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Ölpreis springt durch die Nachrichtenflut – welcher ALGO soll das verarbeiten?

Ölpumpe Beispielbild

Börsianer wissen: Bedeutende Teile der Handelsvolumen werden von autonom laufenden Computerprogrammen erbracht (Algorithmen oder abgekürzt auch als ALGOS bezeichnet), und das nicht nur bei Rohstoffen. Je nach Markt beherrschen sie das kurzfristige Handelsgeschehen, mal mehr, mal weniger. Menschen programmieren diese ALGOS auf bestimmte Ereignisse. Passiert dies und jenes, soll der ALGO binnen Bruchteilen von Sekunden eine bestimmte Handelsstrategie in einem Index, einer Währung, einem Rohstoff usw ausführen. So wird auch der Ölpreis rauf und runter gejagt.

Aber so schnell wie Öl aktuell rauf und runter springt, und so schnell wie die Nachrichten zum Beispiel heute auf den Ölmarkt einprasseln… da darf die Frage erlaubt sein: Welcher ALGO soll das verarbeiten und dann noch in sinnvolle Trades umsetzen können? Es ist gut denkbar, dass das heutige Chaos im Ölpreis auch mit dadurch verursacht wird, dass die ALGOS verrückt spielen, weil sie nicht mehr wissen, welche Nachrichten wie gewichtet werden sollen. Und auch darf man wohl fragen, ob die ALGOS grundsätzlich überhaupt noch in der Lage sind einige Ereignisse zu verarbeiten und zu interpretieren.

Nachrichtenlage überflutet den Ölmarkt

Gestern kamen chinesische Importdaten auf den Tisch, die den fünften Monat in Folge rückläufig waren. Heute melden die Chinesen, dass die Erzeugerpreise im September so stark gefallen sind wie seit drei Jahren nicht mehr. Dann gab es heute erst Meldungen aus China, dass man die Sichtweise von Donald Trump von seiner PK von Freitag Abend teile (toller Handelsdeal mit China). Dann folgten zwei Stunden später Aussagen aus China, dass man die USA dazu auffordere doch bitte erstmal Zölle gegen China abzuschaffen. Dazu kam um 11 Uhr noch der deutsche ZEW-Index, der zwar schlecht ausfiel, aber nicht so schlecht wie erwartet.

Ach ja. Und dann kommt mal ganz nebenbei noch der Generalsekretär der OPEC. Heute hat er sich in einer Rede zu den Fördermengenkürzungen des Kartells geäußert. Die OPEC und ihre Partner (vor allem Russland) würden sich dazu verpflichten auch nach 2020 die Stabilität am Ölmarkt zu gewährleisten. Gut, so eine Aussage zwei Monate vor dem offiziellen OPEC-Treffen in Wien ist wohl eher allgemeiner Natur. Dennoch ist so eine Aussage natürlich eher bullisch für den Ölpreis, weil damit klar wird, dass das Kartell wohl auch nächstes Jahr Mengen kürzen will, oder zumindest die jetzigen Kürzungen fortsetzen will. Nochmal: Welcher von Menschen programmierte ALGO soll diese Flut an Nachrichten sinnvoll in Trades umsetzen? Ach ja, und ganz frisch vor wenigen Augenblicken hat mal eben noch kurz der IWF seine Wachstumsaussichten für die globale Konjunktur gesenkt auf den schlechtesten Wert seit der Finanzkrise.

Ölpreis fällt und steigt

Das Resultat sieht man aktuell im Auf und Ab am Ölmarkt. Der WTI-Ölpreis (im Chart seit gestern Abend) war gestern bis heute früh tendenziell weiter fallend. Als dann heute früh der Abrutscher kam ab 10:45 Uhr deutscher Zeit von 53,30 auf 52,37 Dollar, dachten wohl viele Trader: Phantastisch, der Markt rauscht immer weiter runter, wir gehen auch short. Tja, und dann? Dann kam die Gegenbewegung. Bis jetzt ist dieser Abrutscher komplett ausgeglichen worden.

WTI Ölpreis Verlauf seit gestern Abend

Im etwas größeren Bild (Verlauf seit 4. September) sieht man, dass der Ölpreis immer noch in einer fallenden Gesamttendenz läuft. Ist die Bewegung in den letzten zehn Tagen eine Art Bodenbildung? Puuhhhhhh, dafür ist die Lage immer noch viel zu wackelig. Nachdem die Chinesen wieder Probleme machen, könnte Donald Trump schnell wieder negativ auf den Ölpreis einwirken, mit einem neuen Grantler-Tweet? Möglich ist alles. Ach ja… gestern waren in den USA die Börsen zwar offen, aber es war ein Bankfeiertag. Deswegen werden die API-Daten für Rohöllager in den USA erst morgen Abend verkündet, und die staatlichen Lagerbestände erst am Donnerstag um 17 Uhr deutscher Zeit. Nach aktuellen Marktgerüchten könnten die Lagerbestände weiter ansteigen. Bringt dieses wahrscheinlich weiter steigende Überangebot und/oder dieser Nachweis einer Nachfrageschwäche einen weiter fallenden Ölpreis?

Ölpreis WTI seit 4. September

Anmerkung: Da gab es wohl Chaos in den Terminkalendern der Datenanbieter. Erst sollten die EIA-Daten trotz Feiertag in den USA am Mittwoch veröffentlicht werden, nun ist es doch wieder der Donnerstag geworden um 17 Uhr deutscher Zeit.



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1 Kommentar

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