Der Ölpreis rutscht unerwartet kräftig ab. WTI-Öl fällt seit gestern früh von über 73 Dollar auf heute 67,13 Dollar im Tief (aktuell schon wieder 69 Dollar). Was ist hier los, und welches spannende Event am Ölmarkt steht kurz bevor? Die aktuelle Schwäche liegt einerseits am US-Dollar, der seit Tagen Stärke zeigt. Im TradingView Chart sehen wir seit dem 4. Mai den US-Dollar-Index in orange, dagegen den WTI-Ölpreis als blaue Linie.
Ölpreis zeigte heute vor allem wegen China Schwäche
Andererseits sorgen die heute früh vermeldeten Einkaufsmanagerdaten aus China für Schwäche im Ölpreis. Denn der Indexstand der Industrie notiert aktuell noch stärker im Bereich der Schrumpfung als im Vormonat (hier die Details). Das bedeutet: Vermutlich weniger Ölnachfrage aus China, was den Ölpreis dämpft!
Bloomberg schreibt dazu: „Die Baisse-Stimmung an den Märkten hält an und speist sich aus verschiedenen Faktoren, vor allem aus der nachlassenden Wirtschaftsdynamik Chinas“, sagt Norbert Ruecker, Leiter Economics and Next Generation Research bei der Bank Julius Bär. „Die westliche Weltölnachfrage stagniert, die russischen Ölströme etablieren sich außerhalb der westlichen Hemisphäre, und die Lieferungen der Petro-Nationen werden wahrscheinlich weiterhin die zugesagten Quoten übersteigen.“
Der Ölpreis ist in diesem Jahr um etwa 15 % gesunken, da die Besorgnis über die wirtschaftliche Erholung Chinas und die straffere Geldpolitik der Federal Reserve die Nachfrageaussichten belastet. Das Gerangel um die US-Schuldenobergrenze hat die schlechte Stimmung noch verstärkt, obwohl in den letzten Tagen Fortschritte erzielt wurden.
Die von Präsident Joe Biden und Sprecher Kevin McCarthy ausgehandelte Vereinbarung über die Schuldenobergrenze wird am Mittwoch im Repräsentantenhaus zur Abstimmung gestellt, nachdem sie eine entscheidende verfahrenstechnische Hürde genommen hat und nur noch wenige Tage verbleiben, um einen Zahlungsausfall der USA zu verhindern. Der Ausschuss für Geschäftsordnung des Repräsentantenhauses hat am Dienstagabend ein Gesetz zur vorübergehenden Aussetzung der US-Kreditobergrenze und zur Begrenzung der Bundesausgaben verabschiedet.
Blick auf die OPEC
Die OPEC+ trifft sich unterdessen am Wochenende in Wien, um die Förderpolitik der Gruppe zu erörtern, und die meisten von Bloomberg befragten Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Koalition die Fördermenge unverändert lässt. Nach Ansicht von Standard Chartered Plc sprechen die Fundamentaldaten nicht für eine Drosselung, wohl aber das schwache makroökonomische Umfeld. RBC Capital Markets LLC erklärte, dass man sich auf eine „magere Kürzung“ einigen könnte.
FMW: Aktuell kann der Ölpreis vom Tagestief aus gesehen wieder etwas ansteigen um gut 2 Dollar. Dies dürfte an der aktuellen Meldung liegen, dass die Fördermenge der OPEC im Mai vermutlich um 460.000 Barrels pro Tag gefallen ist. Weniger Fördermenge bedeutet Verknappung des Produkts Öl am Weltmarkt, was wiederum einen höheren Ölpreis bedeutet. Nun wird es am Sonntag interessant: Wird die OPEC nicht zufrieden genug sein mit diesem Ölpreis-Niveau, und verkündet erneut eine Fördermengenkürzung? Dies könnte den Preis für WTI und Brent-Öl ab Montag hochspringen lassen.
#OPEC oil output falls 460,000 bpd in May – Reuters survey#oott https://t.co/vAkwfPsjK5
— Giovanni Staunovo🛢 (@staunovo) May 31, 2023
FMW/Bloomberg
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Das OPEC+-Treffen am kommenden Wochenende in Wien könnten im Zusammenhang mit der Ölfördermenge Hedgefonds, die für Rohstoffsicherungsgeschäfte unverzichtbar sind, zum Anlaß nehmen Zockerei ohne realwirtschaftlichen Bezug, da die Ölfördermenge ja bis zum genannten OPEC+-Treffen unverändert bleibt, in Form von Ölpreiswetten zu betreiben.