Der Ölpreis erlebt (erst einmal) keinen Schock, und explodiert nicht nach oben. Nein, seit gestern Mittag von 115 Dollar fällt WTI-Öl auf aktuell 110,62 Dollar. Brent-Öl fällt seitdem von 122 Dollar auf aktuell 117,78 Dollar. Dabei gibt es zwei Faktoren zu beachten.
Kein EU-Importverbot für russisches Öl – Ölpreis kann etwas fallen
Tagelang war darüber spekuliert worden, ob die EU den USA folgen würde mit ihrem Importverbot für russisches Öl. Denn es gab aus dem Kreis der EU-Staaten einige Befürworter dieses Verbots. Aber vor allem das Schwergewicht Deutschland und einige andere Mitgliedsländer waren dagegen – denn ihre Abhängigkeit von Öl aus Russland ist immer noch zu hoch. Und einen drastischen Anstieg im Ölpreis in Folge so einer Verbotsverkündung könnte wohl niemand hierzulande brauchen – denn dann würde eine echte Verknappung an Öl drohen.
So kann sich der Ölmarkt erstmal entspannt zurücklehnen. Das Öl aus Russland kann weiter fließen – wenn es denn noch jemand in Europa abnehmen will. Aber was die nächsten Wochen rund um den Ukraine-Krieg noch bringen werden? Wird es weitere Eskalation geben, und damit auch weitere Sanktionsrunden des Westens, und ein Importverbot für Öl aus Russland rückt erneut auf die Agenda? Dies ist nun sehr unwahrscheinlich geworden, aber es ist nach wie vor nicht zu 100 Prozent auszuschließen.
IEA trägt zur Entspannung der Lage bei
Der Chef der Internationalen Energie-Agentur (IEA) Fatih Birol sagte gestern, dass man bereit sei – falls erforderlich – noch mehr Öl aus den staatlichen Reserven (der Mitgliedsländer) freizugeben. So eine mögliche Erhöhung des globalen Öl-Angebots hilft natürlich dem Ölpreis dabei etwas zu fallen.
Mehr Gas aus den USA – aber kein Wort zu Öl
Heute Vormittag hatten EU und USA in einer Pressekonferenz und einer großen Mitteilung öffentlichkeitswirksam verkündet, dass die EU viel zusätzliches Gas aus den USA importieren will, um die Abhängigkeit zu Russland zu verringern. Zum Thema Öl gab es aber keine Aussagen. Von dieser Seite gab es also keine Entlastung für den Ölpreis. Und so richtig stark ist er in den letzten 24 Stunden nicht gefallen. Die großen Sensationen von EU, NATO und G7 sind heute wohl nicht mehr zu erwarten. Und zumindest ist die große Angst vor einem Ölpreis-Schock erstmal vorbei. Aber die Lage bleibt angespannt – sonst hätte der Ölpreis in den letzten 24 Stunden viel stärker abrutschen können.
Der Chart zeigt den Kursverlauf im WTI-Ölpreis in den letzten 30 Tagen. Man sieht hier den kompletten Verlauf während des Ukraine-Kriegs.
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