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Ölpreis zeigt Stärke – gegen den Rezessionstrend dank Libyen

Massive Ausfälle in Libyen helfen dem Ölpreis dabei die jüngste Schwäche hinter sich zu lassen. Öl koppelt sich vom schwachen Aktienmarkt ab.

Öl-Bohrinsel

Der Ölpreis zeigt sich extrem robust – entgegen dem allgemeinen Trend am Kapitalmarkt. Denn vor allem die Aktienmärkte zeigen mit ihren seit Tagen deutlichen Einbrüchen die aufkommende globale Rezessionsangst. Deswegen war auch der Ölpreis am Freitag und gestern um gut 4 Dollar gefallen. Aber bis jetzt sehen wir einen Anstieg, der diese Verluste wieder aufgeholt hat. WTI-Öl notiert bei aktuell 121,96 Dollar, Brent Öl bei 123,22 Dollar. Was ist hier los?

Ölpreis steigt an – Ausfälle in Libyen helfen deutlich

Die Rezessionsangst oder besser Panik ließ zuletzt auch den Ölpreis fallen. Und dann kommt von unverhoffter Seite Hilfe für die Öl-Bullen am Terminmarkt. Die Ölproduktion in Libyen ist fast vollständig zum Stillstand gekommen, da eine politische Krise zu Stilllegungen von Häfen und Ölfeldern geführt hat. Von durchschnittlich 1,2 Millionen Barrels Öl pro Tag im Vorjahr ist die Produktion laut Berichten nun um 1,1 Millionen Barrels pro Tag gesunken. Die Produktion hatte sich bereits Mitte April auf 600.000 Barrel pro Tag halbiert.

In Libyen kommt es derzeit zu einem erneuten Aufflammen der Gewalt, da zwei Politiker um das Amt des Ministerpräsidenten konkurrieren: Interimspremierminister Abdul Hamid Dbeibah und der dem Osten des Landes zuzurechnende Fathi Bashaga. Berichten zufolge sind die Gruppen, die Felder und Exportterminals stilllegen, dem Bashaga-Lager zuzurechnen. Seit Jahren herrscht in Libyen politisches Chaos. Wann und in welchem Umfang die Ölförderung und der Export wieder hochgefahren werden, ist unklar. Für den Ölpreis bedeutet das: Dem Weltmarkt wird gut 1 Million Barrel Öl pro Tag entzogen. Schlimmer konnte es nicht kommen.

In Zeiten, wo der Westen russisches Öl meidet, braucht man auf dem Weltmarkt so viel alternatives Öl wie nur irgend möglich – und dann das. Als stützender Faktor für einen Ölpreis, der drohte weiter abzurutschen, kommt dieser Ausfall in Libyen quasi wie gerufen. Die globale Nachfrage nach Öl ist vor allem dank des westlichen Ölembargos gegen russisches Öl hoch, die Reserven für Produkte wie Benzin sind gering. Daher kann dieser Ausfall in Libyen jetzt den Ölpreis jetzt erst einmal gut oben halten.

Öl koppelt sich ab vom Aktienmarkt

Der folgende TradingView Chart reicht bis zum 3. Juni zurück. Man sieht in orange den seit Mitte letzter Woche konstant fallenden Aktienmarkt (S&P 500 auf CFD-Basis). Dazu sieht man, wie der WTI-Ölpreis (blaue Linie) Freitag und Montag dem Aktienmarkt nach unten folgte, jetzt aber wieder das vorige höhere Niveau erreicht hat. Öl hat sich quasi von der Rezessionsangst am Aktienmarkt abgekoppelt, mit starker Hilfe durch die Verknappung der Angebotsseite durch die Ausfälle in Libyen. Morgen Abend verkündet die US-Notenbank ihre Zinsentscheidung. Werden dann die Karten wieder neu gemischt, kann die Rezessionsangst wieder stärker in den Fokus rücken?

Chart vergleicht Verlauf von Ölpreis mit S&P 500



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4 Kommentare

  1. Im Ölgeschäft sind politisch stabile Lieferländer erforderlich.

    1. Sehr gut erkannt! Gilt auch fürs Gasgeschäft. Genau aus diesem Grund können wir nicht länger auf die notorischen und pathologischen Lügner im Kreml bauen.

  2. Antwort und mögliche weitere ähnliche hierzu als demokratisch zur Kenntnis genommen.

    1. Dachte ich’s mir doch.

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