Machen wir heute mal einen Ausflug zum seit drei Monaten kräftig steigenden Ölpreis, über eine mögliche höhere Inflation, hin zu stark steigenden Anleiherenditen, bis hin zum fallenden Dax. Es ist eine Ereigniskette, bei der alles mit allem zu tun hat. Nicht nur der ifo-Index belastet seit heute früh den Dax, sondern auch die steigenden Anleiherenditen. Und die steigen, weil die Angst vor einer wieder anziehenden Inflation die Aussicht gibt für längere Zeit höhere Zinsen, oder vielleicht sogar noch weiter steigende Zinsen.
Ölpreis stark gestiegen – Inflationsdruck pusht Anleiherenditen
Die 10-jährige deutsche Anleiherendite steigt heute auf den höchsten Stand seit 2011, mit jetzt 2,80 % nach 2,73 % am Freitag. Bloomberg schreibt dazu: Nach der Salve von Zentralbankentscheidungen in der vergangenen Woche sind die Händler zunehmend besorgt, dass der steigende Ölpreis die Inflation anheizen könnte, was es den geldpolitischen Entscheidungsträgern erschweren würde, die Zinssätze in absehbarer Zeit zu senken. Der Ölpreis setzt seine Rallye fort, da Hedgefonds darauf setzen, dass eine Verknappung des Angebots die Nachfrage ankurbeln würde. Alle Zentralbanken müssen an ihrer „höher für länger“-Rhetorik festhalten, da die Inflation nicht annähernd ihrem Mandat entspricht“, sagte Pooja Kumra, Senior European Rates Strategist bei Toronto-Dominion Bank.
Inflation folgt Ölpreis mit ein paar Monaten Verzögerung
FMW: Im folgenden Chart sehen wir seit April 2021 als blaue Linie den Verlauf im europäischen Brent-Ölpreis. Dazu im Vergleich sehen wir in orange die Entwicklung der Inflation in Deutschland. Weniger die exakten Zahlen sind interessant, sondern eher die hier erkennbaren Trends. Als der Ölpreis im Frühjahr 2022 kräftig anstieg, folgte die Inflation mit ein paar Monaten Verspätung bis Herbst 2022 auf dem Weg nach oben. Denn bis Terminmarktpreise an Tankstellen die Preise hochtreiben und dann auch andere Preissegmente hochgezogen werden, dauert es nun mal ein paar Monate. Danach sahen wir den deutlichen Rückgang im Ölpreis, und die deutsche Inflation ging ebenfalls etwas zurück. Wir haben es in der aufwärts geschwungenen Linie eingezeichnet: Der Ölpreis steigt jetzt aber wieder seit knapp drei Monaten kräftig um gut 20 Dollar. Und es wirkt so, dass der Auftrieb fortgesetzt werden könnte. Folglich könnte auch die Inflation mit ein paar Monaten Verzögerung wieder an Fahrt aufnehmen.
Dax im Vergleich zu deutschen Anleiherenditen
Im folgenden Chart sehen wir seit Juli 2023 die Rendite für zehnjährige deutsche Bundesanleihen (blaue) im Vergleich zum Dax (orange). In den letzten drei Wochen sehen wir die gegenläufige Entwicklung, die negative Korrelation (rote Pfeile). Die Anleiherenditen klettern immer weiter (jetzt wie gesagt auf 12-Jahreshoch), der Dax fällt. Je höher die Rendite, desto attraktiver sind Anleihen im Vergleich zu Aktien. Entscheidend ist jetzt wohl: Wird der Ölpreis noch weiter ansteigen beziehungsweise in den nächsten Monaten weiter auf so hohem Niveau bleiben? Das könnte die Inflation anheizen, und damit Anleiherenditen hoch halten, und damit den Dax negativ beeinflussen.
FMW/Bloomberg/Charts TradingView
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Sicherlich bestehen aus den oben genannten Gründen Grundlagen für Investitionen in Anleihen. Alternativ kann man aber sicherlich auch in die Ölindustrie investieren, beispielsweise in Aktien der Wintershall Dea AG.