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Ölpreis im Fokus – OPEC+ mit Entscheidung über Fördermenge

Öl-Pumpe vor Sonnenuntergang

Diese ganze Woche war der Ölpreis besonders stark im Fokus der Börsianer. Am Montag sollte sich die OPEC (Kartell für Erdölproduktion) eigentlich schon auf ihre Meinung für eine neue Öl-Fördermenge ab Januar einigen. Dann sollte die sogenannte Gruppe OPEC+ (Mitglieder der OPEC und externe Länder wie Russland etc) am Dienstag eine Gesamtentscheidung treffen. Aber die OPEC kam am Montag zu keiner Entscheidung, und das große Meeting der OPEC+ wurde auf heute vertagt. Seitdem weiß der Ölpreis nicht so wirklich, ob er steigen oder fallen soll. Aber jetzt haben wir endlich eine Entscheidung.

OPEC+ entscheidet sich für mehr Fördermenge

Eigentlich hoffte der Markt, dass OPEC+ ab Januar die Fördermenge für Öl nicht ausweiten würde. Das hätte dem Ölpreis womöglich mehr geholfen. Aber man hat sich ganz aktuell auf einen Kompromiss zwischen zwei Lagern geeinigt. Ab Januar werden die bisherigen Mengenkürzungen von insgesamt 7,7 Millionen Barrels pro Tag um 500.000 Barrels pro Tag auf 7,2 Mio reduziert. Es fließen also ab Januar offiziell 500.000 Barrels pro Tag mehr auf den Weltmarkt – eigentlich ist das eine Belastung für den Ölpreis.

Ab Januar sollen von OPEC und OPEC+ monatliche Treffen abgehalten werden, um die aktuelle Marktlage und eventuell weitere Anpassungen der Fördermenge zu prüfen. Bei diesen Treffen können weitere Reduzierungen der Kürzungen (also Produktionsausweitungen) um jeweils bis zu 500.000 Barrels pro Tag je Monat vorgenommen werden. Also könnte man ab Januar bis April maximal 2 Millionen Barrels pro Tag mehr Öl fördern.

Auch hat man heute beschlossen, dass diejenigen Teilnehmer dieser Vereinbarung bis Ende März 2021 die Fördermengen zusätzlich zu kürzen haben, die bisher zu viel Öl produziert hatten. Frage: Ob das wirklich funktioniert? Bisher gelang das nie so richtig, und weiterer Ärger bei OPEC und OPEC+ ist vorprogrammiert. Ehrlich gesagt (kleines FMW-Fazit): Das wirkt wie ein fauler Kompromiss, bei den Saudis und VAE ihre Zähne mit Pattex zusammenbeißen mussten. Man darf vermuten, dass Länder wie der Irak und einige andere munter drauf los fördern, und dass die Produktionssteigerung im Januar höher als 500.000 Barrels pro Tag ausfällt.

Szenarien für den Ölpreis

Das Szenario des großen Crash im Ölpreis, welches ich gestern erläutert hatte (siehe hier), scheint erstmal abgewendet zu sein. Aber man sollte nie vergessen: Es bleibt eine Möglichkeit in den nächsten Monaten, dass die Saudis über die vermutliche Disziplinlosigkeit anderer Förderländer so sauer sind, dass man seinen letzten Joker zieht, den Markt brutal mit viel zusätzlicher Fördermenge flutet und damit den Ölpreis zum Kollabieren bringt, wie man es schon im März tat. Dann würden die anderen Förderländer an den Verhandlungstisch kommen und wohl wieder zugänglicher für echte verbindliche Mengenkürzungen sein?

Aktuell notiert der WTI-Ölpreis mit 45,76 Dollar gut 50 Cents höher als noch vor ein paar Stunden. Diese jetzige Einigung auf mehr Fördermenge bewirkt also erstaunlicherweise keinen Abrutsch im Ölpreis. Abwarten, wie der Markt die Lage morgen einschätzt. Im Chart sehen wir den Ölpreis-Verlauf in den letzten 30 Tagen.

Ölpreis im Verlauf der letzten 30 Tage



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