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Ölmarkt in der Sommerloch-Konfusion

Der Ölmarkt hat eine merkwürdige Woche hinter sich. Sommerloch-Konfusion, könnte man dazu auch sagen. Anfang letzter Woche ging es im Ölpreis spürbar bergab, nachdem Raffineriedaten aus China deutlich...

FMW-Redaktion

Der Ölmarkt hat eine merkwürdige Woche hinter sich. Sommerloch-Konfusion, könnte man dazu auch sagen. Anfang letzter Woche ging es im Ölpreis spürbar bergab, nachdem Raffineriedaten aus China deutlich weniger Nachfrage zeigten. Dann am Mittwoch folgten die wichtigen US-Lagerdaten für Öl. Erneut fielen sie auf Wochenbasis deutlich ab, diesmal um 8,9 auf 466,5 Millionen Barrels. Dieser Rückgang wurde im Ölpreis aber am Mittwoch in keinster Weise honoriert.

Im Gegenteil, der Ölpreis fiel sogar noch weiter um 1 Dollar auf 46,70 Dollar. Das war schon mal relativ unerklärlich. Dann kam am Freitag ein plötzlicher 3%-Anstieg um 17 Uhr deutscher Zeit. An den Rig Counts kann es nicht gelegen haben. Diese wöchentlich veröffentlichte Zahl der aktiven Öl-Bohrstellen in den USA wurde erst um 19 Uhr veröffentlicht, also zwei Stunden nach dem deutlichen Anstieg. Übrigens sank die Zahl der aktiven Öl-Bohrstellen um 5 auf 763.

Eher gegen einen Preisanstieg spricht die Tatsache, dass die jüngsten Vorabschätzungen für die aktuelle US-Ölproduktion einen Wert von 9,5 Millionen Barrels pro Tag annehmen – das höchste Niveau seit zwei Jahren! Amrita Sen von „Energy Aspects“ sagt jüngst dem WSJ, dass der zügige Rückgang in den US-Lagerbeständen in den letzten Wochen andeute, dass der Markt enger sei als alle denken würden. Der Preis für Öl müsse 10 Dollar höher notieren. Die Investoren seien zu ängstlich mit ihrem Blick auf eine steigende US-Fördermenge. Wenn die US-Fördermenge steige, und gleichzeitig die Lager weiter zurückgehen, sei das ein sehr bullisches Zeichen.

Na gut, dann müssen wir eben dennoch was zur US-Fördermenge sagen! Wie die Federal Reserve Bank of Dallas jüngst veröffentlichte, sind von Mai auf Juni 4.300 neue Arbeitsplätze in der Öl- und Gasindustrie nur in Texas geschaffen wurden. Viele dieser neuen Jobs kämen aus dem Bereich „Oilfield Services“, was auf einen konkreten Aufschwung bei der Förderung hindeuten könnte.

Und dann gibt es da noch einen interessanten Umstand. Nicht beim amerikanischen WTI-Öl, aber beim europäischen Hauptkontrakt Brent hat sich die Futures-Kurve verwandelt in die sogenannte „Backwardation“. Damit ist gemeint, dass der aktuellste Kontraktmonat auf höheren Preisen notiert als spätere Monate. Das ist normalerweise völlig unüblich. Spätere Monate notieren in der Regel höher, weil hier zum Beispiel höhere Kosten für die Öl-Lagerung für längere Zeiträume berücksichtigt sind. Die aktuelle Situation könnte weiter helfen Lagerbestände abzubauen, denn es wäre unrentabel Öl lange in Lagern zu halten, wenn das nicht in steigenden Preisen für zukünftige Monate berücksichtigt wird. Manche Analysten sehen in der Backwardation ein gutes Zeichen für eine reale Ausbalancierung des Ölmarktes.

Es ist derzeit eine schwierige Gemengelage zwischen guten und schlechten Nachrichten. Unterm Strich kann man sagen, dass der Ölpreis jetzt da steht, wo er Anfang letzter Woche auch stand, um die 48,50 Dollar herum.


Der WTI-Ölpreis seit 10. August.



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1 Kommentar

  1. Der Ölpreis ist niedrig der Euro steht „hoch“ zum Dollar aber an den Tankstellen kommt das nicht an! Oder haben wie gerade Reisezeit was die Ölkonzerne ausnutzen? Nein das machen die nicht.

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