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Sorgen um Ölnachfrage Warum der Ölpreis unter die Niveaus vor dem OPEC-Schock fällt

Die Sorge um eine Rezession in den USA nimmt zu. Der fallende Ölpreis hat sogar die Gewinne nach dem OPEC-Schock mehr als aufgefressen.

Der Ölpreis befindet sich seit Tagen im Abwärtsmodus. Und erstaunlich: Die Gewinne, die seit Montagsanfang entstanden, sind inzwischen mehr als nur verloren worden! Schauen wir auf den folgenden Chart. Am 2. April verkündete die OPEC völlig überraschend, man werde ab Mai 1,15 Millionen Barrels Öl pro Tag weniger fördern. Globale Angebotsverknappung, das pushte den Ölpreis zügig um gut 5 Dollar nach oben, siehe Aufwärtspfeil.

Aber wie man gut sehen kann: Seit Mitte April fällt WTI-Öl wieder ab, von Hochs über 83 Dollar auf aktuell 74,90 Dollar. Damit fällt der Ölpreis sogar unter das Niveau, das kurz vor der OPEC-Verkündung gesehen wurde bei 75,50 Dollar. Das ist mal eine Ansage! Nicht mal die geringeren Öl-Lagerbestände (-5,1 Million Barrels im Wochenvergleich) von gestern Nachmittag konnten dem Ölpreis einen Aufwärtsschub geben. Denn eigentlich bedeuten weniger Lagerbestände mehr Ölnachfrage, oder weniger Produktion, was positiv auf den Preis wirken sollte.

Verlauf im amerikanischen WTI-Ölpreis seit dem 23. März

Also was ist hier los? Man kann die derzeitige Schwäche im Ölpreis wohl am besten mit der zunehmenden Sorge vor einer Rezession in den USA erklären. Heute kommt ein weiterer Indikator hinzu, der diese These stützt. Das Bruttoinlandsprodukt in den USA stieg im Quartalsvergleich mit +1,1 % weniger als erwartet (+2,0 %). Aber auch andere Indikatoren gaben in den letzten Tagen Anlass zur Sorge. Nicht alle Konjunkturdaten aus den USA waren in letzter Zeit schlechter als erwartet, aber beispielsweise der PhillyFed-Index und die Einzelhandelsumsätze verstärkten zuletzt die Befürchtung einer Rezession. Was das mit dem Ölpreis zu tun hat? Eine Rezession in diesem gigantischen Verbrauchsland bedeutet weniger Nachfrage nach Öl, was den Ölpreis fallen lassen sollte. Und die aktuelle Angst vor der Rezession lässt die Preise am Terminmarkt jetzt schon mal purzeln. Es ist, wie es ist: Die Börse handelt die Zukunft.



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3 Kommentare

  1. Exakt so wie ich es vorhergesagt hatte! Der tolle politisch getriebene OPEC Move ist wie der im Oktober 2022 wirkungslos verpufft, nur ging es dieses mal noch schneller.

  2. Zum Zeitpunkt, wo die Öl-Allianz OPEC+ ankündigte, die Ölfördermenge ab Mai d.J. zu kürzen, reagierte der Ölpreis als Frühindikator. Ich denke, es gilt nunmehr hierbei, die Entwicklung des Ölpreises ab Mai, somit also ab dem Zeitpunkt, wo definitiv weniger Öl-Allianz OPEC+ Öl zur Verfügung steht, anzuschauen.

  3. Hmmm, schaut euch mal die strategischen Ölreserven der Amis an: im April 4,5 Mio Barrel weniger. Alle scheinen vergessen zu haben, dass Biden bis September die strategischen Reserven anzapft – das große Bild sieht also ganz anders aus. Und die Bezinpreise in Amiland steigen und steigen….

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