Erst gestern schrieben wir darüber, dass der Ölmarkt die desaströse Corona-Lage in Indien offenbar wieder ignoriert, und damit auch die möglicherweise schwindende Öl-Nachfrage aus dem 1,3 Milliarden Einwohner-Land. Der Ölpreis stieg an. Mehr zu fokussieren scheint man sich jetzt wieder auf die zunehmende Nachfrage in Europa und Nordamerika, wo die Impfungen nach und nach umgesetzt werden, und damit die Hoffnungen auf das Wiederhochfahren der Volkswirtschaften zunehmen. Und mehr wirtschaftliche Aktivität bedeutet mehr Öl-Nachfrage.
Ölpreis fällt
Seit dem Hoch am 8. März bei fast 68 Dollar und einem vorher monatelang kräftig steigenden Markt befand sich WTI-Öl seitdem in einer Konsolidierungsphase. Im April ging es von unter 60 Dollar wieder bergauf auf bis auf einen Höchstwert von 65,42 Dollar gestern Nachmittag. Seitdem fällt der WTI-Ölpreis auf aktuell 63,49 Dollar. Geht es nun weiter bergab, weil man die letzten Tage doch zu optimistisch war?
Experte Eugen Weinberg mit klarer Meinung
Eugen Weinberg von der Commerzbank ist vermutlich der führende Rohstoff-Experte in Deutschland. Er hat in seinem heutigen Kommentar zum Ölmarkt klar Stellung bezogen. Die Stimmung am Ölmarkt sehe trotz der heute fallenden Kurse sehr zuversichtlich aus. Der Markt schaue durch die aktuelle pandemiebedingte Nachfrageschwäche in Indien hindurch und rechne mit einem massiven Anstieg der Nachfrage und einem weiteren Abbau der Lagerbestände in der zweiten Jahreshälfte, so Eugen Weinberg.
Das aktuelle Umfeld am Ölmarkt würden viele Marktbeobachter als „Goldlöckchen-Szenario“ ansehen, wobei sich der Markt in genau der richtigen Situation befinde, in der alles stimmt. Der Ölpreis sei weder zu hoch, noch zu niedrig. Ebenso scheine die Angebots-Nachfrage-Situation ausgewogen. Man sehe zwar durchaus Risiken sowohl seitens der hohen Nachfrageerwartungen als auch des möglicherweise verfrüht steigenden „OPEC+“-Angebots. Eine starke Korrektur scheine jedoch aus aktueller Sicht nicht mehr wahrscheinlich, so seine Meinung.
Im Chart sieht man den Verlauf im WTI-Ölpreis seit dem 16. Februar.
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