Märkte

Ölpreis im Aufwind – China und Nahost-Konflikt im Fokus

Der Ölpreis ist aktuell spürbar dabei zu steigen. Ein Konjunkturpaket aus China und der Israel-Hisbollah-Krieg sind die wichtigen Faktoren.

Öltanker
Foto: sharpiloandrey-Freepik.com

Das ist das Signal, auf das Öl-Bullen gewartet haben? Wochenlang litt der Ölmarkt darunter, dass die weltweiten Konjunkturaussichten bergab zeigten. In Europa, aber vor allem in China sieht es immer schlechter aus. Jetzt aber springt der Ölpreis nach oben, weil China einen massiven Konjunktur-Stimulusplan vermeldet hat. WTI-Öl steigt gegenüber gestern Abend von 70,50 Dollar auf 72,27 Dollar. Man sieht im Chart, der zwölf Monate zurückreicht, den wochenlangen Absturz wegen Bedenken über weniger Ölnachfrage.

Chart zeigt Ölpreis-Entwicklung der letzten zwölf Monate

China hilft Ölpreis auf die Sprünge

Der Ölpreis stieg, nachdem die chinesischen Behörden ein Konjunkturpaket vorgestellt hatten, und ein großer israelischer Angriff auf Ziele der Hisbollah im Libanon sorgte weiterhin für Spannungen im Nahen Osten, so die aktuelle Einordnung von Bloomberg. Weiter wird berichtet: Der Gouverneur der People’s Bank of China, Pan Gongsheng, kündigte heute bei einer Pressekonferenz eine Reihe von Konjunkturmaßnahmen an, da die Entscheidungsträger ihren bisher weitesten Schwenk machten, um das diesjährige jährliche Wachstumsziel von etwa 5 % zu erreichen.

Die Sorgen um die nachlassende chinesische Wirtschaft und die Aussicht auf ein höheres Angebot der OPEC+ haben zusammen den Ölpreis fallen lassen, der in diesem Quartal bisher um etwa 13 % gesunken ist. Die heute angekündigten Maßnahmen – darunter die Ankurbelung der Kreditvergabe der Banken an Verbraucher und Unternehmen und eine Senkung des kurzfristigen Leitzinses der PBOC – könnten das Wachstum und die Energienachfrage des weltweit größten Ölimporteurs stützen.

„Die Anreize sind keine große Bazooka, die die Rohstoffpreise in die Höhe treibt, sondern zielen vielmehr darauf ab, die chinesische Wirtschaft auf ihr Wachstumsziel von 5 % zu bringen“, sagte Bjarne Schieldrop, Chef-Rohstoffanalyst bei der SEB AB. “Die geplante Fördermengenerhöhung durch die OPEC+ hängt wie eine dunkle Wolke über dem Markt.“

Im Nahen Osten griff Israel Ziele im Südlibanon an und tötete fast 500 Menschen am tödlichsten Tag der Angriffe seit dem Krieg mit der Hisbollah im Jahr 2006. Der Iran, der die Gruppe unterstützt, hatte zuvor erklärt, er sei bereit, die Spannungen abzubauen. Die Optionsmärkte haben seit Beginn der jüngsten Eskalation geringere Prämien für bärische Put-Optionen berechnet.

Auch die Ölmarkt-Expertin Amena Bakr sieht heute den China-Stimulus aus Grund für den Ölpreis-Anstieg.

Kommentar

FMW: Noch befindet sich der Ölpreis im größeren Bild immer noch auf einem eher niedrigen Niveau. Zu niedrig für Saudi-Arabien und andere Golfstaaten, um die eigenen Staatshaushalte ordentlich mit Einnahmen zu versorgen? Nach wie vor – so meine Meinung – könnten die Saudis plötzlich sogar Fördermengenkürzungen verkünden, um den Ölpreis endlich kräftiger ansteigen zu lassen. Denn eine Verknappung des Angebots pusht nun mal die Preise.

Eskalation im Nahost-Konflikt lässt Ölpreis steigen

Die Rohstoffexperten der Commerzbank sehen eher die Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah als Grund für den steigenden Ölpreis. Dazu sei gesagt: Seit Jahren zeigt sich immer wieder, dass geopolitische Ängste, die eine mögliche Einschränkung der Öl-Lieferungen aus dem Nahen Osten andeuten, schnell in sich zusammenfallen. Bisher gab es nie wirklich ernsthafte Unterbrechungen mit Lieferungen für Asien, Europa oder Nordamerika. Man weiß natürlich nie, ob es diesmal anders kommt. Aber man sollte dies im Hinterkopf behalten. Hier zeigen wir auszugsweise die aktuellen Aussagen der Commerzbank-Experten: Die Ölpreise verzeichneten in der vergangenen Woche Anstiege um 4% (Brent) bzw. 4,8% (WTI). Bei Brent war es der stärkste Wochenanstieg seit April, bei WTI seit Februar. Damit wurden die massiven Verluste von Anfang September allerdings nur teilweise wieder rückgängig gemacht. Sowohl der Brent-Ölpreis als auch WTI handeln noch immer unter den Niveaus von Ende August. Für Auftrieb sorgt die jüngste Eskalation des Nahost-Konflikts. Am Wochenende kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Israel und der schiitischen Terrormiliz Hisbollah im Süden Libanons. Auslöser war die Tötung von zahlreichen Hisbollah-Mitgliedern durch gezielte Explosionen von Funkgeräten in der vergangenen Woche, für die Israel verantwortlich gemacht wird.

Es ist unwahrscheinlich, dass der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah zu Angebotsausfällen am Ölmarkt führt, sofern es bei einer weiteren Eskalation nicht zu einem Angriff Israels auf die Ölinfrastruktur des Iran kommt oder dieser die Durchfahrt durch die Straße von Hormus erschwert. Das Risiko dafür erachten wir nach wie vor als sehr gering. Für eine deutliche Ausweitung der Risikoprämie auf den Ölpreis und einen weiteren Preisanstieg besteht daher unseres Erachtens kein Anlass.

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

2 Kommentare

  1. Der Ölpreis stieg einerseits nach dem im obigen Bericht genannten großen israelischen Angriff auf den Libanon. Gleichzeitig erklärt aber der iranische Staatspräsident Dr. Massud Peseschkian lt. der iranischen Nachrichtenagentur irna.ir gegenüber UN-Generalsekretär Antonio Guterres, er sei besorgt über die Ausbreitung des Konflikts in der gesamten Region. Der Ölpreis agiert somit aktuell auch als Frühindikator.

    1. Da eventuell mit dem Ausfall iranischer Öllieferungen im Zusammenhang mit der Straße von Hormus gerechnet werden muss, nutzen sowohl Erdölanbieter, als auch Erdölabnehmer aktuell möglicherweise das Finanzprodukt Rohstoffsicherungsgeschäft/Hedgefonds.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage