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Verschiedene Expertenaussagen Ölpreis honoriert OPEC-Aktionen nicht – Analyse

Der Ölpreis honoriert die OPEC-Aktionen von Anfang April und vom letzten Wochenende nicht. Hier ein Blick auf die Gründe.

Der Ölpreis will einfach nicht steigen. Das hatte die OPEC in den letzten Wochen sicher anders im Sinn. Anfang April überraschte man den Markt mit einer Kürzung der Ölfördermenge ab Mai um 1,15 Millionen Barrel pro Tag, dazu noch -600.000 Barrel aus Russland. Und vorgestern verkündete die OPEC, man werde die Kürzungen beibehalten. Oben drauf packte Saudi-Arabien für Juli noch eine einmalige Kürzung um 1 Million Barrels. Dies sollte doch genug sein als Verknappungssignal, damit der Terminmarkt den Ölpreis hoch pusht? Aber nein, im Chart sehen wir diese beiden OPEC-Ereignisse eingekreist, und dazu den Verlauf im WTI-Ölpreis. Vor der April-Verkündung bei 75 Dollar, und am letzten Freitag vor der zweiten OPEC-Verkündung bei gut 72 Dollar, so sehen wir aktuell einen Ölpreis von 70,65 Dollar. Die globalen Sorgen um die Nachfrageseite (China-Schwäche, Rezessionssorgen im Westen) scheinen derzeit das gewichtigere Argument am Ölmarkt zu sein.

Verlauf im WTI-Ölpreis seit Ende März
Chart: TradingView

Ölpreis will nicht so wie die OPEC will – Analyse von Experten

Der Rohstoffexperte Ole Hansen von der Saxo Bank schreibt aktuell: Der Ölpreis wird trotz des OPEC+-Treffens am Sonntag, auf dem Saudi-Arabien eine einseitige Kürzung um eine Million Barrel pro Tag für Juli ankündigte, schwächer gehandelt. Es war eine Entscheidung, die auf dem Papier leicht positiv sein sollte. Aber die anschließende Entwicklung im Ölpreis unterstreicht die derzeitige Konzentration auf die Nachfragesorgen, und obwohl die Kürzung den Markt stützen könnte, bleibt das Aufwärtspotenzial begrenzt. Sobald sich die technischen und/oder fundamentalen Aussichten wieder preisfreundlicher gestalten, sollte die OPEC auf die aufkommende Unterstützung durch eine Gruppe achten, die derzeit die schwächste Energie-Longposition seit mehr als zehn Jahren hält.

In der Woche vom 30. Mai, bevor es im Vorfeld des OPEC-Wochenendtreffens zu einer Eindeckung von Leerverkäufen kam, belief sich die spekulative Netto-Long-Position bei den fünf wichtigsten Rohöl- und Produkt-Futures-Kontrakten auf insgesamt 387.000 Kontrakte, die sich auf eine kombinierte Netto-Long-Position bei Brent- und WTI-Rohöl in Höhe von 439.000 Kontrakten und eine Netto-Short-Position bei Produkten in Höhe von 52.000 Kontrakten aufteilen, die in erster Linie auf eine Short-Position bei Gasöl in Höhe von 118.000 Kontrakten zurückzuführen ist, so die Aussage von Ole Hansen.

Insgesamt ist die Netto-Longposition so niedrig wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr, was laut Ole Hansen deutlich macht, dass der Markt bereits nahe daran ist, ein Worst-Case-Szenario einzupreisen. Aber wie bereits erwähnt, sind die Spekulanten nicht diejenigen, die den Höchststand verkaufen oder den Durchgang kaufen, und es würde eine Änderung der genannten technischen und/oder fundamentalen Aussichten erfordern, damit sich dies ändert. Nach dieser Annahme werden die Spekulanten schließlich zu einer treibenden Kraft für die Preise werden und, sobald dies geschieht, das Streben Saudi-Arabiens nach höheren Preisen unterstützen, so Ole Hansen.

Oilprice.com

Der Versuch Saudi-Arabiens die Ölmärkte zu schockieren und den Ölpreis in die Höhe zu treiben, scheint laut Aussage von Michael Kern von Oilprice.com nach hinten losgegangen zu sein, denn die Preise sind gefallen und der Marktanteil Saudi-Arabiens in Asien sei nun gefährdet.

Weitere Kürzungen von Saudis oder OPEC? Zweifel sind angebracht

Werden OPEC, die Gesamtgruppe OPEC+ oder Saudi-Arabien erneut als Einzelgänger erneut Fördermengenkürzungen verkünden, um im dritten Anlauf vielleicht doch einen Anstieg im Ölpreis zu erreichen? Die Saudis könnten am ehesten erneut einen Alleingang wagen. Aber ob das hilft? Daran sind Zweifel angebracht. Es müsste schon ein wirklich kräftiger Kürzungsschritt sein. Hier zeigen wir auszugsweise Aussagen aus der aktuellen Ölmarkt-Analyse der Commerzbank: Die Kehrseite der Saudi-Kürzung vom Wochenende sei: Sollte Saudi-Arabien in der Tat seine Produktion auch über Juli hinaus deutlich drosseln, während die anderen Produzentenländer ihre Produktion unverändert belassen, würde es dadurch Marktanteile verlieren – insbesondere gegenüber den USA, das seine Produktion in diesem Jahr sogar steigern dürfte (wenn auch weniger als in früheren Jahren). Man kann also durchaus die Nachhaltigkeit dieser Strategie infrage stellen, nicht zuletzt, da sie sich potenziell auch negativ auf den Haushalt auswirken würde. Diese Tatsache könnte in den Augen des Marktes die Wirkung von bin Salmans Drohung durchaus abschwächen, so die Experten der Commerzbank.

Noch viel schwerer wiegt jedoch, dass die anderen OPEC+-Länder offensichtlich nicht gewillt waren, die Kürzung Saudi-Arabiens ihrerseits mit freiwilligen Kürzungen zu untermauern. Dies war bereits im Falle von Russland im Vorfeld der Sitzung durchgesickert, nachdem der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Nowak seinerseits die Erwartung geäußert hatte, dass das erweiterte Kartell voraussichtlich die Produktion unverändert belassen würde. Das wiederum bedeutet, dass Saudi-Arabien letztlich alleine dasteht und das Potenzial für weitere deutliche Kürzungen seitens der OPEC+ begrenzt erscheint, so die Commerzbank.

Alles in allem ändert der Beschluss Saudi-Arabiens die Aussicht der Commerzbank-Experten für den Ölpreis nicht. Dort rechnet man nach wie vor mit einem nur moderaten Preisanstieg bei Brent bis auf 90 USD je Barrel bis Jahresende, der in erster Linie durch eine Nachfrageerholung im asiatischen Raum getragen werden sollte. Diese Prognose werde durch die Produktionskürzungen der OPEC+-Länder unterstützt.



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1 Kommentar

  1. Star Alliance-Mitglied Air China plant mehr Flüge in die USA. Die diesbezüglichen Auswirkungen auf den Ölpreis bleiben abzuwarten.

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