige Tagung verwiesen, und dass es wichtig sei, ob die OPEC+ Bereitschaft signalisiere dem Ölmarkt bei Lieferausfällen mehr Angebot zur Verfügung zu stellen. Wir hatten vor einer Stunde über die Entscheidung der OPEC+ berichtet. Eine offizielle Verlautbarung zur möglichen Notfallausweitung der Angebotsmenge gab es nicht. Lediglich die turnusmäßige Anhebung der Fördermenge um 400.000 Barrels pro Tag wurde beschlossen, was aber in keinster Weise für Erleichterung am Markt sorgt. Es bleibt also unklar, ob die OPEC+ oder nur die OPEC mehr Öl fördern würde, wenn Russland verknappt, oder wenn – wie es aktuell bereits geschieht – die Käuferseite die Finger noch stärker von russischem Öl lässt. Daher sehen wir aktuell, dass sich der Ölpreis nach der OPEC-Entscheidung nicht entspannt zeigt. Mit 110 Dollar im WTI-Öl liegt das Preisniveau aktuell ungefähr da, wo es auch vor der OPEC-Entscheidung war.



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2 Kommentare

  1. Ein wichtige Information von Bedeutung ist genau das, was alle Akteure an der Börse sich wünschen. Leider ist es mit der Brauchbarkeit von Analysemitteilungen in Finanzzeitschriften mehrheitlich nicht weit her. Zu 90% wird oft einiges aus anderen Quellen zusammengeschustert das sich interessant liest, ohne dass man eine genügende Sicherheit hat, dass dies auch eine brauchbare Information ist, oder überhaupt zutrifft.

  2. China nimmt Öl mit Preisabschlag bestimmt gerne.

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