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Tiefstes Preisniveau seit Dezember 2021 Ölpreis fällt weiter trotz bullischen Faktoren – was ein Top-Analyst dazu sagt

Der Ölpreis fällt spürbar. Alleine in dieser Woche waren es gut 10 Dollar Verlust. Hier die Aussagen eines Top-Analysten über die Gründe.

Öl-Pumpe

Corona-Lockerungen in China, westliche Öl-Sanktionen, dazu seit Anfang dieser Woche noch die Preisobergrenze von G7 und EU für russisches Öl. Dies könnte das globale Ölangebot verknappen, vor allem wenn Russland die Ölproduktion deswegen drosseln sollte. Aber nichts da, der Ölpreis fällt immer weiter und notiert aktuell auf dem tiefsten Niveau seit Dezember 2021. Im Chart sehen wir WTI-Öl im Verlauf seit September 2021. Alleine seit Anfang dieser Woche fiel der amerikanische Terminmarkt-Ölpreis von 82,50 auf jetzt 71,72 Dollar. Auch wenn der Markt seit gestern Abend nicht weiter gefallen ist – es ist dennoch ein derber Wochenverlust. Was ist hier los? Woher kommt dieser deutliche Abwärtsdruck? Auch gestern konnte die Stilllegung der extrem wichtigen Keystone-Ölpipeline von Kanada nach Texas nur für wenige Minuten für einen steigenden Ölpreis sorgen. Immerhin geht es um eine tägliche Kapazität von 600.000 Barrels Öl. Aber auch nach dieser Meldung fiel der Ölpreis weiter.

Verlauf im WTI-Ölpreis seit September 2021

Was sagen Experten dazu? Carsten Fritsch von der Commerzbank ist einer der renommiertesten Energie-Analysten. Heute hat er sich zum deutlichen Ölpreis-Absturz der letzte Tage geäußert, und warum die bullischen Faktoren derzeit nicht wirken: Das EU-Ölembargo gegen Russland und der G7-Preisdeckel für russisches Öl, die zu Wochenbeginn in Kraft traten, konnten laut Carsten Fritsch den Preisrückgang ebensowenig verhindern wie die Lockerung der Corona-Restriktionen in China und robuste chinesische Rohölimporte. Auch die Nachricht über die vorübergehende Schließung einer wichtigen Ölpipeline in den USA aufgrund eines Lecks sorgte gestern nur kurzzeitig für einen Preisanstieg.

Stattdessen belasteten laut Carsten Fritsch ein im Vorfeld des EU-Embargos gestiegenes russisches Ölangebot und Zweifel über die Wirksamkeit des Preisdeckels. So erreichte die russische Ölproduktion im November nach Berechnung von Bloomberg basierend auf Daten des russischen Energieministeriums ein 8-Monatshoch von 10,9 Mio. Barrel pro Tag. Russisches Öl der Sorte Urals notiert aktuell deutlich unter der Marke von 60 USD je Barrel, womit laut Carsten Fritsch keine Beschränkungen beim seewärtigen Transport gelten. Zudem sorgten robuste US-Konjunkturdaten für Gegenwind, da sie die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Fed-Zinserhöhungen dämpften und zu einer Eintrübung der allgemeinen Marktstimmung führten.

Die Analysten der Saxo Bank äußern sich heute wie folgt, übersetzt: Der Ölpreis (Rohöl) steuert auf einen Wochenverlust zu: Brent-Rohöl wird unter 77 $ gehandelt und hat im Monatsvergleich mehr als 11 % verloren, nachdem es die Woche über in einer breiten Spanne von 13 Dollar gehandelt wurde. Die sich verschlechternden makroökonomischen Aussichten, die dazu geführt haben, dass sich die Inversion der US-Renditekurve auf ein Niveau ausgeweitet hat, das auf eine bevorstehende Rezession hindeutet, haben das EU-Embargo gegen russisches Öl und die Aussicht auf eine Belebung der Nachfrage in China überschattet, da die Blockaden weiter gelockert werden. Eine Störung an der Keystone-Pipeline brachte die Märkte am Donnerstag vorübergehend in Aufruhr und verschaffte WTI einen vorübergehenden Auftrieb, den die Verkäufer ausnutzten. Kurzfristige technische Händler, die darauf aus sind, bestehende Long-Positionen zu reduzieren, haben weiterhin die Kontrolle, da die Gesamtbeteiligung vor dem Jahresende weiter sinkt.



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