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Ölmarkt ausbalanciert, Venezuela wird zum größten Problem

Der Ölmarkt ist ausbalanciert. Das globale Angebot ist also im Gleichgewicht mit der globalen Nachfrage nach Öl. So verkündet es heute die Internationale Energie-Agentur...

Von Claudio Kummerfeld

Der Ölmarkt ist ausbalanciert. Das globale Angebot ist also im Gleichgewicht mit der globalen Nachfrage nach Öl. So verkündet es heute die Internationale Energie-Agentur (IEA) in ihrem Monatsbericht für März. Gut sieht man dies auch in den beiden Linien rechts in der Grafik am Ende des Artikels, wo sie beide parallel nach oben laufen (Nachfrage und Angebot).

Ölmarkt ausbalanciert

Auf der Datenseite habe sich laut IEA zum letzten Monatsbericht eigentlich nur die Nachfrageseite erhöht, so dass man seine Jahresprognose für die globale Ölnachfrage um 90.000 auf 1,5 Millionen Barrels pro Tag Wachstum angehoben habe (Menge dann 99,3 Millionen).

Bezüglich der Fördermengenkürzung der OPEC (1,2 Millionen Barrels pro Tag) habe die Gemeinschaft laut IEA derzeit eine Compliance-Rate von 147% erreicht. Also beträgt die Kürzung 147% bezogen auf 1,2 Millionen Barrels pro Tag. Ohne die ständigen Fördermengenrückgänge in Venezuela liegt die Compliance-Rate immer noch um die 100%.

Die IEA überschreibt ihren aktuellen Bericht mit der Überschrift „On balance“. Die Ausbalancierung im Ölmarkt gehe ganz eindeutig voran. Angebot und Nachfrage stimmen immer mehr überein. Auch die Lagerbestände in den OECD-Staaten fallen immer näher an den Fünfjahresschnitt, so die IEA. Risiken für die Ölnachfrage sehe man beim Protektionismus der USA, wodurch das Wirtschaftswachstum beeinträchtigt sein könnte.

Venezuela ist das Problem

Schon gestern hatten wir im Zuge des aktuellsten OPEC-Reports darüber berichtet, dass Venezuela immer weiter seine Fördermenge kürzt. Und zwar nicht weil man weniger fördern will, sondern weil das Land völlig in sich zusammenbricht. Der durch Korruption und technische Rückständigkeit geprägte staatliche Ölkonzern PDVSA kann einfach nicht mehr, und fährt die Förderung immer weiter zurück. Arbeiter bleiben ihrer Tätigkeit fern, offenbar oft mangels Bezahlung.

Es ist bizarr, mehr als bizarr. Venezuela verfügt über die größten Ölreserven der Welt, noch vor Saudi-Arabien und Russland. Dennoch liegt das Land am Boden, und kann aus technischer Sicht nicht mal die Ölförderung aufrecht erhalten, und die Bevölkerung hungert flächendeckend. Die sozialistische Regierung müsste nur über ihren Schatten springen, und ausländisches Know How ins Land holen. Dass man damit seinen Zugriff auf das eigene Öl nicht an ausländische Konzerne abgeben muss, beweisen die Saudis seit Jahrzehnten!

Aber nein, Präsident Maduro muss seine sozialistische Show durchziehen. Drum herum gibt es eben nur Feinde! Nach eigenen Angaben hat Venezuela im Februar 1,55 Millionen Barrels pro Tag gefördert. Schon das ist ein desaströser Rückgang von 2,15 Millionen Barrels in 2016. Die IEA geht davon aus, dass Venezuela das Hauptproblem für den globalen Ölmarkt ist, wenn es um eine kontrollierte Ausbalancierung von Nachfrage und Angebot geht.

Die Fördermenge in Venezuela soll bis Ende 2018 auf 1,38 Millionen Barrels pro Tag sinken. Das wäre die niedrigste Fördermenge seit 70 Jahren für das Land. Eine Katastrophen-Spirale, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. Gut, irgendwann könnten hungernde Massen sich entschließen Präsident Maduro und seine Genossen aus dem Land zu jagen – aber das ist Innenpolitik in Venezuela, das müssen die Bürger dort selbst entscheiden.

Die IEA sagt es klipp und klar. Venezuela könnte das „finale Element“ sein um den Ölmarkt in ein Defizit zu bringen, also dass weniger Angebot als Nachfrage vorhanden ist.

Aussichten

Bis 2020 sollen die Produktionszuwächse der Nicht-OPEC-Länder ausreichen und das Nachfragewachstum abzudecken. Danach benötige der Markt (aufgrund der starken Nachfrage) die bislang zurückgehaltene Angebotsmenge der OPEC und aus Russland. Das bedeutet für den Ölpreis: Laut IEA ist die Nachfrageseite auf Jahre extrem stark. Also langfristig alles positiv für steigende Ölpreise?

Ölmarkt



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1 Kommentar

  1. Der Förderrückgang in Venezuela ist sicher nicht darauf zurückzuführen dass die Regierung nicht mehr fördern möchte. Venezuela wird von den USA und allen westlichen Staaten schlicht sanktioniert, so dass keine höhere Förderung möglich ist. Kein westliches Unternehmen darf dort mehr Geschäfte betreiben, ohne Gefahr zu laufen gegen die Sanktionen zu verstoßen. Sanktionen dieser Art zielen immer darauf ab den Druck in der Bevölkerung zu erhöhen, sodass diese irgendwann einen Aufstand wagt. So ist es im Iran, so ist es mit Russland, usw. Nur sind solche Sanktionen fast nie erfolgreich und die Bevölkerung sind die Leidtragenden.

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