Da war der Ölpreis doch tagelang so wunderschön gestiegen, zumindest in den Augen der Bullen. Es ging langsam aber stetig nach oben. Die massiven und zügigen Fördermengenkürzungen von OPEC + Russland zeigten ihre Wirkung. Dazu noch die US-Sanktionen gegen Iran und Venezuela, wodurch weiteres Angebot vom Weltmarkt fern gehalten wird.
In den letzten zwei Wochen stieg der WTI-Ölpreis um mehr als 4 Dollar auf bis zu 60,30 Dollar im Hoch am Donnerstag Nachmittag. Der Weg nach oben war aus charttechnischer Sicht weiter frei – aber so richtig frei! Aber wir warnen in allen unseren Artikeln zum Thema Öl stets davor, dass solche klaren Trends oder Möglichkeiten eines Trends keine Garantie für weiter steigende Kurse sind. Der Ölmarkt ist unberechenbar, so sagen wir es immer wieder.
Und siehe da, von Freitag bis heute früh hat der WTI-Ölpreis verloren bis runter auf aktuell 58,64 Dollar. Gerade „eben so“ kann man (noch) davon sprechen, dass der Aufwärtstrend intakt ist. Aber die Lage ist wacklig. Was ist passiert? Plötzlich zaubern die Marktteilnehmer am US-Terminmarkt die Angst aus dem Hut, dass in den USA eine Rezession anstehen könnte. Ohhh Wunder, möchten wir da sagen. Wirklich? Damit hätte ja wirklich niemand gerechnet.
Angst vor Rezession bremst aktuell weiteren Ölpreis-Anstieg
Als Grundlage für diese plötzliche Angst nennen einige Analysten aktuelle Aussagen der Federal Reserve. Dabei hat Chicago Fed-Chef Evans gar nichts dazu gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA steige. Aber er äußerte sein klares Unbehagen darüber, dass die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen unter die Rendite von nur 3 Monaten laufenden US-Anleihen rutschte. Dieses Szenario gilt allgemein als klares Warnzeichen für eine bevorstehende Rezession in den USA. Und so was eher dieser Vorgang am US-Anleihemarkt der wahre Grund für das Problem beim Öl, als nur die Rede von Herrn Evans.
Dieses klare Warnzeichen am US-Anleihemarkt entstand am Freitag nach den schlechten Einkaufsmanager-Indizes aus Deutschland. Also wirken sich die schlechten deutschen Daten auf den US-Anleihemarkt aus, und das wiederum drückt nun den Ölpreis nach unten. Denn in einer Rezession sinkt natürlich die Nachfrage nach Öl. Und offenbar glauben einige wichtige Trader am Terminmarkt, dass der Nachfragerückgang nach Öl in so einer Rezession größer sein könnte als die Menge, welche derzeit von der OPEC dem Weltmarkt entzogen wird (1,2 Millionen Barrels pro Tag).
Also, was nun? War dies mal wieder nur eine Eintagsfliege, und morgen oder übermorgen setzt der Ölpreis seinen Aufwärtstrend fort? Oder bricht dieser aktuelle Knick erst mal den Aufwärtstrend ab? Dann hätten die Charttechniker mit der Marke von 60,30 Dollar am 21. März mal wieder ein neues Hoch, an das man heran laufen müsste, um danach neue Höchstkurse erreichen zu können.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken