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Die Gemengelage am Ölmarkt Ölpreis bei 100 Dollar? Das Risiko der OPEC-Verknappung

Spring der Brent-Ölpreis über 100 Dollar? Die Verknappung der OPEC spielt eine wichtige Rolle. Hier ein Blick auf die aktuelle Gemengelage.

Am 5. Oktober hatte die OPEC mit ihren externen Partnern im Rahmen der Gruppe OPEC+ beschlossen, dass man die Öl-Fördermenge im November um 2,0 Millionen Barrels pro Tag senken wird. Da einige Förderländer vorher nicht in der Lage waren Erhöhungen mitzugehen, entspricht diese offizielle Kürzung um 2,0 Mio in der Realität eher einer Kürzung um 1,0 Mio pro Tag. Aber dennoch war es ein klares Verknappungssignal an den Weltmarkt. Und siehe da, der vorher wochenlang fallende Ölpreis begann eine Kehrtwende.

Im TradingView Chart sehen wir seit Jahresanfang den Brent-Ölpreis. Von Juni an fiel Brent von über 120 Dollar auf 83 Dollar Ende September. Vor allem diese Kürzungsankündigung der OPEC+ (roter Pfeil zeigt den Zeitpunkt) wird die Wende im Brent-Ölpreis eingeleitet haben. Aktuell sehen wir 97,71 Dollar bei Brent (gestern im Hoch bei 99,56 Dollar), und 91,31 Dollar beim amerikanischen WTI-Öl. Nicht mehr weit entfernt ist die große runde Marke von 100 Dollar im Brent-Öl. Schauen wir auf aktuelle Faktoren, die für einen Aufwärtstrieb über diese wichtige Marke sorgen könnten.

Brent-Ölpreis seit Jahresanfang

Ölpreis seit Anfang Oktober wieder angestiegen – die aktuelle Gemengelage

Der Anstieg im Ölpreis in Richtung 100 Dollar macht einige der Risiken der umstrittenen Produktionskürzungen der OPEC+ deutlich, so formuliert es aktuell Bloomberg. Etwa einen Monat lang schien die Entscheidung der Gruppe ihr erklärtes Ziel der Stabilisierung der Ölmärkte zu erfüllen, da sich die Rohölpreise vor dem Hintergrund einer sich verschlechternden Kraftstoffnachfrage stabilisierten.

Jetzt, in der Mitte zwischen dem OPEC+-Treffen am 5. Oktober und dem nächsten Treffen der Gruppe im Dezember, bewegen sich die Preise wieder nahe am dreistelligen Bereich, da die saisonale Nachfragespitze mit zusätzlichen Sanktionen gegen russische Lieferungen zusammenzufallen droht. „Ich denke, dass die OPEC+ mit einer Stabilisierung beim Brent-Ölpreis im Bereich von 90 Dollar sehr zufrieden ist“, sagte Helge Andre Martinsen, Senior Analyst bei der DNB Bank ASA in Oslo. Aber „es besteht ein echtes Risiko, dass es in den nächsten drei bis fünf Monaten zu einer Überbeanspruchung kommt“.

Der Preisanstieg bei Öl kurz vor den US-Zwischenwahlen droht die Beziehungen zwischen Joe Biden und Saudi-Arabien, dem De-facto-Führer des Kartells, weiter zu belasten. Der Präsident hat das Königreich wegen der Lieferbeschränkungen heftig kritisiert und dem langjährigen amerikanischen Verbündeten vorgeworfen, das OPEC+-Mitglied Russland in seinem Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen.

Wirtschaftliche Schwäche

In den Wochen nach der Entscheidung der OPEC und ihrer Verbündeten, die Fördermenge um 2 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen, waren die politischen Auswirkungen laut Bloomberg groß. Doch die ersten Trends bei den Rohölpreisen und der Nachfrage gaben der vom saudischen Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman verfolgten Strategie in gewisser Weise Recht.

Laut Russell Hardy, dem Vorstandsvorsitzenden der Vitol Group, des weltweit größten unabhängigen Rohölhändlers, ist die Ölnachfrage „deutlich geringer“ als erwartet. Es sei unwahrscheinlich, dass sich die Nachfrage in China, dem weltweit größten Ölimporteur, bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2023 von den strengen Pandemie-Sperren erholen werde, sagte Hardy in einem Bloomberg-Fernsehinterview.

