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Ölpreis fällt – China-Daten schlecht – Achtung vor Russland-Embargo

China-Daten belasten heute den Ölpreis. Aber jetzt dreht der Markt schon wieder. Droht doch in Kürze das Öl-Embargo der EU gegen Russland?

Öl-Bohrinsel

Gegenüber Freitag Abend ist der Ölpreis heute Vormittag gefallen. Brent-Öl fällt von 111,48 Dollar auf vorhin 109,11 Dollar im Tief. Der Markt hat sich aber bereits wieder erholt auf aktuell auf 110,93 Dollar. Die Gemengelage ist für Shorties aktuell recht wacklig. Schauen wir auf das Pro und Contra bei Öl.

Ölpreis fällt wegen schlechten Daten aus China

Je schlechter die konjunkturelle Lage, desto weniger Öl fragt eine Volkswirtschaft nach. Und China ist nun mal ein gigantisch großer Öl-Nachfrager. Aktuelle Daten zeigen die rückläufige Nachfrage, weswegen man den heute Vormittag zeitweise geschwächten Ölpreis auf China zurückführen kann. Im April wurde in China mit umgerechnet 12,6 Millionen Barrel pro Tag in Raffinerien so wenig Öl verarbeitet wie zuletzt im Corona-Lockdown im März 2020. Heute wurde auch die chinesische Industrieproduktion für April veröffentlicht mit -2,9 Prozent im Jahresvergleich – bei Erwartungen von +0,4 Prozent. Und die Einzelhandelsumsätze gingen sogar um 11,1 Prozent zurück, bei Erwartungen von -6,1 Prozent. Solch negativen Werte in China kann man wohl klar auf die umfangreichen Corona-Lockdowns der letzten Wochen zurückführen.

Achtung – neuer Anlauf für Russland-Embargo der EU

Letzte Woche hatten wir die Lage, dass der Ölpreis anstieg, weil man sich am Markt offenbar auf die Angst vor einem Öl-Lieferstopp Russlands oder einem europäischen Öl-Embargo fokussierte. Ich verwies aber auf die Möglichkeit einer schnellen Änderung der Lage, wenn man wieder verschärft auf die Lockdown-Maßnahmen in China blickt, und die daraus resultierende schwächere Öl-Nachfrage. Dieses Szenario scheint heute ein paar Stunden gegolten zu haben. Aber aktuell schwenkt man offenbar wieder um auf das große Szenario der Verknappungsangst in Europa. In Brüssel versucht man weiterhin ein großes europäisches Öl-Embargo gegen Russland hinzubekommen, so auch diese Woche.

Expertin weist auf Wichtigkeit für mögliches Öl-Embargo hin

Die Expertin Barbara Lambrecht von der Commerzbank weist in ihrer aktuellen Ölmarkt-Anlayse darauf hin, dass das mögliche Öl-Embargo der EU gegen Russland dem Ölpreis wieder Auftrieb geben kann. Heute kommen die EU-Außenminister wieder zusammen. Dabei dürfte ihrer Aussage nach nach Möglichkeiten gesucht werden, Ungarns Blockadehaltung gegen das Öl-Embargo aufzulösen. Denn an der passiven Haltung Ungarns mangelt es eben noch – denn das Land ist bislang stark abhängig von Lieferungen aus Russland.

Meinung

Meine persönliche Meinung: Auf Daten wie heute früh aus China schaut der Ölmarkt eher kurzfristig. Aber das mögliche Öl-Embargo gegen Russland ist ein viel heißeres Eisen, welches den Ölpreis am Terminmarkt schnell pushen kann. Kommen heute Anzeichen auf, dass Ungarn überzeugt werden kann, könnte es im Ölpreis womöglich ruckartig aufwärts gehen! Denn dann müssten die EU-Staaten noch größeren Druck als ohnehin schon haben, außerhalb Russlands auf dem internationalen Markt große Mengen Öl als Ersatz für die russischen Lieferungen zu finden. Das drückt wohl die Preise nach oben.

Brent-Ölpreis im Verlauf der letzten 30 Tage Brent-Ölpreis im Verlauf der letzten 30 Tage.



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3 Kommentare

  1. Vielleicht sind die Russen oder die Ukrainer mit dem Embargo, bzw. einer nach Erpressung riechenden Abschaltung schneller, als die EU.

  2. Im Rahmen des im Bericht genannten aktuellen EU-Außenministertreffens ist der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell skeptisch, daß es in Sachen russisches Öl-Embargo zu einem schnellen Durchbruch komme/kommt. Die Bundesministerin des Auswärtigen Annalena Baerbock hingegen geht davon aus, daß man diesbezüglich in Kürze zu einem gemeinsamen Ergebnis komme. Wie sich die genannte Diskussion in den kommenden Tagen auf den Ölpreis auswirkt, bleibt wohl abzuwarten.

  3. Unternehmensvertreter in der Region Berlin-Brandenburg lehnen wegen der Versorgungsrisiken ein russisches Öl-Embargo ab, und werfen dem Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck hierbei vor, das Problem zu bagatellisieren. Auch die Novellierung des Energiesicherungsgesetzes sehen die Wirzschaftsvertreter kritisch, da sie hierbei eine sofortige Aussetzung von Öllieferungen durch Vertragsbruch fürchten.

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