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Öl: Saudis und Russen – warum das nicht funktionieren wird

Partnerschaften funktionieren immer dann, wenn man gemeinsame Interessen hat - das ist bei Saudis und Russen aber nicht der Fall..

FMW-Redaktion

Was gab es doch für Hoffnungen gestern, als der saudische Ölminister Falih eine „wichtige Mitteilung“ angekündigt hatte. Der Ölpreis schoss nach oben – und fand dann nicht ganz zufällig beim WTI-Öl (Oktober-Kontrakt) Widerstand bei 46,50 Dollar:

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Was ist von der vermeintlichen neuen Allianz zwischen den Saudis und den Russen zu halten? Das zeigt schon ein Blick auf die Minuten nach der wichtigen Mitteilung: während Russlands Energieminister Novak meinte, dass man im zweiten Halbjahr die Produktion einfrieren könne, egal auf welchem Vormonatsniveau, sagte sein saudischer Kollege das Gegenteil: nein, an eine Einfrierung der Produktion denke man derzeit nicht, dafür gebe es gar keine Notwendigkeit.

Es hat also nur wenige Minuten gebraucht, dass sich die zwei neuen Partner so vehement wiedersprochen haben. Und auch für diesen Widerspruch gibt es Gründe, auf beiden Seiten:

a) bei den Saudis klafft eine herbe Haushaltslücke, die Devisenreserven schwinden zunehmend, alleine in den ersten sieben Monaten diesen Jahres um 53 Milliarden Dollar auf den nun tiefsten Stand seit dem Jahr 2012. Dazu kommt, dass die Saudis neue Ölfelder erschlossen haben, und nun nach langer Vorbereitung endlich anfangen können, diese auszubeuten. Warum also jetzt die Produktion einfrieren – das macht aus Sicht der Saudis nachvollziehbarerweise wenig Sinn!

b) bei den Russen ist das Problem anders gelagert – sie haben Schwierigkeiten bei der Produktion aufgrund veralteter Technologie (auch wegen den westlichen Sanktionen). So schaffen es die beiden wichtigsten Ölfirmen Russlands, Rosneft und Lukoil, nicht wirklich, das Niveau ihrer Vorjahresproduktion zu überbieten (während kleinere und wenigere Ölfirmen ihre Produktion erhöhen können, aber das ist insgesamt zu wenig). Mit anderen Worten: die Russen sind schon an ihrer Fördergrenze, und haben daher weniger Bauchschmerzen, wenn es um das Thema Einfrierung geht!

Man hat also eine gänzlich andere Ausgangslage. Und es gibt alte Wunden: so versprach Russland im Jahr 2001 mit der OPEC zu kooperieren – und machte dann das Gegenteil: man fuhr Produktion und Export von Öl massiv nach oben und zerlegte damit die damals neue OPEC-Strategie.

Gleichwohl ist das neue Bündnis im kurzen Zeitfenster ein Hoffnungsschimmer für die Öl-Bullen – immerhin stellen beide Länder zusammen etwa ein Viertel der globalen Ölproduktion. Aber mehr als Verbalinterventionen und „Arbeitsgruppen“ werden wohl erst einmal nicht dabei herauskommen – die Fakten sprechen angesichts berstender Öl-Lager ohnehin eine ganz andere Sprache..



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