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Wochenlang massive Verluste Warum der Ölpreis derzeit wieder Auftrieb zeigt

Nach wochenlangen massiven Verlusten steigt der Ölpreis am Terminmarkt seit Donnerstag wieder spürbar an. Hier die Gründe.

Letzte Woche Mittwoch berichteten wir über den kräftig gefallenen Ölpreis. Vom 12. April bis zum 3. Mai war es ein Absturz um 13 Dollar im WTI-Öl! Und dann kam die Wende. Der Preis stürzte letzten Mittwoch nochmal so richtig kräftig in den Keller auf fast 65 Dollar. Lassen wir ganz kurzfristige Übertreibungen nach unten mal außer Acht, dann sah der WTI-Ölpreis letzte Woche Donnerstag im Tief Niveaus um die 67,60 Dollar. Seitdem geht es bis jetzt rauf auf aktuell 72,52 Dollar. Im Chart sehen wir den Kursverlauf seit dem 11. April.

Kursverlauf im WTI-Ölpreis auf CFD-Basis seit dem 11. April

Ölpreis steigt spürbar – Korrektur der Übertreibung

Die letzten Wochen war der Terminmarkt für Öl getrieben von der Angst vor einer Rezession in den USA. Daraufhin scheint es beim Absturz im Ölpreis wohl zu einer negativen Übertreibung gekommen zu sein. Wenn dann viele gewichtige Trader der Meinung sind, nun Short-Gewinne mitnehmen zu müssen – weil es langsam an der Zeit ist – dann sieht man gerne auch mal so eine schnelle Erholung im Ölpreis, weil die Trader ihre Shorts ja nur durch Käufe glattstellen können.

Rezession in den USA?

Wird die Rezession in den USA – wenn sie denn gerade tatsächlich anrollt – die Nachfrage nach Öl kräftig absenken, was den jetzt schon fallenden Ölpreis rechtfertigen könnte? Nun, am Freitag um 14:30 Uhr zeigten die US-Arbeitsmarktdaten für April: Die US-Arbeitslosenquote fällt auf 3,4 % (Prognose 3,6 %). Und: 253.000 neuen Stellen wurden in den USA im April geschaffen (Prognose +180.000). Also läuft die US-Konjunktur doch robuster als viele Analysten dachten. Das bedeutet für den Ölpreis? Womöglich doch weiterhin eine Ölnachfrage auf höherem Niveau, was der Terminmarkt sofort eingepreist hat. Seit Freitag 14:30 Uhr sehen wir einen Anstieg beim amerikanischen WTI-Öl um 2 Dollar.

Bloomberg-Aussagen

Während Befürchtungen über eine US-Rezession und Bankenzusammenbrüche die Märkte in letzter Zeit verunsichert haben und den Ölpreis (Rohöl) auf den niedrigsten Stand seit Ende 2021 drückten, deuten Signale der physischen Nachfrage darauf hin, dass zumindest ein Teil der jüngsten Preisschwäche übertrieben gewesen sein könnte, so die Aussage von Bloomberg. Am Montag war der Dollar den fünften Tag in Folge schwächer, was die Aussichten für Rohstoffe begünstigte.

In dieser Woche werden die Händler eine Reihe von Prognosen über die Entwicklung der zweiten Jahreshälfte erhalten. Die OPEC gibt am Donnerstag ihren monatlichen Überblick heraus, und davor legt die US Energy Information Administration am Dienstag ihren kurzfristigen Ausblick vor. Der weltgrößte Ölproduzent, Saudi Aramco, wird ebenfalls seine Ergebnisse bekannt geben.

Der Rohölpreis ist in diesem Jahr um etwa 11 % gesunken, da die aggressivste Straffungskampagne der US-Notenbank seit einer Generation die Befürchtung einer Konjunkturabschwächung oder Rezession in den USA schürt, obwohl die meisten Anleger inzwischen davon ausgehen, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger die Zinserhöhungen aussetzen werden. Der Rückgang kam trotz einer überraschenden Produktionskürzung durch die OPEC und ihre Verbündeten, darunter Russland, zustande. Es gibt jedoch kaum Anzeichen dafür, dass Moskau seine Fördermenge trotz des Versprechens, dies zu tun, bisher reduziert hat.

Die jüngste Schwäche im Ölpreis könnte „eine übermäßige Verstärkung der realwirtschaftlichen Dämpfung widerspiegeln, insbesondere angesichts der finanziellen Verflechtungen“, so Vishnu Varathan, Asien-Chef für Wirtschaft und Strategie bei der Mizuho Bank. Es bestehe nun das Risiko einer weiteren „OPEC-Angebotsreaktion oder zumindest eines Einknickens der Gruppe in dem Versuch, die Preise zu stützen“, sagte er.

Daten zufolge haben Spekulanten ihre Wetten gegen die Ölmärkte in der vergangenen Woche stark ausgeweitet. Die Geldverwalter verzeichneten den stärksten Anstieg ihrer Short-Positionen auf dem europäischen Dieselmarkt und erhöhten sie gleichzeitig so stark wie seit März letzten Jahres nicht mehr auf Brent. Auch die US-amerikanischen Rohöl- und Dieselmärkte verzeichneten nur wenige Wochen nach der OPEC+-Kürzung, mit der die Baisse eingedämmt werden sollte, einen Anstieg.

Goldman Sachs machte für den Rückgang im Ölpreis in den letzten drei Wochen einen „größtenteils makrofinanziellen Ausverkauf“ verantwortlich, heißt es in einer Notiz von Analysten wie Daan Struyven. Die Bank geht davon aus, dass der Weltmarkt in der zweiten Jahreshälfte zu „großen Defiziten“ tendieren wird, was für höhere Preise spricht. Der Prompt-Spread für die globale Referenzsorte Brent – die Differenz zwischen den beiden nächstgelegenen Kontrakten – lag zuletzt bei 26 Cent pro Barrel in Backwardation. Der Wert schwankte in der vergangenen Woche zwischen 37 Cent und 15 Cent pro Barrel in Backwardation.

FMW/Bloomberg/Chart TradingView



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1 Kommentar

  1. Hierzu warte ich den oben genannten Monatsbericht der Öl-Allianz OPEC+ ab.

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