Wochenlang war der Ölpreis kräftig angestiegen. Aber vor allem seit Anfang dieser Woche sehen wir Schwäche, mit einem Rückgang von 82 Dollar auf aktuell 79,13 Dollar bei WTI-Öl. Der TradingView Chart zeigt den Kursverlauf von WTI seit dem 20. Juni. Ist die Luft erstmal raus aus der kräftigen Rally, die vor allem auf dem Szenario basierte, dass der Weltmarkt eine Unterversorgung mit Öl erlebt dank Fördermengenkürzungen in Saudi-Arabien und Russland? Hier dazu aktuelle Expertenaussagen.
Ölpreis schwächelt – Aussagen der Saxobank
Die Experten der Saxo Bank schreiben heute früh über die derzeitige Schwäche im Ölpreis: „Die Rohölpreise konsolidieren sich weiterhin in der Nähe der 85 Dollar-Marke für Brent und der 80 Dollar-Marke für WTI, wobei sich die Aufwärtsrisiken aufgrund von Anzeichen für eine Lockerung der Angebotsverknappung verringern, da zusätzliche Barrel von Mitgliedern der OPEC, die nicht durch Quoten beschränkt sind, zugeführt werden könnten. Der Prompt-Spread für den Brent-Ölpreis wird mit 30 Cent pro Barrel so niedrig wie seit einem Monat nicht mehr gehandelt, was ein weiteres Zeichen für eine nachlassende Angebotsverknappung ist. Im Vorfeld des heutigen wöchentlichen Lagerbestandsberichts der US-Behörde EIA meldete das API einen Rückgang der Lagerbestände um 2,4 Millionen Barrel in der vergangenen Woche. Angesichts des jüngsten Schwungverlusts wird der Markt auf die Rede in Jackson Hole am Freitag sowie auf ein Update von Saudi-Arabien bezüglich seiner Produktionsabsichten für Oktober warten.“
Ölpreis hält Zwei-Tages-Verluste aufgrund von Nachfrageschwierigkeiten
Der Ölpreis bleibt nach einem zweitägigen Rückgang stabil, da die Sorgen über die nachlassende Nachfrage im Hauptimporteurland China durch einen von der Industrie finanzierten Bericht gemildert wurden, der auf einen Rückgang der US-Lagerbestände hindeutet, so deutet Bloomberg aktuell die Lage rund um die Ölpreis-Schwäche. Chinas stotternde Wirtschaft ist inzwischen die größte Bedrohung für die weltweite Rohstoffnachfrage, da die Verschlechterung der Wirtschaftstätigkeit und der Kreditströme die bescheidenen Wachstumsziele Pekings gefährdet.
Das von der Industrie finanzierte American Petroleum Institute (API) meldete, dass die landesweiten Lagerbestände an Öl in den USA in der vergangenen Woche um 2,4 Millionen Barrel gesunken sind – ein optimistisches Signal, falls die offiziellen Daten der Energy Information Administration, die später am Mittwoch veröffentlicht werden, dies bestätigen.
Der Anstieg des Rohölpreises seit Ende Juni ist in den letzten Sitzungen aufgrund der sich verschlechternden Aussichten in China, der Anzeichen dafür, dass die US-Notenbank ihre geldpolitische Straffungskampagne noch nicht beendet hat, und des stärkeren Dollars, ins Stocken geraten. Dies überschattete eine Marktverengung nach den Angebotskürzungen der OPEC+-Könige Saudi-Arabien und Russland.
„Wachsende Erwartungen, dass die US-Notenbank noch mehr mit ihrem Straffungszyklus zu tun hat, sowie die allgemeine Stärke des US-Dollar haben dem Ölmarkt starken Gegenwind beschert“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Groep NV. „Da die Fundamentaldaten jedoch weiterhin konstruktiv sind, gehen wir davon aus, dass eine Preisschwäche nur von relativ kurzer Dauer sein wird“.
Kommentar
FMW: Man sollte vorsichtig sein, jetzt eine Trendwende bei Öl gen Süden anzunehmen. Vor allem die Saudis haben die letzten Monate einige Anstrengungen unternommen, den Ölmarkt zu verknappen, damit der Ölpreis steigen kann. Das dürfte sie nicht so leicht aufgeben wollen. Eine gewisse Preisschwäche ist nach wochenlangen massiven Anstiegen aus markttechnischer Sicht auch durchaus normal und gesund.
FMW/Bloomberg
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Die genannte aktuelle Situation der Ölindustrie könnte Investoren veranlassen, ins Ölgeschäft zu investieren.