Von Claudio Kummerfeld
Bei einem Ölpreis von aktuell unter 48 Dollar kommt es zur Kannibalisierung in der Fracking-Industrie, so hat es zumindest den Anschein. Der größte Fracking-Produzent im wichtigsten US-Förderfeld „Bakken“ in North Dakota bietet sich jetzt selbst zum Verkauf an!
Whiting Petroleum, Der größte Öl-Produzent in North Dakota, wo das „Bakken“-Feld liegt, holt mit der teuren Fracking-Methode Öl aus dem Boden. Da die Gewinnschwelle bei Fracking-Unternehmen je nach Beschaffenheit des Fördergebiets, und je nach Kapitalausstattung und Größe des Unternehmens unterschiedlich ist, kann man nur erahnen, besser gesagt mit gesundem Menschenverstand schätzen, dass Whiting Petroleum beim derzeitigen Ölpreis von derzeit unter 48 Dollar mit dem Fördern von Öl Verlust macht, und zwar jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, und dass seitdem der Preis im letzten Quartal 2014 von 80 auf rund 50 Dollar abstürzte.
Was seit Anfang der Woche als Gerücht aus gut unterrichteten Quellen herumschwirrte, scheint sich jetzt immer mehr zu bewahrheiten – Whiting Petroleum sucht nach einem Käufer für sich selbst. Das große Problem der Fracking-Industrie: die kleinen bis mittelgroßen Förderer haben keine richtige Kapitalbasis wie Exxon oder Chevron, sondern haben sich über JunkBonds zu horrenden Zinsen Geld besorgt. Diesen Zinsdruck müssen sie noch auf ihre Förderkosten oben draufschlagen und arbeiten somit fast totsicher defizitär. Möglich, dass große Ölkonzerne, die auf steigende Ölpreise in ferner Zukunft hoffen und einen langen (Geld)Atem haben, jetzt zuschlagen und Whiting kaufen. Aber das ist natürlich, wie so vieles an der Börse, noch reine Spekulation. Andere Fracking-Unternehmen dürften folgen, denn trotz allen Hoffens der Industrie steigt der Ölpreis einfach nicht.
Die Aktie von Whiting steigt heute um 1,4%, hat aber am Montag zur Eröffnung schon einen auffälligen Anstieg gegenüber Freitag hingelegt von 34 auf 38 Dollar.
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