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Ölpreis: Goldman Sachs senkt den Daumen

Goldman Sachs, der Platzhirsch unter den US-Investmentbanken, hat seine Prognose für den Ölpreis massiv nach unten geschraubt. Für Brent rechnen sie in den ersten beiden Quartalen 2015 nur noch mit einem Preis von 85 Dollar je Barrel nach zuvor 100 Dollar. Bei WTI sehen die „Goldmänner“ für den gleichen Zeitraum nun einen Preis von 75 Dollar je Barrel nach zuvor 90 Dollar.

Hauptgrund für den fallenden Ölpreis sei das Überangebot am Ölmarkt – vor allem Nicht-OPEC-Länder würden ihre Produktion ausweiten und so den Preis weiter unter Druck bringen. Hinzu kommt – jedoch von Goldman nur am Rande thematisiert – als vergleichsweise neuer Faktor die stark steigende Produktion der USA: so haben die Amerikaner im August mit 11,6 Millionen Fass an Rohöl und Flüssiggas bereits mehr produziert als Saudi-Arabien (11,5 Millionen Fass).

Bislang haben die USA den Fall des Ölpreises mit Wohlwollen betrachtet. Die sinkenden Notierungen bringen vor allem den Iran und Russland unter Druck – ein von der amerikanischen Aussenpolitik durchaus gewünschter Effekt. Aber Preise unter 80 Dollar für das amerikanische WTI-Öl könnten dann auch für die USA ungemütlich werden: viele Fracking-Projekte des Landes brauchen, um rentabel zu sein, mindestens einen Ölpreis von 80 Dollar. Sollte der Preis weiter sinken, dürften viele Produzenten die Segel streichen müssen. Hinzu kommt, dass die Infrastruktur der amerikanischen Produktion nur auf inländischen Konsum ausgelegt ist – für den Export fehlen schlicht Verkehrswege und Transportmittel. Gerade die Fixierung aber auf den Inlands-Markt ist das grosse Problem: es fehlt gewissermaßen das Ventil, um die Öl- und Gasschwemme durch Export ableiten zu können und so die Preise zu stabilisieren.

Bislang weigert sich die OPEC unter Führung Saudi-Arabiens, die Produktion zu drosseln. Die Saudis jedenfalls können tiefe Preise lange durchhalten – ihre finanziellen Reserven sind enorm. So darf man also nun gespannt sein, wie stark bald der Lobby-Druck der amerikanischen Fracking-Industrie auf die Regierung in Washington wird, wenn sich der Preisverfall fortsetzt.

Dabei aber besteht wiederum das Problem, dass die Fracking-Produktion ist bislang sehr dezentral organisiert ist, es fehlt jedoch noch eine einheitliche Interessenvertretung, die effektiv Druck auf die Obama-Administration ausüben könnte. Ein solcher Zusammenschluss dürfte jedoch nicht lange auf sich warten lassen, falls die Not für die „Fracker“ grösser wird. Dann wird man vielleicht auch in Washington die These vertreten, dass der fallende Ölpreis vielleicht doch keine so gute Idee war – und gleichzeitig den Verbündeten Saudi-Arabien zurück pfeiffen, der derzeit maßgeblich den Preisverfall durch Rabattschlachten anfeuert.



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1 Kommentar

  1. Den Daumen nach unten – bedeutend hier im Land oder wahrscheinlich auch in den sog. Nachbarländern noch lange keinen ernst zu nehmenden Preisnachlass !
    Es ist schon idiotisch anzusehen, wie jeden Morgen der Sprit Preis um 5-6 Cent höher ist als am Vorabend. Und das gleich wiederholt sich seit Wochen, egal wo man tankt.
    Da stehen sie dann mit ihren „dicken Schlitten“ und freuen sich über ggf. 2-3 Euro Ersparnis bei einer Tankfüllung. Der Grundpreis müsste um 20-30 Cent mindestens sinken und würde man die blödsinnige Ökosteuer mit abziehen, nochmals um einige Cent.
    Wieder ist die Abhängigkeit an die USA deutlich spürbar.

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