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Erwartete Schwächung der Ölnachfrage Ölpreis fällt kräftig auf 11-Monatstief – China ist das Problem

Der Ölpreis fällt auf ein 11-Monatstief. Corona-Restriktionen und Proteste in China dämpfen voraussichtlich die dortige Nachfrage nach Öl.

Der Ölpreis fällt heute auf das tiefste Preisniveau seit elf Monaten. Freitag Vormittag noch bei über 79 Dollar, so sehen wir jetzt einen Preis von unter 74 Dollar im amerikanischen WTI-Ölpreis – im Chart sehen wir den Kursverlauf seit Februar 2021. Europäisches Brent-Öl fällt von Freitag früh bei 86,50 Dollar auf aktuell 81,27 Dollar. Schon seit mehreren Wochen ist die Tendenz abwärts gerichtet. Das Problem heißt China. Je geringer die Nachfrage nach Öl in dem Riesenreich, desto mehr Abwärtsdruck entsteht auf die Preise an den global entscheidenden Terminmärkten für Öl.

Kursverlauf im WTI-Ölpreis seit Februar 2021

Harte Corona-Restriktionen und Proteste in China wirken negativ auf den Ölpreis

Eine Welle von Unruhen in China straft Risikoanlagen ab, und die Aussichten für die Energienachfrage wurden eingetrübt, was die Spannungen auf dem ohnehin schon fragilen globalen Rohölmarkt noch verstärkte, so Bloomberg aktuell. Am Wochenende brachen im größten Rohölimporteur der Welt Proteste gegen die strengen Anti-Virus-Beschränkungen aus, darunter Demonstrationen in Peking und Schanghai, die zu Beginn der Woche einen breiten Ausverkauf bei Rohstoffen auslösten. Die seltene Demonstration des Trotzes lässt die Gefahr eines harten Durchgreifens der Regierung steigen.

Die Unruhen in China begünstigten den US-Dollar als Zufluchtsort und machten Rohstoffe weniger attraktiv, während sie die Mobilität in China beeinträchtigten. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Behörden mit strengeren Maßnahmen reagieren, da die Zahl der Covid-19-Fälle in diesem Monat einen Rekord erreicht hat, obwohl andere darauf spekulieren, dass das Tempo der Lockerung zunehmen könnte. Der Rückgang im Ölpreis ist die jüngste Wendung in einem turbulenten Zwölfmonatszeitraum, in dem der Krieg in der Ukraine, die aggressive Straffung der Zentralbanken zur Bekämpfung der Inflation und Chinas unnachgiebige Versuche, Covid-19 auszurotten, für Volatilität gesorgt haben. In den letzten Tagen haben Diplomaten der Europäischen Union Gespräche über eine Obergrenze für russische Rohölpreise geführt, die am Montag fortgesetzt werden sollen.

„Die Stimmung auf dem Ölmarkt ist nach wie vor negativ, und die Entwicklungen am Wochenende in China werden sicherlich nicht helfen“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Groep NV in Singapur.

Daten von Baidu über Verkehrsstaus zeigten, dass der Verkehr zu Spitzenzeiten in den chinesischen Großstädten am Montagmorgen stark zurückging. In der Hauptstadt Peking ging das Verkehrsaufkommen im Vergleich zum Vorjahr um 45 % zurück, während es in Guangzhou 35 % weniger waren. Nach Angaben des Daten- und Analyseunternehmens Kpler könnte die chinesische Ölnachfrage in diesem Quartal durchschnittlich 15,11 Millionen Barrel pro Tag betragen, gegenüber 15,82 Millionen vor einem Jahr. Die Nachfrageaussichten werden sich eher verschlechtern als verbessern“, sagte Fenglei Shi, Direktor für den Ölmarkt im Großraum China, Midstream und Downstream bei S&P Global Commodity Insights, und verwies auf einen Anstieg der Sperrungen.

Andere Faktoren am Ölmarkt

Neben China bewerteten Händler auch den Schritt der USA, dem Großkonzern Chevron eine Lizenz zur Wiederaufnahme der Ölförderung in Venezuela zu erteilen, nachdem die Sanktionen vor fast drei Jahren alle Bohrungen gestoppt hatten. Die Erleichterung der Sanktionen erfolgte, nachdem norwegische Vermittler die Wiederaufnahme der politischen Gespräche zwischen Präsident Nicolas Maduro und der Opposition am Wochenende angekündigt hatten. FMW: Das ist ein weiterer senkender Faktor für den Ölpreis, wenn neue Förderkapazitäten erschlossen werden.

Bloomberg schreibt weiter: Wichtige Marktkennzahlen deuten auf schwächere Bedingungen hin. Der Prompt-Spread von WTI – die Lücke zwischen den beiden nächstgelegenen Kontrakten – lag bei 17 Cent pro Barrel in einem rückläufigen Contango-Muster, verglichen mit $ 1,29 pro Barrel in Backwardation vor einem Monat.

In Europa können die EU-Mitglieder noch keinen Konsens darüber erzielen, wie streng die von der G7 geführte Preisobergrenze für russisches Öl sein soll. Während Polen und die baltischen Staaten einen Vorschlag für eine Obergrenze von 65 Dollar pro Barrel ablehnen, weil dies Moskau gegenüber zu großzügig wäre, sprechen sich Schifffahrtsnationen wie Griechenland für ein höheres Niveau aus. Russland hat erklärt, dass es Ölverkäufe an alle Teilnehmer so einer Preisobergrenze verbieten wird.

Eine Aufwertung des US-Dollars verteuert in der Regel die in dieser Währung gehandelten Rohstoffe für Importeure – dies kann also negativ auf den Ölpreis einwirken. Als Händler die Entwicklungen in China verfolgten, stieg ein Bloomberg-Indikator für den Greenback um bis zu 0,5 %.

FMW/Bloomberg/Chart TradingView

Öl-Bohrstelle in Texas
An active oil drilling rig stands in Midland, Texas. Photographer: Matthew Busch/Bloomberg


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1 Kommentar

  1. Die Bolivarische Republik Venezuela ist OPEC+-Mitgliedsland(,)und sollte daher zur globalen Ölversorgung beitragen können/Staatspräsident Nicolas Maduro spricht sich für eine multipolare Außen(wirtschafts)politik auf Grundlage der UN-Charta aus.

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