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Ölpreis fällt deutlich – zwei Gründe

Der Ölpreis fällt seit gestern spürbar. An dieser Stelle werfen wir einen kurzen Blick auf die beiden Gründe.

Der Ölpreis rutscht seit gestern am Terminmarkt spürbar ab. WTI-Öl fällt seit gestern früh von über 72 Dollar auf heute 67,35 Dollar im Tief (aktuell 68,21 Dollar). Im TradingView Chart sehen wir den Kursverlauf seit Februar. Für den aktuellen Kursrückgang können zwei Gründe ausgemacht werden, nämlich die höheren Zentralbankzinsen und schlechte Konjunkturdaten.

Kursverlauf im WTI-Ölpreis seit Februar

Ölpreis rutscht ab – Blick auf Zinsaussichten

Nachdem der Chef der US-Notenbank Jerome Powell Mitte dieser Woche signalisiert hatte, dass weitere Zinserhöhungen erforderlich seien, setzte eine deutlich negative Wirkung auf den Ölpreis ein, so Bloomberg. Denn: Höhere Zinsen wirken dämpfend auf die Konjunktur! In seiner Anhörung in dieser Woche signalisierte Jerome Powell, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich sei. Powells Äußerungen gaben dem Dollar Auftrieb und dämpften die Anziehungskraft von Rohstoffen, die in US-Dollar gehandelt werden.

Weltweit Zinserhöhungen

Nicht nur der Zinserhöhungsdruck in den USA ist spürbar. Die EZB wird ihre Zinsen wohl noch weiter anheben. Und erst gestern haben gleich 4 Zentralbanken konkret ihre Zinsen weiter angehoben, nämlich Norwegen, Türkei, Großbritannien und die Schweiz. Vor allem die Briten erhöhten ihre Zinsen noch stärker als erwartet, um die Inflation zu bekämpfen. In vielen Ländern dürften demnach „nochmal höhere Zinsen“ verschärfend auf den jeweiligen Volkswirtschaften lasten, was negativ auf den Ölpreis drückt. Der Markt preist jetzt schon mal ein, dass die höheren Zinsen in einigen Monaten oder sogar mehreren Quartalen die Konjunktur noch schlechter laufen lassen, und damit die Ölnachfrage belasten wird.

Schlechte Einkaufsmanagerdaten

In Deutschland und den USA wurden heute wirklich schlechte Einkaufsmanagerdaten der Industrie gemeldet. Die Rezession im Verarbeitenden Gewerbe verschärft sich, was zusätzlich auf dem Ölpreis lastet, denn je schlechter die Konjunktur läuft, desto geringer wird die Nachfrage nach Öl sein.

Expertenaussagen

Das Tempo der Bewegungen am Ölmarkt wurde in den letzten Tagen laut Bloomberg auch durch den technischen Handel verschärft. Sowohl Brent als auch der WTI-Ölpreis fielen stark ab, nachdem sie die oberen Enden der Bandbreiten, in denen sie seit Anfang Mai feststeckten, getestet hatten.

Der Ölpreis wird in diesem Quartal zum wiederholten Mal einen Verlust erleiden, da sich die Händler neben den Maßnahmen der US-Notenbank auch um die Nachfrage sorgen. Der Einbruch erfolgte trotz der Produktionskürzungen der OPEC und ihrer Verbündeten. Ein wichtiger Indikator für die Gesundheit des Marktes, der Prompt-Spread für Brent, hat sich in den letzten Tagen stark abgeschwächt und ist auf den niedrigsten Stand seit Januar gefallen.

„Aufgrund des zunehmenden wirtschaftlichen Gegenwinds, der durch Rezessionsängste verursacht wird, wird nur ein auffälliger Abbau der Lagerbestände eine dauerhafte Änderung der gegenwärtig bedrohlichen Aussichten ankündigen“, sagte Tamas Varga, Analyst beim Maklerunternehmen PVM Oil Associates Ltd.

Ölpumpen in Texas
Ölpumpen in Texas. Photographer: Sergio Flores/Bloomberg

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Rezessionsängste: Möglicherweise haben Hedgefonds, die für Rohstoffsicherungsgeschäfte unverzichtbar sind, die aktuelle Ölpreisentwicklung mit beeinflusst.

    1. Dr. Wladimir Putin ist Stand aktuell der rechtmäßige Staatspräsident des OPEC+-Mitgliedslandes Russische Föderation. In seiner Ansprache an die Nation bezichtigt er den Chef der Wagner-Gruppe zu recht des Landesverrats. Es bleibt abzuwarten, ob sich die aktuelle politische Situation in Russland auf den Ölpreis auswirkt.

    2. Der Anteil von fossilem Erdöl am Energiemix wird mittelfristig ca. 29% betragen. Ich bin ein Freund der Medienvielfalt. Quelle: esyoil.com. Dies erinnert mich an der dann geltenden Beimischungsquote für den Luftverkehr. Es wird also meinem Land Bundesrepublik Deutschland und der Europäische Union dankenswerterweise nicht gelingen, die Ölindustrie vollends zu zerdeppern.

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