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Öl und US-Dollar – ein gigantisches Problem für die Schwellenländer

Aktuell gibt es ein Szenario an den Finanzmärkten, welches ein gigantisches Problem für die Schwellenländer darstellt. Da wäre zunächst mal die Zinswende in den USA, die schon voll in Gange ist. Die Zinsen werden von der Federal Reserve schrittweise immer weiter erhöht. Die Renditen für US-Staatsanleihen steigen somit immer weiter. Aktuell steigen sie besonders stark an auf 3,20% für die wichtigste Laufzeit von zehn Jahren (gestern noch 3,05%). Das sind gigantische Sprünge, auch wenn es von weitem betrachtet nicht so dramatisch aussieht. Aber es sind kräftige Anstiege!

Damit werden Geldanlagen in US-Staatsschulden für große institutionelle Investoren überall auf der Welt immer attraktiver, und bringen inzwischen oft mehr als Aktienanlagen. Daher wird der Geld-Sog Richtung USA immer stärker. Der US-Dollar steigt, und da sich wie üblich vor allem Schwellenländer in den letzten Jahren massiv in US-Dollar verschuldet haben, wird die laufende Rückzahlung nun immer teurer, weil man beispielsweise in Peso oder Lira immer mehr Geld auftreiben muss, um die selbe Menge US-Dollar kaufen zu können für die Bedienung der monatlichen Kreditrate.

Nicht nur der US-Dollar steigt – der Ölpreis klettert auch immer weiter

Alleine dies ist seit Monaten schon schlimm genug für die Schwellenländer. Ihr Problem wird seit Wochen noch extrem verschärft, weil parallel zum US-Dollar auch der Ölpreis immer weiter anzieht. Normalerweise tendiert Öl dazu die gegenläufige Preisentwicklung zum US-Dollar einzunehmen, weil Öl auf globaler Ebene in US-Dollar gehandelt wird. Aber nun steigen US-Dollar (orange) und Öl (schwarz) gleichzeitig an. Der folgende Chart zeigt, wie beide Kurse ab Dezember 2017 begannen fast parallel zu steigen.

Schuld sind hauptsächlich die USA mit ihrer Sanktionspolitik gegen den Iran. Und das, obwohl sich Donald Trump für seine heimischen Wähler doch so sehr billiges Benzin herbei sehnt! Nun müssen Länder wie Argentinien, Türkei etc nicht nur immer mehr Geld für Dollar-Schulden aufbringen. Sie müssen auch immer mehr für ihre Öl-Importe zahlen. Das macht viele dieser Länder doppelt fertig. Das sieht man ganz aktuell daran, dass die Inflationsrate in der Türkei bei sagenhaften 24% angekommen ist.

Für Benzin müssen die Autofahrer immer mehr bezahlen, genauso wie für alle anderen Güter, die aus dem Ausland importiert und in Dollar bezahlt werden. Und ja, die Kredite in US-Dollar – wir hatten sie schon erwähnt. Im Moment ist diese Situation ein tödlicher Cocktail für unzählige Schwellenländer. Dass die Börsen in den USA und Europa noch so gut laufen, kann man nur als Ignoranz des bevorstehenden Sturms bezeichnen. Oder liegt es an unserer falschen kleingeistigen Perspektive, aus der heraus wir völlig ignorieren, wie toll die Binnenwirtschaft in den USA doch läuft, mit all den sprudelnden Gewinnen der Konzerne?

Öl vs US-Dollar



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2 Kommentare

  1. @ C. Kummerfeld, Wenn schon die sicheren Staatsanleihen-Renditen stark steigen ist das der Todesstoss für die grösste Risikoklasse , ( meine alte Platte ) die UNTERNEHMENSANLEIHEN .
    Das wird die Firmengewinne arg strapazieren u. viele Firmen ruinieren.Gemäss kürzlichem FMW – Beitrag sind die Zinskosten nach den Lohn- u.Materialkosten der drittgrösste Kostenfaktor der Firmen.

  2. Guten Tag und Mahlzeit!

    Ich verfolge ihre Internetseite nun schon seit Jahren.
    Zuerst möchte ich mich bedanken für die vielen Informationen und Berichte die hier präsentiert werden. Danke dafür!

    Um ihre Schlussfrage zu beantworten, es liegt weder an der Ignorranz noch an der Kleingeistigkeit.
    Ich würde es als Ausweglosigkeit bezeichnen.
    Gaaaaanz grob gesagt. Alle sind pleite, alle haben Party gemacht, und keiner will die Zeche zahlen!
    Jeder, auch jedes Land, wälzt seine Schuldenlast auf andere. Dabei ist es vollkommen irrelevant ob jemand rechts oder links ist. Jeder meint er könne seine Luftschlösser einfach so finanzieren, zahlen wird schon wer anders.
    Und da die USA heute ungefähr da stehen wo die UDSSR Mitte/Ende der 80er stand ist, alles was passiert, eine Folge davon.
    Wie sie schrieben, die USA saugen, dem US-Dollar sei Dank, Geld aus dem Rest der Welt ab damit sie selbst nicht untergehen! Und nachdem die Schwellenländer tot sind, kommen die Industriestaaten dran. Wer sollte sie auch hindern?
    Die USA sind das Letzte! Weswegen sie auch so viele Kriege führen müssen, damit sie „frei“ wirtschaften können. Was dazu führt das sie immer verhasster werden, was immer mehr kostet, was immr mehr Kriege nötig macht, …
    Ein perfekter Teufelskreis! Oder kennen sie einen amerikanischen Politiker der diesen Imperialismus beenden will? Und wenn ja, denken sie das der ernsthaft gewählt wird? Bei den massiven Folgen die das für die USA hätte? DAS ist übrigens der Grund warum Demokratie nicht funktioniert.
    Kurzum. Zunächst kommen die Schwellenländer an die Reihe, dann wir und als letztes der Ami. Und erst dann fängt die grusselige Zeit an!
    Und wozu das alles?
    Es stimmt halt doch. Hochmut kommt vor dem Fall.

    MfG
    Reinhard

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