„Wir befinden uns in einer Welt, in der die Nachfrage nach unten schwappt“, sagte Ed Morse, Leiter der Rohstoffforschung bei Citigroup Inc. „Es gibt ein reichliches Angebot auf dem Markt.“ Anstelle der vor einigen Monaten vorhergesagten möglichen Knappheit sehen sich die Weltmärkte in diesem Quartal einem Überschuss gegenüber, so OPEC-Generalsekretär Haitham al Ghais.

Die Preisunterschiede auf den wichtigsten asiatischen Märkten haben sich verschlechtert, da China seine harten Anti-Covid-Maßnahmen bekräftigt hat. Der Internationale Währungsfonds hat davor gewarnt, dass das Schlimmste für die Weltwirtschaft noch bevorstehe. Die Angebotskürzungen der OPEC+, die in diesem Monat begannen, verankerten den Ölpreis in der Nähe von 95 Dollar pro Barrel – hoch genug, um die Einnahmen der 23 Mitglieder der Koalition zu steigern, aber nicht so stark, wie viele Politiker es vorhergesagt hatten. Die Time Spreads für Brent – die Preisunterschiede zwischen den monatlichen Terminkontrakten, die als Indikator für Angebot und Nachfrage gelten – sind stabil geblieben.

„Es geht nicht so sehr darum, die Menge zu reduzieren um den Ölpreis zu erhöhen, sondern wirklich darum, Angebot und Nachfrage auszugleichen“, sagte Omans Energieminister Salim Al-Aufi am Dienstag bei den COP27-Klimagesprächen in Ägypten. „Das ist genau das, was wir gesehen haben – wir haben keinen Preisanstieg gesehen, seit die Reduzierung angekündigt wurde. Er hat sich stabilisiert.“

Flirten mit 100 Dollar

Die Ölvorräte liegen deutlich unter dem Durchschnittswert, und die globalen Märkte dürften sich in den kommenden Monaten durch die geplante Verhängung von Sanktionen der Europäischen Union gegen russische Ölexporte weiter verknappen. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur könnte das Verbot die russische Produktion bis Anfang nächsten Jahres um fast 20 % senken.

„Der Brent-Ölpreis flirtet wieder mit der 100-Dollar-Marke“, sagte Christof Ruhl, leitender Analyst am Center on Global Energy Policy der Columbia University. „Das ist genau der Punkt, an dem niemand in den Verbraucherländern – von den Zentralbanken, die die Inflation bekämpfen, oder den Finanzministerien, die eine Rezession verhindern, bis hin zu einer Öffentlichkeit, die die Ukraine gegen Russland unterstützt – es sehen wollte.“

Die IEA hat davor gewarnt, dass eine Drosselung der Ölförderung zum jetzigen Zeitpunkt die Treibstoffkosten auf ein Niveau treiben könnte, das letztlich eine weltweite Rezession auslösen würde. Die nächste Sitzung der OPEC+-Allianz findet am 4. Dezember statt, einen Tag bevor das EU-Embargo gegen russisches Öl in Kraft tritt. Das Spannungsverhältnis zwischen den beiden gegensätzlichen Kräften, nämlich der nachlassenden Nachfrage und der Verknappung des Angebots, dürfte die Beratungen dominieren.

Omans Al-Aufi sagte, die OPEC+ fühle sich mit einem Rohölpreis zwischen 90 und 100 Dollar pro Barrel „wohl“. Die Gruppe werde ihr Produktionsniveau regelmäßig überprüfen und könne reagieren, wenn es so aussehe, als ob der Markt mehr benötige, sagte er. „Wir können die Produktion erhöhen, wenn wir glauben, dass die Preise verrückt werden“, sagte Al-Aufi.

FMW/Bloomberg/Chart TradingView

OPEC-Logo
The logo of the Organization of Petroleum Exporting Countries (OPEC) on a sign at at the OPEC headquarters in Vienna, Austria, on Wednesday, Aug. 17, 2022. Global oil markets face high risk of a supply squeeze this year as demand remains resilient and spare production capacity dwindles, the new head of OPEC said.


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1 Kommentar

  1. Die Öl-Allianz OPEC+ muß sich für das inakzeptabele russische Öl-Embargo nicht in Haftung nehmen lassen.

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