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Ölpreis rutscht – unerwartete Saudi-Aktion

Saudi-Arabien will offenbar seine Öl-Fördermenge erhöhen. Der Ölpreis fällt. Dies wäre wohl ein interessantes strategisches Manöver.

Ölpumpen
Foto: Atlascompany-Freepik.com

Der WTI-Ölpreis fällt seit heute früh von 69,70 Dollar auf aktuell 67,49 Dollar (Chat zeigt Verlauf seit Juli). Was ist hier los? Interventionen von der OPEC und vor allem vom de facto Kartellanführer Saudi-Arabien sind in beide Richtungen möglich. In den letzten Wochen wies ich immer wieder auf die Möglichkeit hin, gerade die Saudis könnten ihre Fördermenge außerplanmäßig kürzen, um den Ölpreis hochzupushen. In der Vergangenheit gab es aber auch schon Fälle, wo man absichtlich mehr Öl förderte. Die Strategie dahinter war, den Ölpreis kurzfristig in den Keller zu drücken, wodurch alle Produzenten deutlich weniger verdienen. Damit erzwang man in der Vergangenheit eine erhöhte Disziplin, so dass Produzenten danach geschlossen weniger Öl förderten, um die Preise nachhaltiger steigen zu lassen. Die pure Taktik, sozusagen. Und aktuell sehen wir unerwartete Nachrichten von den Saudis!

Chart zeigt Ölpreis-Verlauf seit Juli

Ölpreis fällt – Saudis wollen sogar mehr Öl fördern

Aktuell könnte genau so ein taktisches Spiel starten. Letztlich wollen gerade die Golfstaaten das selbe – einen spürbar höheren Ölpreis, damit die Staatseinnahmen kräftig ansteigen können. Nur halten sich einige OPEC-Mitglieder nicht an ihre Fördermengenvorgaben, und zu viel Öl kommt auf den Markt. Wollen die Saudis jetzt eine „Disziplinarstrafe“ aussprechen? Erst den Ölpreis weiter fallen lassen, damit alle kapieren, dass nur eine breit angelegte konsequente Senkung der Fördermengen längerfristige höhere Preise bringt?

Bloomberg meldet aktuell: Saudi-Arabien will Berichten zufolge im Dezember seine Fördermenge erhöhen. Saudi-Arabien ist bereit, sein inoffizielles Ölpreisziel von 100 US-Dollar pro Barrel aufzugeben, um Marktanteile zurückzugewinnen, berichtete die Financial Times unter Berufung auf Personen, die mit den Überlegungen des Landes vertraut sind.

Und Vertreter der rivalisierenden Regierungen im Osten und Westen Libyens haben „eine Vereinbarung“ über Schritte zur Ernennung der Führung der Zentralbank des OPEC-Mitglieds paraphiert, wie die Vereinten Nationen mitteilten.

Die mögliche Wiederbelebung der saudischen und libyschen Produktion erfolgt, nachdem der Ölpreis Anfang des Monats auf den niedrigsten Stand seit 2021 gefallen war, was durch die Aussicht auf ein zusätzliches Angebot der OPEC+ und die düsteren Wirtschaftsaussichten Chinas noch verstärkt wurde. Die Internationale Energieagentur hat erklärt, dass die globalen Ölmärkte im nächsten Jahr mit oder ohne zusätzliche Lieferungen der OPEC+ überversorgt sein werden, dank eines Produktionsanstiegs außerhalb der Gruppe.

„Es gibt keinen Platz für mehr Öl der OPEC+ auf dem Markt, wenn das Kartell einen Ölpreis von fast 80 US-Dollar im Jahr 2025 anstrebt“, so die Analysten von A/S Global Risk Management in einem Bericht. “Wir schätzen, dass die Saudis versuchen, erheblichen Druck auf die Quotenbetrüger auszuüben.“

Kommentar

FMW: Da haben die Analysten von A/S offenbar den selben Gedankengang wie ich. Gerade jetzt wo der Ölpreis wacklig ist, die globale Konjunktur schwächelt und weniger Ölangebot von Nöten wäre, wollen die Saudis offenbar mit mehr Ölmengen „drohen“. Mal sehen, ob der Ölpreis die nächsten Tage und Wochen ordentlich fällt. Dann könnten in der Tat zahlreiche OPEC-Länder auf den Gedanken kommen, dass nur eine konsequent umgesetzte geringere Fördermenge aller Kartellmitglieder längerfristig die Preise auf höhere Niveaus bringen kann.

FMW/Bloomberg



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6 Kommentare

  1. Die Strategie des OPEC+-Mitgliedslandes Königreich Saudi-Arabien, im Rahmen eines Alleingangs in Sachen Ölfördermenge den Ölpreis sinken zu lassen, was dann bei der Öl-Allianz OPEC+ insgesamt dazu führen wird, daß einer geringeren Ölfördermenge einen entsprechenden Stellenwert eingeräumt wird, ist an sich nachvollziehbar. Die Öl-Allianz OPEC+ sollte aber zunächst versuchen, in Sachen Ölfördermenge mit einer Stimme zu sprechen.

  2. Merkwürdig. Eigentlich waren doch letztes Jahr die Experten (also die üblichen hysterischen Untergangsschreier hier und woanders) ganz sicher, dass Energie nochmal deutlich teurer werden wird und der große Knall erst noch kommen wird. Na dann halt 2025. Die Bankenkatastrophe soll ja auch 2025 kommen, nach dem 2020, 21…2024 doch noch ausgefallen sind.

    1. @ Stern

      Öl ist politisch. Und im übrigen konnte man exzellente Geschäfte mit Öl machen. Die Aktien sind trotz der Preissenkung ebenfalls relativ stabil und bieten gute Dividenden. Steigt Öl wieder (und das kommt sicher), steigen Aktien und Dividenden weiter. Energie ist der Schlüsselfaktor der Weltwirtschaft und Öl ist der wichtigste Energieträger. Ihr Gerede ist ein inhaltsleere Versuch Stimmung gegen irgendwen zu machen. Sie werden wissen, gegen wen?

      1. Ja, war nur etwas Gestänkere.

  3. Moin, moin,

    die „Experten“ können immer wieder daneben liegen, da sie von ihren „Vorhersagen“ nicht leben müssen. Sie sind in der Mehrzahl der Fälle Angestellte. Aber nicht jede „Fehlprognose“ der „Experten“ ist eine Fehlprognose. Es kann auch sein, dass das breite Publikum zu bestimmten Kauf- oder Verkaufstransaktionen gebracht werden soll. Ein Schelm wer böses dabei denkt. So hat jede Bank etc. ihre „Experten“, die das werte Anlegerpublikum von A nach B treiben, bspw. um Gebühren zu erwirtschaften oder die eigenen Bestände zu höheren Preisen zu verkaufen etc. pp. .

    Das Gegenteil eines „Bankexperten“ ist für mich ein selbständiger Trader. Seine Prognosefehler gehen zu Lasten seines Kontos.

    Fazit: Glaube nie einem „Experten“, auch wenn er ab und an richtig liegt. Erstelle anstatt dessen deine eigene Prognose und leite daraus deinen Handelsansatz ab.

    1. @ asyoulike

      Taleb hat das Prinzip dazu formuliert; Skin in the Game. Ich werte die Aussagen von „Experten“, die selbst nicht von dem betroffen sind, worüber sie „expertieren“ für wertlos, schlimmstenfalls korrumpiert.

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