FMW-Redaktion
Im Februar sah die Stimmung für den Ölpreis noch recht bullisch aus. Die OPEC ließ durchblicken, dass man seine Fördermenge deutlich stärker kürzt als notwendig, und dass die Kürzungen durchgezogen werden müssen, auch wenn sie viel höher ausfallen als benötigt. Die Saudis hatten sich sozusagen geopfert für höhere Preise. Damit verzichteten sie unausgesprochen auf Marktanteile, die von den Frackern in Anspruch genommen werden. Diese Opferung basiert auf der Annahme, dass die Fracker gar nicht so schnell die Förderung hochfahren können, wie die OPEC ihre Menge kürzt. Das war grundsätzlich als positiv für den Ölpreis auszulegen
Gestern dann folgte die Aussage der Internationalen Energie-Agentur (IEA), dass die USA und andere Förderer in den nächsten fünf Jahren massiv mehr fördern und die steigende Nachfrage locker abdecken können. Das ist grundsätzlich als negativ für den Ölpreis auszulegen.
Erneuter Schwenk für den Ölpreis
Und heute gibt es für den Ölpreis wieder positive Aussagen. Auf einer extrem wichtigen Öl-Konferenz in Houston (CERAWeek), wo neben den Frackern aus den USA auch wichtige OPEC-Vertreter anwesend waren, hat man neue Aussagen in den Ring geworfen. So machten anwesende OPEC-Vertreter Aussagen über die desaströsen Fördermengen-Einbrüche in Venezuela. Die Andeutungen kann man so interpretieren, dass es dort weiter bergab geht, und niemand zu Hilfe eilt. Die technische Rückständigkeit und offenbar auch massive Korruption hatten zuletzt dazu geführt, dass Ölarbeiter beim staatlichen Ölkonzern in Venezuela PDVSA in großer Zahl der Arbeit fern blieben usw. Das dürfe die Fördermenge der OPEC insgesamt weiter drücken.
Der amtierende OPEC-Präsident Suhail Mohamed Al Mazrouei aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sagte einerseits, dass bislang keine Verlängerung der Kürzungen in das Jahr 2019 hinein diskutiert worden sei. Aber es gäbe immer noch einen Überhang bei der Angebotsmenge. Einige Finanzanalysten bewerten alle auf der Konferenz von den OPEC-Offiziellen gemachten Aussagen als bullisch für den Ölpreis. Heute so, morgen so, und übermorgen wieder andersrum?
Die grundlegende und übergeordnete Tendenz scheint zu sein (so unsere Meinung), dass der Ölmarkt (Analysten, Termintrader etc) in den nächsten Jahren durch starkes Nachfragewachstum höhere Ölpreise erwartet. Das ist nicht unsere Meinung, aber das scheint zumindest im großen Bild viele Details rund um OPEC, IEA und die Fracker zu überlagern. Die Fracker pumpen, die OPEC kürzt – das scheint sich irgendwie ganz grob gesagt gegenseitig aufzuheben. Übrig bleibt das Nachfragewachstum.
Seit gestern Nachmittag ist WTI-Öl von 61,50 bis jetzt auf 63,08 Dollar gestiegen. Damit befindet sich der Ölpreis immer noch in dem charttechnischen Korridor zwischen 66,50 und 58 Dollar, welchen wir am 1. März angesprochen hatten. Läuft der WTI-Ölpreis über die Marke von 66,50 Dollar, ist der Weg nach oben aus charttechnischer Sicht erst einmal frei. Im Augenblick (!) sieht die Tendenz eher nach einem Angriff auf diesen Widerstand bei 66,50 Dollar aus. Das kann sich am Ölmarkt aber immer schnell ändern.
Der WTI-Ölpreis seit Anfang Januar.
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