Seit letzter Woche Donnerstag fällt der WTI-Ölpreis von 72,50 Dollar bis jetzt auf 67,91 Dollar. Der Chart zeigt den WTI-Ölpreis im Verlauf seit Oktober (blau), dazu in rot die Entwicklung im US-Dollar. Die Verschiebung der Fördermengenausweitung durch die OPEC+ sorgte kurz vor der Trump-Wahl nur sehr kurzzeitig für höhere Preise. Donald Trump ist am Kapitalmarkt inzwischen „überall anzutreffen“, auch beim Thema Öl. Die Dollar-Stärke der letzten Tage drückt Öl, eine klare negative Korrelation! Aber da sind noch mehr Faktoren, die die Preise aktuell runter drücken.
Ölpreis fällt – mehrere Faktoren
Der Ölpreis fiel den dritten Tag in Folge aufgrund einer schwachen Nachfrage in China, eines stärkeren US-Dollars und der Sorge, dass der Markt in ein Überangebot umschlagen könnte, so Bloomberg. Weiter wird berichtet: Chinas jüngste Maßnahmen zur Ankurbelung seiner Wirtschaft blieben hinter den Erwartungen zurück, und die Inflation bleibt schwach. Der Dollar erreicht ein Einjahreshoch, da sich die Anleger auf den Wahlsieg von Donald Trump einstellen, was Rohöl für die meisten Käufer verteuert.
Rohöl wurde seit Mitte letzten Monats in einem relativ engen Bereich gehandelt, da die Händler die Spannungen im Nahen Osten, den Wahlkampf und die Entscheidungen der OPEC+ über die Fördermenge verfolgten. Die Aussichten bleiben schwach, da das weltweite Angebot an Öl im nächsten Jahr voraussichtlich die Nachfrage übersteigen wird. Der monatliche Marktbericht der OPEC, der heute veröffentlicht werden soll, wird mehr Aufschluss über die Aussichten für die Bilanzen geben.
Die Zeitspannen deuten auf einen weniger angespannten Markt hin. Obwohl die meisten Messgrößen in einer Backwardation-Struktur verharren – mit Aufschlägen für Kontrakte mit kurzer Laufzeit gegenüber längerfristigen – haben sich die Spreads verringert. Die Differenz zwischen den beiden nächstliegenden Kontrakten von Brent betrug in Backwardation 17 Cent pro Barrel, verglichen mit 44 Cent vor etwa einem Monat.
„Die Stimmung auf dem Ölmarkt ist nach wie vor überwiegend pessimistisch: Die Stärke des US-Dollar, Nachfragesorgen und die Erwartung einer sich entspannenden Ölbilanz halten den Druck auf den Ölpreis aufrecht“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING. “Um die Aussichten für das nächste Jahr zu ändern, muss entweder die OPEC+ die Rückkehr der Fässer über einen Großteil des Jahres 2025 hinaus verzögern, oder die USA müssen Sanktionen gegen den Iran effektiv durchsetzen.“
Nach der Analyse der Organisation erdölexportierender Länder werden die USA am Mittwoch ihren kurzfristigen Ausblick veröffentlichen, gefolgt von der Einschätzung der Internationalen Energieagentur am Tag darauf. Die OPEC hat in ihrem Bericht vom vergangenen Monat die Nachfrageprognosen nach unten korrigiert.
Analystenkommentar
Hier die aktuelle Aussage von Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei der Swissquote Bank: Im Energiesektor startete das Barrel US-Rohöl mit einer negativen Note in die Woche. Die düsteren Aussichten für China, sowohl aufgrund der schleppenden Fundamentaldaten als auch der Bedrohung durch Trump, die Unfähigkeit der chinesischen Behörden, die Nachfrage des Marktes nach fiskalischen Anreizen zu befriedigen, und die Vorstellung, dass die Trump-Regierung „drill baby drill“ betreiben wird, ließen den WTI-Ölpreis heute Morgen unter die Marke von 68 Dollar pro Barrel fallen. Die Trend- und Momentumindikatoren sind ins Negative gedreht und der RSI deutet darauf hin, dass es noch Spielraum für weitere Abverkäufe gibt, bevor der Markt in den überverkauften Bereich gerät. Das nächste natürliche Ziel für die Bären liegt bei 65 Dollar pro Barrel.
FMW-Kommentar
Meine Anmerkung: Man sollte nicht vergessen, dass die „Macht“ der OPEC im großen Bild Stück für Stück erodiert. Die USA fördern immer mehr Öl, was langfristig negativ auf den Ölpreis wirkt. Und die anstehende Deregulierung durch Donald Trump dürfte für die Branche noch mehr Auftrieb bedeuten. Die OPEC-Staaten müssten ihre Fördermengen schon immens absenken, um einen kräftigen Preisauftrieb zu bewirken. Aber davon ist derzeit nichts in Sicht. Eher scheint der Wunsch bei vielen OPEC-Staaten darin zu liegen mehr Ölmengen auf den Markt zu bringen, damit man über größere Absatzmengen mehr Geld verdient. Für den Ölpreis ist das aber ein weiteres Abwärts-Szenario.
FMW/Bloomberg
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In der Tat beabsichtigt der designierte 47. US-Präsident Donald John Trump zusätzliche Ölbohrungen vorzunehmen, was das Erdölangebot erhöhen würde, verbunden mit einer Senkung des Ölpreises, sofern die Öl-Allianz OPEC+ nicht mit einer entsprechenden Verringerung der Ölfördermenge entgegenwirken könnte. Ansonsten bleibt abzuwarten, wie sich der Appell des neuen israelischen Verteidigungsministers Israel Katz, iranische Atomanlagen anzugreifen, auf den Ölpreis auswirkt.
Im Zusammenhang mit der Wahl des 45. US-Präsidenten Donald John Trump zum designierten 47. US-Präsidenten wird auch über die Ölexportmenge des OPEC+-Mitgliedslandes Islamische Republik Iran spekuliert, da Präsident Trump einen harten Kurs in Sachen Sanktionen der iranischen Ölindustrie beabsichtigt. Sein wahrscheinlicher Außenminister, Senator Marco Rubio ist diesbezüglich ähnlicher Auffassung. Auch im Zusammenhang mit dem Ölpreis bleibt hierbei abzuwarten, inwiefern Teheran Konzepte zur Umgehung der genannten Ölsanktionen besitzt.
Holger Voss , ihre Kommentare über den Ölmarkt in Ehren. Aber mit langjähriger Erfahrung in dem schmierigen Geschäft lässt mich ihre Ansicht schmunzeln. Nur jede sechste Ölbohrung ist förderungstauglich und von der Exploration bis zum Ölfluss dauert es einige Jahre, somit hat der Entscheid von neuen Bohrungen kurzfristig höchstens einen psychologischen Einfluss.
Auch das Mantra, dass Börsen die Zukunft vorwegnehmen kann man vergessen, sonst müsste die langfristig schädliche inflationäre Schuldenpolitik von Trump die Börsen eher belasten.
Die Finanzmärkte sind Wettbüros geworden und kurzfristige Optionen bestimmen wo es langgeht